Brotepisode 3: Designerbrötchen aus der Wagner-Stadt

von Micky Klemsch · 28. Dezember 2011

Als Tourist in Bayreuth kommt man über die Präsenz von Richard Wagners Erbe nicht herum. Was aber, wenn man statt Figuren aus den Nibelungensagen einfach nur gutes Brot finden will?

Am Weg von Richard Wagners Festspielhaus über die Tristanstraße, vorbei an der Wotanstraße hinunter zur Nibelungenstraße frage ich mehrere, einheimisch anmutende Passanten, nach dem besten Brot der Stadt. Eigentlich hatte ich mir Antworten erwartet, wie: „Beim Rheingoldbäck hat’s die besten Walkürebrötchen“ oder „Bei Cosima gibt’s Brot von den Meisterbäckern aus Nürnberg“. Aber nein. Niemand konnte mir weiterhelfen. Brot scheint hier nicht so ein Thema zu sein. Aber immerhin weisen mich Bayreuther Geldautomaten darauf hin, warum man zu Geldscheinen auch „Banknoten“ sagt:

Meine Gastgeberin hatte aber einen Tipp parat, und ob Ihrer guten Küche wusste ich schon, daß ich dort wohl genau richtig sein werde. Eine alte Traditionsbäckerei im Stadtzentrum hält hier die gute alte handwerkliche Tradition hoch. Daneben beleben die Bäckersleut auch wieder die alte Tradition des Beck’n Bieres. Immerhin sind wir hier in Franken und nirgendwo sonst in der Welt ist die Brauereidichte so hoch wie hier. Und nachdem Bier ja auch als flüssiges Brot gilt, hat man sich in der Bäckerei Conrad Lang diesem alten Brauch wieder entsonnen und produziert jährlich in einer naheliegenden Brauerei nach einem überlieferten Originalrezept das Beck’n Bier.

„Tradition ist nicht Asche aufbewahren, sondern das Feuer am Brennen zu halten!“ Die Familie Zimmer, die den Betrieb seit 2002 führt, hat sich dieses Motto auf die Bäckersfahnen geschrieben. So gibt es seit über 10 Jahren auch wieder einen Holzofen im Hof, in dem zwei Brotsorten herausgebacken werden: Das Holzofenbrot, ein mit Kümmel, Anis und Fenchel verfeinertes Roggenmischbrot und das Buschenbrot, eine mit kräftiger Kruste gebackenesungewürzte Spezialität. Daß ich mir über die Qualität der Konditorwaren ohnehin keine Sorgen machen muss, weiss ich seit ich mit der Bäckersfrau persönlich sprechen konnte: Ihr Praktikum machte Sie in der Konditorei Heiner in Wien.

Aber heute ist Samstag, und vor dem Wochenende gibt es für die Kunden ein paar besondere Spezialitäten: Die Designerbrötchen. Hier werden kleine Gebäckstücke mit ausgefallenen Geschmacksrichtungen hergestellt. Ich finde Gefallen an dem Rote Beete/Apfel- oder dem Auberginen-Knoblauchbrötchen. Das Teil rechts auf meinem Teller nannte sich Bigfoot, was drin war, weiss ich leider nicht mehr. Lecker waren Sie alle drei!

Die Produkte der Bäckerei Lang gibt es auch in der eigenen Buschenschänke, die immer wieder – ganz nach der Wiener Heurigentradition: immer wenn der Buschen heraussen hängt – geöffnet hält.

Bäckerei Lang

Jean-Paul-Straße 7 D-95444 Bayreuth
Tel. +49-(0)921- 64408