Buchrezension: »Stumme Erde. Warum wir die Insekten retten«
Dave Goulson schreibt für all jene, die Insekten als Systemerhalter neu entdecken möchten.
Nein, man kommt auch als Wissenschaftler nicht dem Hinweis aus, welche Dienste Insekten indirekt für uns Menschen verrichten. Wespen, lästige Aasfresser (das bringt sie in Konkurrenz zum Menschen) vertilgen etwa jede Menge Schädlinge von unserem Gemüse. Ameisen lockern den Boden und Käfer verarbeiten Berge von Kuhkacke. Soweit der Nützlichkeitsdiskurs, womit Insekten sich ihre Daseinsberechtigung also verdient haben sollten. Aber im Ernst: Die Zeiten, als EntomologInnen als etwas sonderlich belächelt wurden, sind längst vorbei. Das erkennt man nach wenigen Zeilen Lektüre in diesem Buch. Goulson gelingt es erneut, sein Publikum in die Perspektive von Ökosystemen zu bringen und damit den wichtigen Blick auf größere Zusammenhänge zu schaffen. Die Ursachen des dramatischen Insektensterbens nehmen dementsprechend viel Platz ein. Goulson vergisst aber auch nicht zu erzählen, mit welch vergleichsweise geringen Mitteln eine Trendwende noch möglich wäre. Dass es daran scheitert, ein paar Brachen bestehen zu lassen und die Landwirtschaft wieder zum Diversitätsmotor zu machen, wirkt schon fast wie Zynismus. Insofern ist auch Goulsons Titel gut gewählt, der auf Rachel Carsons Öko-Klassiker »Der stumme Frühling« vor 60 (!) Jahren verweist.
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