Buchrezension: »Ich bin dann mal nackt«

Marc Engelhardt lässt die Hüllen fallen und gibt Einblicke in Freikörperkulturen weltweit.

Bild: Istock.com/Symbiont, Goldmann.

Manche Beobachtungen, die Marc Engelhardt in seinem Buch »Ich bin dann mal nackt« mit uns teilt, sind vielleicht ein bisschen banal. Etwa: »Der Nacktbadende braucht nicht viel und ist entsprechend ökonomisch uninteressant.« Oder halblustig, wie die T-Shirt-Sprüche, die dem freien Journalisten an Bord eines NudistInnenkreuzfahrtschiffs begegnen: »Dieses T-Shirt ist das einzige, das ich eingepackt habe.« Wirklich Aufschlussreiches stöbert er auf seiner Barfuß-bis-zum-Hals-Recherchereise zu den unverhüllten Kulturen unserer Welt aber doch auch auf; etwa auf den Nacktbadestränden der einstigen DDR. Dort erfahren wir, warum die Freikörperkultur im Osten derart beliebt war: Nachdem FKK vom Regime erst verboten worden war, ward das Nacktbaden plötzlich als friedliche Protestform entdeckt und freute sich über großen Zulauf – weshalb es die SED kurzerhand zum DDR-Kulturgut erklärte. Und ein neues Wort habe ich bei der insgesamt kurzweiligen Lektüre auch gelernt: Nakation – das als Kofferwort aus Naked und Vacation den Nackturlaub bezeichnet.

Hier gibt es noch mehr Rezensionen von neuen und immer noch guten Büchern und Filmen.

BIORAMA #76

Dieser Artikel ist im BIORAMA #76 erschienen

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