Put, put, Pute
Was macht Bio anders, das Biopute gar so rar und teuer macht?
Putenfleisch ist hell und beliebt. Oft im Dunkeln liegt hingegen die Haltung der Truthühner.
Am amerikanischen Thanksgiving Day werden in den USA an nur einem Tag im November 46 Millionen Truthühner ins Rohr geschoben und gegessen. Dieser Schlachttag bleibt den europäischen Puten (noch) erspart. Abgesehen davon erfreut sich das helle Fleisch dieser großen Hühnervögel in unseren Breiten steigender Beliebtheit. Der durchschnittliche Inlandsjahresverbrauch liegt in Deutschland bei 5,9 Kilogramm pro Person, in Österreich immerhin bei 4,4 Kilogramm. Aber wie werden Puten in Deutschland, Österreich und außerhalb gehalten.
In der Putenhaltung werden sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere gemästet. Da die Hähne deutlich schneller als die Hennen wachsen, werden sie getrennt voneinander – oft aber in einem gemeinsamen Stall – in Bodenhaltung aufgezogen. Zehn bis 21 Kilogramm erreichen die Puten nach 16 bis 22 Wochen Mast. Die Hallen – in Österreich und Deutschland meist für 5000 bis 8000 Tiere – sind vor allem gegen Mastende dicht gefüllt. Da die Europäische Union für die Putenmast keine Mindestvorgaben definiert, müssen sich vier bis sieben Tiere einen Quadratmeter eingestreuten Boden teilen, in Kilo sind das unvorstellbare 70. Deutschland hat es über die Initiative Tierwohl Geflügel geschafft, dass etwa drei Viertel der PutenhalterInnen freiwillig die Besatzdichten um rund 30 Prozent reduzieren. Österreich geht innerhalb der EU einen eigenständigen Weg und hat über das Tierschutzgesetz die Obergrenze bei 40 Kilogramm eingezogen. Seit 2017 werden zudem alle österreichischen Puten ausschließlich mit gentechnikfreiem Futter gefüttert.
Der Anteil der Bioputen bleibt bescheiden. Während im Bioland Österreich immerhin fast zehn Prozent der gehaltenen Puten den tiergerechten Biostandards unterliegen, ist es europaweit nur ein Prozent. Die langsam wachsenden Bioputenherkünfte dürfen sozusagen in einer eigenen Liga leben und das wird sich erst ändern, wenn Politik und Handel nicht jede Form von Konkurrenzangebot ermöglichen. Je Quadratmeter luftigem Stall sind maximal 21 Kilogramm erlaubt. Dazu gibt es einen Außenscharrraum und eine großzügige Weide. Alles streng kontrolliert.
Alles klar so weit? Alle befürworten die tiergerechte Haltung. Aber bei dem durch die vielfach bessere Qualität höheren Preis zucken wir oft zurück. Putenfleisch aus biologischer Landwirtschaft kostet drei- bis sechsmal so viel wie das Billigangebot, also statt fünf Euro stolze 30 Euro. Aber Bio ist es wert: Mit jeder Entscheidung für Biofleisch unterstützt man nicht nur eine ethisch anständige Tierhaltung, sondern tut sich selbst einen Gefallen. Das EU-Biosiegel bietet auch bei Putenfleisch die größtmöglichen Sicherheiten.
BIORAMA #72