hubus: Bioabfall als Ressource statt Müll

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Foto: Anne Hilbert

Die Berliner Social Impact Stipendiaten hubus haben ein Kompostmöbel entwickelt, das Städter dazu inspiriert, ihren Bioabfall in fruchtbare Erde zu verwandeln. 

Durch die Verwendung des smarten Kompostmöbels werden kleinräumige Stoffkreisläufe etabliert: es profitieren Stadtbewohner und die Natur. Hubus revolutioniert den städtischen Umgang mit Bioabfällen. Wie das passiert berichtet Anja Carsten, Mitgründerin von hubus, im Interview.

Wie funktioniert euer multifunktionaler Wurmkompost genau?

Anja Carsten: Es handelt sich bei hubus um das erste Kompostmöbel für Stadtbewohner. Dieses Möbel macht es möglich jeden Tag zu Hause Abfall zu vermeiden. Anstatt Bioabfall im Restmüll zu entsorgen kann dieser im hubus von Kompostwürmern zu fruchtbarer Erde verwandelt werden. Das Ganze verläuft ohne unangenehme Gerüche und kann im Innenraum das ganze Jahr hindurch betrieben werden. hubus ist als Etagenkomposter konzipiert, so dass er platzsparend in der Wohnung oder auf dem Balkon stehen kann. Das Möbel ist modular aufgebaut, so dass es auf die spezifische Abfallmenge des Haushalts anzupassen ist. Da wir die individuellen Bedürfnisse eines Stadthaushalts bestens kennen, wird es das Kompostmöbel in verschiedenen Ausführungen geben: Als „hubus pur“ mit drei Etagen und einem Deckel, als „hubus herbs“ mit Kräuterbeet statt Deckel oder als „hubus hocker“. Dies ist die kleinere Variante mit zwei Etagen, die als Hocker dient und durch die Rollen platzsparend unter den Esstisch geschoben werden kann.

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Foto: Anne Hilbert

Zu jeder guten Idee gehört ein gutes Team: Wer sind die kreativen Köpfe hinter hubus? Und wie ist die Idee eigentlich entstanden?

Anja Carsten: Das Urteam von hubus sind Jörg Winkler, Nina Reckeweg und ich, Anja Carsten. Wir leben alle drei seit langem im Berliner Zentrum, genießen diese Urbanität und versuchen gleichzeitig eine gute Beziehung zur Natur zu leben. Dazu gehört nicht nur die Natur als Erholungsraum zu nutzen, sondern auch Alltagsentscheidungen bewusst ökologisch zu treffen – auch als Vorbild für unsere Kinder.

Als Geographin und Mutter ist es mir schon lange nicht mehr egal mit welchen Auswirkungen unsere Lebensmittel produziert werden. Mittlerweile reicht der Blick aber weiter, und ich möchte eine sinnvolle Verwendung meiner organischen Abfälle sehen – fernab von Biotonne und Hausmüll. Auf einmal tauchte der Begriff der Wurmkompostierung auf. Nach kurzer Recherche war uns drei klar, dass dieses uralte Prinzip des natürlichen Recyclings großes Potential für das Müllmanagement in Städten hat.

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Foto: Anne Hilbert

Welches ökologische Problem löst ihr mit hubus?

Anja Carsten: Mit hubus lösen wir eine absurde Situation auf: Aktuell entsorgen wir Städter unsere organischen Abfälle überwiegend über den Restmüll, wodurch diese Abfälle in der Verbrennungsanlage enden. Mehr als 40% des Hausmülls bestehen in Deutschland aus Bioabfall. Das entspricht 4 – 5 Mio. Tonnen Bioabfall pro Jahr, die zu unnötigen Emissionen führen. Indem wir diese Abfälle verbrennen, vernichten wir aber die einzige Ressource, die wir haben, um wieder fruchtbaren Boden herzustellen – den Bioabfall. Während wir unsere Ressourcen also in die Müllverbrennung schicken, besteht gleichzeitig ein steigender Bedarf an Pflanzerde in den Städten, Stichwort Stadtgärtnern. Diese Situation macht den Kauf von Pflanzerde notwendig. Wir müssen also Geld ausgeben, um Erde nutzen zu können, die zumeist auch noch torfhaltig ist und damit den Mooren und dem Klima schadet.

