Coffee to go – again and again

Wegwerf-Kaffeebecher machen ziemlich viel Müll. Um den zu reduzieren, starten in Wien und Kufstein Pfandsysteme für Coffee-to-go-Becher. Das Besondere daran: Zurückgeben kann man die Becher bei Automaten.

Die Mehrwegbecher von Cup Solutions sind zwar aus Plastik, können aber recyclet werden. Bild: Cup Solutions.

Der Coffe to go ist beliebter denn je – und hinterlässt seine Spuren: Mehr als 80 Millionen Einweg-Becher werden allein in Wien jedes Jahr weggeschmissen. Sie bestehen nicht aus Karton, wie man auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte, sondern aus Kunststoff, das nicht kompostierbar ist. 

Einige Städte haben deshalb Mehrwegsysteme für Kaffeebecher entwickelt. Eines davon wird gerade in Tirol eingeführt: In und um Kufstein können KaffeetrinkerInnen Mehrweg-Becher ausleihen, die aus Keramik bestehen. »Wir haben bisher das einzige System in Österreich, das ohne Kunststoff undmit einem Pfandsystem funktioniert«, sagt Thomas Ebner vom Standortmarketing Kufstein [das Standortmarketing Kufstein ist für die öffentliche Kommunikation und das Image der Stadt und der Region verantwortlich, Anm.]. 

Keramikbecher: Klimaneutral und hygienisch

Die Kufsteiner Becher werden klimaneutral in Tschechien und der Schweiz produziert und können für ein Pfand von zehn Euro ausgeliehen oder für denselben Preis gekauft werden. »Wir haben uns schlussendlich für Keramikbecher entschieden, weil sie nachhaltig produziert werden können. Zudem kann man Keramikbecher gut reinigen und ohne Hygienebedenken wieder ausgeben«, sagt Ebner. 

In und um Kufstein machen mit Start des Projekts zehn Bäckereien und Cafés mit – zum Beispiel die Bäckerei Hauber und das Café Inner. Dort können die Mehrwegbecher ausgeliehen und wieder zurückgebracht werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Becher bei Automaten abzugeben. Gereinigt werden die sie in den Partnerbetrieben. 

Die Fotografien auf den Keramikbechern sollen einen Bezug zur Region Kufstein herstellen. Bild: Standortmarketing Kufstein/Kleinheinz.

Die Idee, in Kufstein Mehrwegbecher einzuführen, stammt von einer Bäckerin: Sie hat nach einer Lösung gesucht, um den Müll der vielen Einwegbecher zu vermeiden. Als Einzelbetrieb ist das aber schwierig, deshalb hat sie die Idee beim Vorstand der LEADER-Region KUUSK (Kufstein und Umgebung, Untere Schranne – Kaiserwinkl) eingereicht. 

Über das LEADER-Programm – ein Maßnahmenprogramm der EU, bei dem Projekte im ländlichen Raum gefördert werden – wird das Projekt jetzt auch umgesetzt. »Das Mehrweg-Kaffeebecher-System ist zwar als solches ein Einzelprojekt, aber im Rahmen des LEADER-Programms werden in der Region auch andere nachhaltige Projekte umgesetzt – zum Beispiel ein E-Car-Sharing-System«, erklärt Ebner. 

Mehrwegbecher für den 1. Bezirk

Auch die Stadt Wien hat auf das Problem der Einweg-Kaffee-Becher reagiert. Gemeinsam mit dem Unternehmen Cup Solutions hat die Stadt ein System entwickelt, das ebenfalls auf Pfand basiert: Für einen Euro können Plastikbecher ausgeliehen werden, die anschließend über Automaten retourniert werden. Während der Testphase nehmen ausgewählte Bäckereien und Cafés im 1. Bezirk an dem Mehrwegsystem teil. 

Damit die Becher auch tatsächlich mehrfach genutzt werden, können sie auch hier in den Partner-Cafés und bei Automaten wieder abgegeben werden. Wie die Partner-Cafés sind auch die Automaten im ersten Bezirk zu finden – zum Beispiel bei der U-Bahn-Station Schottentor. »Bei den Automaten können die Mehrwegbecher gegen Ein-Euro-Gutscheine getauscht werden. Die Automaten geben die Gutscheine entweder analog auf Papier gedruckt oder digital mittels QR-Code aus«, erklärt Camilla Bob Khoss von Cup Solutions. Eingelöst werden können sie in den Partnerbetrieben nicht nur für Kaffee, sondern auch für andere Produkte aus dem jeweiligen Sortiment. 

Bei diesen Automaten in Wien können die Mehrwegbecher zurückgegeben werden. Bild: Cup Solutions.

Recyclebares Plastik in Wien

Im Unterschied zum Kufsteiner System bestehen die Becher in Wien aus recyclebarem Kunststoff: »Ein Becher kann ungefähr 500 Mal verwendet werden. Wenn er kaputt oder ausrangiert ist, wird das Material recyclet. Der Vorteil von Kunststoff ist, dass die Becher robust, widerstandsfähig und langlebig sind. Unsere Becher sind außerdem thermo-isoliert, das heißt, man benötigt keine zusätzliche Schutzhülle, damit man sich die Hände nicht verbrennt – auch das spart Ressourcen«, sagt Khoss. 

Damit die Plastikbecher hygienisch einwandfrei gereinigt werden können, spülen die Partnerbetriebe die Becher nicht selbst. »Die Reinigung der Becher wird von uns durchgeführt, damit wir garantieren können, dass sie den Hygieneanforderungen entspricht. Auch für die Partner ist dieses System einfacher, weil viele von ihnen nicht die Kapazitäten haben, zusätzliche Becher zu reinigen und zu lagern«, erklärt Khoss. 

Die Mehrwegbecher von Cup Solutions werden in Wien Mitte März eingeführt und bis Ende des Jahres getestet. In Kufstein sind die Mehrwegbecher ab Anfang April erhältlich. 

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