Läppische 5 Prozent?
Zahlen zum Beitrag unserer Vorstellung von Urlaub zur Zerstörung des Planeten.
Ende des Jahres 2024 sind wir voraussichtlich wieder auf Vorkrisenniveau! Wenn über globalen Tourismus gesprochen wird, ist mit Krise die Corona-Pandemie gemeint – Wirtschaftskrisen und Inflation, Kriege und Klimakatastrophe hin oder her.
Minus 69 %
Im Vergleich zum Jahr 2019 sind zwei Jahre später, im Jahr 2021, 69 % weniger weltweite Ankünfte verzeichnet worden. Das war der Tiefpunkt der internationalen touristischen Reisetätigkeit.
2023 waren mit geschätzten 1,3 Milliarden Ankünften schon wieder 88 % des Vorkrisenlevels erreicht, sagt der erste World Tourism Barometer. Herausgegeben wurde dieser von der UNWTO. Nein, nicht von der WTO, sondern von der Tourismusorganisation der Vereinten Nationen, die seit Kurzem einen weniger verwirrenden Namen trägt: »UN Tourism«. Und mit neuem Slogan auftritt: »Bringing the World closer«. Dass die Hauptaufgabe der Organisation die »Förderung des Tourismus für eine nachhaltige Entwicklung im Einklang mit der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und ihren 17 globalen Zielen« ist, klingt da nicht zwingend durch.
70 Milliarden Euro Steuerentgang
Der Bericht der Welttourismusorganisation zur Erreichung der Ziele »Der Tourismus und die Ziele für nachhaltige Entwicklung – Eine Reise ins Jahr 2030« stellt 2017 nüchtern fest, dass die Politik tätig werden muss, damit die positiven Wirkungen des Tourismus nicht durch die negativen weit konterkariert werden: »Die Nachhaltigkeit des privaten Tourismussektors hängt in hohem Maße von einem unterstützenden politischen Rahmen und von der entsprechenden Finanzierung ab. Kleine und große Unternehmen würden dann in die Lage versetzt und dazu angeregt, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ein integratives umweltverträgliches Wachstum fördern – insbesondere in den Bereichen, in denen freiwilliges Handeln nicht ausreicht, um die SDGs zu erreichen.« In der Europäischen Union besteuern bisher nur Norwegen und die Niederlande Kerosin. Einer Studie der Europäischen Kommission zufolge verzichten die öffentlichen Haushalte durch die Nichtbesteuerung von Kerosin (im Vergleich zu Kfz-Kraftstoff) auf 30 Milliarden Euro und durch die Mehrwertsteuer-Befreiung von Flugtickets auf 40 Milliarden jährlich.
16 %
Außerdem stellt der Bericht fest, »private Unternehmen sind wichtige Akteure in der Tourismusbranche« und »Wettbewerbsfähigkeit ist der wichtigste Grund für Unternehmen, sich für mehr Nachhaltigkeit zu entscheiden«. Diese Wettbewerbsfähigkeit hängt einerseits von den Rahmenbedingungen ab – etwa davon, was der Flug kostet, aber auch davon, ob Trinkwasserentnahme zur Befüllung von Pools in einer Region erlaubt ist. Andererseits davon, welche Rolle Nachhaltigkeitsaspekte für die Konsumentscheidung, wo es hingehen soll, spielen. Der vom deutschen Umweltministerium mitfinanzierte jährlich erscheinende Bericht »Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen« hat auf Basis der Reiseanalyse 2023 erhoben, wie relevant Nachhaltigkeit als Kriterium für die Reiseentscheidung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung über 14 ist: Bei den Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer war die Nachhaltigkeit im Jahr 2022 bei 4 % der Reisen ausschlaggebend und bei 18 % ein Aspekt unter mehreren. Bei Kurzurlaubsreisen war Nachhaltigkeit in 16 % ausschlaggebend und für 28 % ein relevanter Aspekt.
90 %
der Treibhausgasemissionen einer typischen einwöchigen Sommerurlaubsreise von drei Personen mit dem Flugzeug von Österreich nach Spanien verursacht laut österreichischem Bundesumweltamt das Verkehrsmittel Flugzeug (erhoben 2018). Wenn man mit Bahn oder Reisebus unterwegs ist, spielen schnell Unterkunft und Verpflegung die größte Rolle beim CO2-Fußabdruck.
5 %
der weltweiten CO2-Emissionen entstehen durch touristische Aktivitäten, sagt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). 75 % dieser CO2-Emissionen werden durch die An- und Abreise verursacht. Energieverbrauch, Wasserverbrauch, Unterkunft und Verpflegung oder der Umstand, ob die Einnahmen des Tourismus zu lokaler Entwicklung beitragen oder sofort wieder abfließen, spielen beispielsweise eine große Rolle für die Frage, wie nachhaltig eine konkrete Reise wirkt, aber auch für die Frage, wie nachhaltig die Tourismuswirtschaft international aufgestellt ist. An den Indikatoren, die hier künftig internationale Vergleichbarkeit schaffen sollen, wird allerdings erst gearbeitet: Der »statistische Rahmen zur Messung der Nachhaltigkeit des Tourismus« befindet sich seit Oktober 2023 in der Konsultationsphase.
37 %
Nicht nur zwei Drittel der Weltbevölkerung sind noch nie geflogen. Auch 37 % der österreichischen Bevölkerung über 14 Jahren sind noch nie geflogen. 45 % machen ein Mal im Jahr oder seltener eine Flugreise. Und nur 18 % fliegen häufiger. So trägt ein Prozent der Weltbevölkerung zur Hälfte der weltweiten Treibhausgase durch den Flugverkehr bei.
Der Effekt, den das Fliegen zur Klimaerwärmung beiträgt, liegt Berechnungen zufolge aufgrund der Flughöhe, in der die Emissionen ausgestoßen werden und dem Umstand, dass auch andere klimarelevante Abgase ausgestoßen werden, etwa beim Faktor 3 der CO2-Emissionen.
45.000 Kilometer
So weit könnte eine vierköpfige Familie laut deutschem Bundesumweltamt mit einem Mittelklassewagen fahren, um dieselbe Menge an Treibhausgasequivalenten zu verbrauchen (7,2 Tonnen), die entsteht, wenn sie von Deutschland auf die Kanarischen Inseln und retour fliegt. Pro Person sind das 1800 Kilogramm CO2-Equivalente. Wer den eigenen CO2-Reisefußabdruck berechnen will, kann dies beispielsweise in der Rubrik »Fahrten & Reisen« auf:
uba.co2-rechner.de