Diese absurde Situation ist mit einfachen Mitteln in eine haushaltseigene Kreislaufwirtschaft zu überführen, so dass Ressourcen wiederverwendet, Emissionen vermieden und Moore geschützt werden können.

hubus revolutioniert damit den Umgang mit städtischem Bioabfall – kannst du genauer erklären, wie durch hubus kleinräumige Stoffkreisläufe entstehen?

Anja Carsten: Wir denken, dass Abfall eine Frage des Blickwinkels ist und deswegen möchten wir eine neue Sichtweise etablieren: Ressource statt Müll.

Durch die einfache Handhabung des Abfalls im eigenen Haushalt oder im Büro können wir vielfachen Mehrwert generieren. Der hubus-Nutzer gewinnt durch die Umwandlung seines Bioabfalls durch Würmer fruchtbare Erde (Wurmhumus), ein wertiges Produkt. Die Umwelt profitiert durch die Kompostierung im Alltag, da Ressourcen auf diesem Weg emissionsfrei wiederverwendet werden. Indem wir aus unserem Abfall fruchtbare Erde machen (lassen) und damit Nutz- oder Zierpflanzen biologisch anpflanzen können, schaffen wir sehr kleinräumige Kreisläufe.

Warum sollten wir unseren Müll von einem Entsorger abholen lassen, um anschließend Blumenerde im Baumarkt zu kaufen für die wir zahlen müssen? Wir können den Kreislauf vor Ort schließen und Erde schenken. Für den Fall, dass Du mehr erntest als Du selbst verwenden kannst, hast Du immer ein Präsent für Familie, Freunde und Bekannte. Mit ein paar Samen und einem hübschen Pflanztopf dazu hast Du ein wunderbares DIY-Geschenk für alle Stadtgärtner und die, die es noch werden wollen.

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Foto: Anne Hilbert

hubus kann darüber hinaus auch das Bewusstsein vieler Menschen verändern…

Anja Carsten: Die Bewusstseinsveränderung setzt automatisch über das Erlebnis des Kompostierens ein. Das gute Gefühl den eigenen Hausmüll jeden Tag zu reduzieren, versetzt uns schon beim Einkauf in ein anderes Mindset. Ich betrachte jedes Produkt in meinem Einkaufswagen automatisch unter dem Aspekt, ob ich dadurch Müll produziere. Es ist ein Erkenntnis-Prozess, der durch das Kompostieren angestoßen wird. Meine Motivation beim Einkauf ist es so wenig Material wie möglich nach Hause zu bringen, das ich nicht selbst recyceln kann. Das macht einen Unterschied – jeden Tag.

Wir als hubus haben uns das Ziel gesetzt, eine Schnittstelle zum (torffreien) Gärtnern in der Stadt zu werden. Deswegen bauen wir nach und nach ein Netzwerk von Stadtgärtnern auf, innerhalb dessen überschüssiger Wurmhumus weitergereicht werden kann. Dabei empfehlen wir einen Austausch gegen Naturalien wie Ernteprodukte oder Jungpflanzen. So freut sich der Stadtgärtner über besten organischen Dünger und der hubus-Nutzer erhält einen Mehrwert für sein Produkt. Der Community-Aspekt liegt uns sehr am Herzen, da auf diesem Weg die individuellen Beiträge zu etwas Großem werden können.

Zum Abschluss: Habt ihr einen Tipp an andere angehende Social Entrepreneurs?

Anja Carsten: An die Idee glauben, vernetzen, dann machen und mit den Ergebnissen raus in die Welt gehen, um sie zu testen. Ganz viel über das eigene Projekt reden und die entstehenden Kontakte nutzen. Und: Sucht euch einen Inkubator für professionellen Support bei den ersten Schritten!

Vielen Dank für das Interview!


Zur Facebook-Page von hubus geht es hier entlang

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen Biorama und Social Impact

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