»Dass Bio drin ist, wo Bio draufsteht«

Bild: Markus Hammer

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Hammer Wein aus Rust stellt 2015 aus Bio um. BIORAMA wird immer wieder nachfragen, was die Zertifizierung bedeutet und wie sie vorangeht. Im zweiten Teil unser Reihe über die Umstellung auf Bio-Weinbau, geht es darum was am Feld nun anders gemacht wird. Martin Mühl hat sich dafür mit Winzer Markus Hammer unterhalten. Zum ersten Teil der Reihe geht es hier entlang.

Biorama: Du hast privat  kürzlich auf Facebook gepostet, dass der Papierkrieg in Österreich überhand nimmt. Hatte das auch etwas mit deiner Bio-Zertifizierung zu tun? Wie bürokratisch laufen diese ab?

Markus Hammer: Die Zertifizierung hält sich im Aufwand und ist nicht so stark bürokratisch, es ist jetzt natürlich seit dem letzten Mal nicht viel passiert. Bei der Kontrolle geht es dann später hauptsächlich darum zu überprüfen, welche Mittel ich im Betrieb und bei der Weinbereitung einsetze, und ob diese Bio-Konform sind. Das Kellerbuch muss etwas genauer sein und wird mit einer Inventarliste abgeglichen. Es wird bei der Kontrolle sehr darauf geachtet wo der Wein herkommt, ob die Trauben biologisch erzeugt, und ob sie auch nach den Bio-Richtlinien verarbeitet werden. Hauptaugenmerk liegt darauf sicherzustellen, das dort wo Bio draufsteht auch Bio drinnen ist. Da wir aber keine Trauben zukaufen, oder Wein von anderen Betrieben verarbeiten ist das bei uns nicht so kritisch. Ich kann jedem Konsumenten nur empfehlen immer genau hinzuschauen und immer auf das Biosiegel zu achten. Die Kontrollen sind da sehr genau und garantieren eine glasklare Herkunftskette.

Ihr habt in nächster Zeit viel direkt in den Weingärten zu tun. Was müsst ihr dort nun anders machen, weil es Bio sein wird?

Die nächsten Schritte dienen eigentlich der Vorbereitung auf die Vegetationsphase. Abgestorbene Rebstöcke entfernen wir, um holzzerstörenden Pilzen keinen Nährboden zu geben. Und das zurückgeschnittene Holz vom Rebschnitt wird in der Fahrgasse mit einem Häcksler zerkleinert und dient als Nährstofflieferant für die Bodenorganismen. Dann ist es natürlich auch wichtig – da die Knospen auszutreiben beginnen –  abgeschnittene Drähte auszubessern, umgeknickte Pfähle zu reparieren und dann Schlussendlich die Fruchtruten anzuhängen, damit die jungen Triebe eine gute Unterstützung haben. Es weht ja nicht wenig Wind im Burgenland.

Und da das Rotwild auch sehr gerne an den grünen Trieben der Rotweinsorten nascht ist es auch wichtig da Vorsorge zu betreiben. Dieses Jahr versuchen wir das erste Mal das Wild mittels Haarmehlpellets zu vertreiben das wir auch gleichzeitig als Dünger einsetzen. Schaun wir mal wie das funktioniert – bisher haben wir gemischte Erfahrungen mit dem Aufhängen von Rehfellen, die uns ein Ruster Jäger zur Verfügung gestellt hat, gemacht. Manchmal hats geklappt, und manchmal nicht. Die Rehe lernen eben auch dazu, und da muss man sich immer was neues einfallen lassen.

Bild: Markus Hammer

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Du hast schon erzählt, dass für einen Bio-Betrieb andere Regeln gelten beim Einsatz diverser Mittelchen. Was gibt es sonst zu beachten?

Im Weinbau hat man es ja mit einer Dauerkultur zu tun, und im eigentlichen ist dies auch eine Monokultur. Um dies auszugleichen und ein biologisches Gleichgewicht herzustellen ist die Begrünung ein Schlüsselfaktor. Lebensraum für Bodenlebewesen, symbiotische Pilze, Wasserspeicher, Stabilität für die Reben – das alles bietet der Boden, aber in einem extrem fragilen Gefüge. Der Traktor belastet die Begrünung natürlich sehr, deshalb müssen Bearbeitungen und Lockerungen der Grasnarbe mit sehr viel Bedacht und vor allem zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden. Offener Boden – d.h. keine Begrünung und nur „tote“ Erde – bedeutet Verlust der wertvollen Humusauflage und ist natürlich Geschichte. Zum Glück auch bei konventionellen Betrieben in unserem Umfeld nur mehr selten zu sehen.

Die Devise gilt, Humus aufzubauen statt abzubauen, die Philosophie kam ursprünglich von den Biobetrieben und ist auch schon lange bei den meisten konventionell arbeitenden Betrieben angekommen. Ackerwüsten zwischen den Reben sieht man heutzutage nur mehr in Weinbauregionen wo Masse billig produziert wird, und der Ertrag am Hektar der einzige Faktor ist.

Habt ihr bisher auf dem Feld mit Mitteln gearbeitet, die ihr nun weglassen müsst, und lassen sich diese durch andere Prozesse ersetzen?

Du meinst wohl Herbizide? Nein, die haben wir nie eingesetzt, auch als wir noch konventionell gearbeitet haben war ich strikt gegen den Einsatz von Herbiziden im Zwischenstockbereich. Schon allein weil diese mit Monsanto, Gensoja und derlei im Zusammenhang die Stehen. Nein. Das war nie ein Thema.

Bild: Markus Hammer

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Du warst kürzlich auf einer Bio-Weinbau-Infoveranstaltung. Was hast du von dort mitgenommen?

Bei der Info Veranstaltung hat es sich hauptsächlich um den Pflanzenschutz gedreht. Das ist natürlich ein heißes Eisen, weil uns Bio-Winzern der „hohe“ Kupfereinsatz vorgeworfen wird. Es ist uns aber wichtig zu erwähnen, dass wir aber mit Mengen unter 3kg Reinkupfer pro Hektar auskommen. In den 1960er Jahren wurde pro Jahr und Hektar von konventionellen Betrieben bis zu 30kg Kupfer aufgewendet – die Laubwände waren damals Blau. Verglichen mit dem heutigen Wissensstand und den Formulierungen ist der Kupfereintrag durch biologischen Weinbau weitaus geringer, als die – sagen wir mal – Sünden der Vergangenheit. Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht nach Alternativen sucht. Langfristig ist die weitere Minimierung des Kupfereinsatzes ein Ziel des biologischen Weinbaus.

Mehr Informationen unter www.hammerwein.at.

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