Viele Wege führen zu Bio

Bio-Landwirte_© Le Foodink

BILD Le Foodink

Direkt ab Hof oder bis vor die Haustüre – wie Bioprodukte schließlich in österreichischen Kühlschränken landen. 

Tolles Produkt, stimmiges Marketing, praktische Lieferung oder mit dem gewissen Extra – damit Bioprodukte und Konsumenten auch wirklich zusammenkommen, muss so einiges stimmen. Ein fragiles Glied in dieser vielteiligen Kette ist vor allem der Vertrieb, der den Kauf für den Konsumenten so einfach als möglich gestalten sollte.

Wissen, wo’s herkommt und direkt vor die Haustüre – immer mehr Höfe, vom Vorarlberger Vetterhof bis zum Achleitner Biohof in Oberösterreich oder dem Biohof Adamah im niederösterreichischen Glinzendorf, bieten ihren Konsumenten den Service der Biokiste an. Oft gekoppelt an einen Onlineshop wählt man sich die Befüllung aus: Von allerlei Obst und Gemüse über Fleisch- oder Käsepakete bis hin zu frischem Brot und manchmal sogar zugekaufte Convenience- und Drogerieprodukte. Was als eine Art Supermarktlieferservice funktioniert, wird mittlerweile auch von Spezialprodukten entdeckt. So beispielsweise von Porcella, die Biofrischfleisch unter anderem von seltenen Nutztierrassen wie vom Waldviertler Blondvieh oder dem Turopolje Schwein per Übernachtexpress in ganz Österreich und Deutschland zustellen. Schinken, Wurst, Geräuchertes oder Schmalz finden sich übrigens auch im Sortiment.

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Käsermeister Hubert Rendl stellt Tiroler Bergkäse aus Bio-Rohmilch her – mit Bio vom Berg wird die Spezialität vermarktet.
BILD Bio vom Berg

Bio vom Bauern

Nicht ganz so nah an der Haustüre aber dennoch am Verbraucher sind (Bio-)Wochenmärkte, wo vor allem auch kleinere Höfe ohne Versandkapazitäten vertreten sind. In Wien gibt es zum Beispiel vier temporäre Wochen- und 17 fest installierte Märkte, wobei kleinere oft als Nahversorger dienen und vor allem größere wie der Naschmarkt tausende Einheimische und Gäste anziehen. Wer den Rummel umgehen möchte, hat bei vielen Biohöfen auch die Möglichkeit, die Produkte vor Ort selbst abzuholen und gleich einen Blick auf die Produktionsabläufe zu werfen. Zur Vertriebserleichterung schließen sich Biohöfe einer Region auch gerne zusammen und etablieren sich als eigene Marke. So zum Beispiel die bei der Supermarktkette MPreis stark vertretene Marke Bio vom Berg, in der sich kleine Tiroler Bio-Bergbauernbetriebe zusammengetan haben, um mittlerweile rund 80 Produkte vom Apfel bis zum Zillertaler Käse in ganz Tirol anbieten zu können.

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Vom Feld in die Gemüsekiste: Der Vetterhof in Vorarlberg liefert jede Woche frisches Bio-Gemüse von den eigenen Feldern. BILD Vetterhof

Ernte am eigenen Feld

Um den direkten Draht zu den Erzeugern geht es den in Foodcoops organisierten Bezugs- und Vertriebsgemeinschaften, in denen sich Hauhalte und Personen zusammenschließen. Im Kollektiv werden Bioprodukte ohne lange Transportwege direkt beim Bauern bestellt und teils sogar in kleinen Läden für die Mitglieder vertrieben. Solidarität ist auch das Stichwort bei Community Supported Agriculture. Betriebe wie beispielsweise der Biohof Mogg in Niederösterreich vergeben Ernteanteile an Interessierte, die das Jahresbudget des Hofes vorfinanzieren und sich schlussendlich die landwirtschaftlichen Produkte selbst untereinander aufteilen. Erzeuger und Konsument tragen so gemeinsam Ernteerfolge, aber auch das Risiko eines schlechten Erntejahres.

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Community Supported Agriculture (CSA): Am Biohof Mogg in Niederösterreich teilen sich Konsument und Erzeuger die Ernte. BILD Biohof Mogg

Nahversorger und Naturkostläden

Etwas kommerzieller wird es mit kleinen Naturkostläden wie beispielsweise Rupert Matzers Bio-Laden in Graz, wo überzeugte Pioniere jene Produkte in ihr Sortiment aufnehmen, die sie selbst verwenden (würden). Diese komprimierten Supermärkte fungieren meist als Nahversorger in ihrer Umgebung und füllen jene Biolücken auf, die herkömmliche Supermärkte dort nicht abdecken. Die steigende Nachfrage nach Bioprodukten lässt sich auch am Erfolg der Biosupermarktkette Denn’s ablesen. Mit 13 Standorten in Österreich versucht der Bioladen mit Supermarktatmosphäre die Marktdurchdringung von Bio zu steigern und führt neben großen Marken ganz bewusst auch regionale Bioprodukte. Zudem werden Biotiefkühlkost oder Biotiernahrung angeboten – beides ist in kleinen Naturkostläden nur schwer zu finden.

Verpackungskonzept_© Le Foodink

Porcella: Biofrischfleisch – unter anderem von seltenen Nutztierrassen wie Waldviertler Blondvieh oder Turopoljie Schwein – per Versand. BILD Le Foodink

Und auch im herkömmlichen Supermarkt wird Bio immer wichtiger. Waren es zunächst nur ein paar Milchprodukte, gibt es mittlerweile zu sehr vielen konventionellen Angeboten eine biologische Alternative. Wie wichtig Bio für diesen Sektor geworden ist, zeigt sich an den vielen Bioeigenmarken, die wegen der großen Produktionsmenge günstiger angeboten werden können. Von Ja Natürlich bei Billa und Merkur und Natur pur bei Spar, über Bio Bio bzw. Natürlich für uns bei Zielpunkt und Echt B!O bei Penny bis zu Zurück zum Ursprung bei Hofer oder Alverde-Drogerieartikeln bei DM gehören Bioeigenmarken längst zu den jeweiligen Supermarktprofilen. Ob beim täglichen Einkauf im Laden ums Eck oder als solidarischer Bezugsverein mit Mehrwert – biologische Produkte sind beim Konsumenten auf vielen Wegen gefragt. Zum Glück lässt die Auswahl keine Wünsche offen.

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