Codecheck-Studie: Wir fressen den Regenwald auf
Palmöl ist in aller Munde – im wahrsten Sinne. Der Rohstoff wird für Lebensmittel verwendet, für Kosmetika, für Treibstoff. Das kostet Regenwald. 25 Millionen Menschen leiden in Asien aktuell unter dem „Haze“, der giftigen Luftwolke, die durch Brandrodung hervorgerufen wird. Codecheck hat eine Studie dazu veröffentlicht.
Seit 2012 gibt es die App Codecheck, die in kürzester Zeit Auskunft über Inhaltsstoffe von Produkten gibt. So konnte die Verbreitung von Palmöl in den letzten Jahren unter die Lupe genommen werden. Ein Trend zeichnet sich ab: „Der Anteil von Biopalmöl sank in den letzten Jahren, wahrscheinlich weil es wachsende Kritik an den Zertifizierungen gab. Generell stieg aber der Verbrauch stark an. Es besteht dringender Handlungsbedarf bei den Konsumenten, der Politik und den Konzernen!“- sagt Antje Babble von Codecheck. Die unglaublichen Folgen des Palmölanbaus sind ein Trauerspiel für das Ökosystem. In Indonesien ist vor allem die Brandrodung ein schweres Problem: CO2 aus Torfböden wird freigesetzt, die Luft dort war noch nie so giftig wie heute. Nur: Ein Boykott der Produkte, die Palmöl enthalten, ist nicht die Lösung. Denn ein Ausweichen auf andere – weniger effiziente Produkte, wie etwa Kokosöl, würde schließlich andere Probleme für das Ökosystem schaffen.
Die Ölpalme ist ja nicht böse
Das Problem sind die Anbaubedingungen, nicht die Pflanze an sich: „Die Ölpalme ist ja nicht böse, es ist nicht ihre Schuld, dass sie nicht vernünftig angebaut wird“, sagt Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens. Eine nachhaltige Palmölproduktion ist aber möglich, und erste Initiativen in Politik und Wirtschaft entstehen. Codecheck versichert: „Seit einiger Zeit steigt das Bewusstsein bei der Bevölkerung und auch die großen Player denken langsam um“. Ab Januar 2016 tritt zum Beispiel ein europaweites Gesetz zur Deklarationspflicht des umstrittenen Öls in Lebensmitteln in Kraft. Die größte Initiative stellt der „Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl“ – RSPO – dar, aber hier gehen die Richtlinien nicht weit genug, heißt es in der Studie. Es würden lediglich Mindeststandards erfüllt.
Tatsächlich positive Initiativen oder Greenwashing?
Das „Forum Nachhaltiges Palmöl“ (FONAP) entstand 2013: 43 Unternehmen, darunter die Großkonzerne Rewe und Unilever, schlossen sich zusammen, um sich eine öffentliche Selbstverpflichtung aufzuerlegen, nur noch nachhaltig produziertes Öl zu verwenden. Am 11. November wurde zusätzlich ein Verein FONAP in Berlin gegründet, der einen 100% Anteil in Deutschland als Ziel hat. Weltweit hat Biopalmöl bisher nur einen 0,1% Anteil an der Gesamtproduktion. „Alle diese Initiativen können nur als erste Schritte verstanden werden. Die Konsumenten müssen auch selber handeln“, so Codecheck.
Check das Produkt
Wer will, kann etwas tun: Im Einzelhandel erkundigen, woher das Öl stammt, Druck auf die Regierungen erhöhen und zu guter letzt Codecheck verwenden. Die App ist die einzige ihrer Art, die anhand zusammengetragener Informationen Auskunft über Palmöl-Bestandteile in Lebensmitteln und Kosmetika geben kann. Der Strichcode der Produkte wird gescannt und in kürzester Zeit bekommt man über das Smartphone Auskunft über die Bestandteile Es werden auch palmölfreie alternative Produkte vorgeschlagen.
Wir fressen den Regenwald auf
Woran Apps wie Codecheck kurzfristig nichts ändern werden: Stündlich wird allein in Asien Wald in der Größe von 300 Fußballfeldern gerodet. Die aktuelle Situation muss sich schnellstmöglich ändern, denn die „Lunge der Erde“ funktioniert bald nicht mehr: „Wenn die Regenwälder verschwinden, kippt unser Klima und wenn wir den Klimawandel nicht bremsen, werden die Tropenwälder nicht zu retten sein“ sagt Claude Martin, langjähriger Generaldirektor des WWF International, „wir sind im Begriff, den Regenwald aufzuessen“, und alle Lebewesen mit ihm.
Wir berichteten bereits über Palmöl, hier nachzulesen
Infos zu Codecheck findet man hier.