Ab Hof: Tinkturen selbst gemacht
Das Studium der Heilpflanzen ist ein Weg, um der Natur mit ihrer enormen Heilkraft und der Lebensweise mit und nicht gegen die Natur wieder näher zu kommen.
Sind Naturheilmittel in Vergessenheit geraten? Die Heilpflanzenkunde hat eine über 60.000 Jahre lange Tradition und wird in unserer modernen Welt zunehmend durch gesetzliche Veränderungen verdrängt. Die Wirksamkeit von Heilpflanzen ist wissenschaftlich bewiesen, trotzdem sind viele Arzneipflanzenzubereitungen nicht mehr erlaubt. Dabei werden die pflanzlichen, natürlichen Heilmittel zunehmend von chemischen Mitteln mit oft erheblichen Nebenwirkungen verdrängt (Veronica Carstens, 2004). Naturheilmittel sind also nicht in Vergessenheit geraten sondern erfahren heute wieder größerer Beliebtheit. Mit dem nötigen Wissen über Pflanzen und Wirkstoffe kann man sich auch selbst die Heilpflanzen vom Sommer konservieren.
Tinkturen selbst machen
Wir sind dabei, eine „Lebensmittelapotheke“ zu schaffen. Ziel dabei ist, dass wir für viele „Wehwechen“ unsere eigenen Naturheilmittel zur Hand haben. Teil der Lebensmittelapotheke sind Tees und Tinkturen. Wie wir die Tinkturen machen, möchten wir gerne mit euch teilen.
Was ist eigentlich eine Tinktur?
Tinkturen sind Naturheilmittel, bei denen Heilpflanzen meist in Alkohol ausgezogen werden. Dabei geht der Wirkstoff in den Alkohol über. Hierzu kann frisches und auch getrocknetes Kraut verwendet werden.
So geht’s – do it yourself
Zur Herstellung einer Tinktur brauchst du folgendes:
- Bio-Kornedelbrand
- frisches oder getrocknetes Kraut (z.B. Arnikablüten, Schafgarbenblüten, Hirtentäschel…)
- ein weithalsiges Glas (Einmachglas oder Schraubglas)
- Sieb, Filter
- Aufbewahrungsfläschchen
Für die Tinktur gibt man zirka 50 bis 100g Blätter, Blüten oder das ganze Kraut in ein Glas und übergießt dann mit zirka 500ml Kornedelbrand. Die Pflanzenteile sollen alle mit Flüssigkeit bedeckt sein. Das Glas wird dann an einen hellen Platz gestellt (z.B. Fensterbank) und täglich einmal geschüttelt. Dabei lösen sich die Inhaltsstoffe. Nach 2–4 Wochen (je nach Pflanze) werden die Pflanzenteile abgefiltert und in Aufbewahrungsfläschchen gefüllt. Fertig ist das eigene Heilmittel.
Will man keinen Alkohol verwenden weil man die Tinktur zum Beispiel für Kinder braucht, dann kann man auch Essig nehmen. Hier sollte der Essig aber abgekocht werden, bevor die Kräuter damit übergossen werden. So verhindert man Keimung und Schimmelbildung, da Essig im Vergleich zu Alkohol keine antiseptische Wirkung hat. Essigtinkturen können bei der Anwendung mit Tee stark verdünnt, damit sie auch schmecken.
Aber Achtung: Wenn du selbst eine Tinktur herstellst, sollst du dich auch genau mit den Pflanzen beschäftigen, um nichts Giftiges zu erwischen. Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst du dir auch getrocknete Kräuter kaufen.
Auch der Sammelort ist entscheidend. Es sollte kein Platz neben einer stark befahrenen Straße sein oder ein Platz, wo viel gedüngt wird oder wo eventuell Tierkot sein könnte. Du sollst dir also sicher sein, das wirklich nur „reine Natur“ in deine Tinktur kommt. Und der Natur zuliebe: Nimm immer nur einen Teil der Pflanze, nie die ganze. So kann die Pflanze auch weiterhin auf ihrem Standort wachsen.
Warum eigentlich Tinkturen?
Tinkturen haben den Vorteil, dass die Inhaltsstoffe der Pflanzen viel konzentrierter vorkommen als wie zum Beispiel bei einem Aufguss. Tinkturen sind auch dem Tee überlegen, was die Heilwirkung anbelangt. Denn viele Wirkstoffe sind nicht wasserlöslich, lösen sich aber im Alkoholansatz. Dem macht man sich in der Naturheilkunde zunutze. Das Schöne an Tinkturen ist auch, dass man sie unterwegs sehr einfach verwenden kann. Heißes Wasser hat man dann oft nicht bereit.
Anwendung
Tinkturen können innerlich und äußerlich angewendet werden, so ist es in den Fachbüchern beschrieben. Innerlich werden sie tropfenweise, eventuell in etwas Wasser oder Tee verdünnt, verwendet. 3x täglich 20 bis 30 Tropfen. Äußerlich kann man sich damit einreiben oder man verwendet sie zum Beispiel für eine selbstgemachte Salbe.
Wir verwenden gerne Naturheilmittel, da wir davon überzeugt sind, dass uns die Natur Kraft gibt und die vielen verschiedenen Pflanzen die entsprechenden Wirkstoffe für uns haben. Dies bedeutet aber nicht, dass ein Arztbesuch überflüssig ist.