Schwarz wie die Nacht

Oxidation oder: Was einen Tee zum Schwarztee macht. 

Verschiedene Packungen Schwarztee.
Bei Schwarztee ist der Oxidationsprozess besonders wichtig. Bild: Jürgen Schmücking.

Bringen wir am Anfang ein wenig Licht ins schwarze Dunkel. Schwarzer Tee braucht – im Gegensatz zum Grünen – Luft. Anders ausgedrückt, Oxidation ist elementarer Bestandteil des Produktionsprozesses. Die frisch geernteten Teeblätter werden dabei gut belüftet, danach werden die welken Blätter gerollt. Vorsichtig. Die Zellwände sollen dabei aufbrechen und erste Aromen freisetzen, die fragilen Blätter aber erhalten bleiben. Danach wird fermentiert, und wenn sich der typische, unverkennbare Schwarzteeduft einstellt, wird der Prozess unterbrochen. Schließlich wird auch noch die letzte Restfeuchtigkeit aus dem Tee herausgetrocknet, der Tee wird nach Größe sortiert, verpackt, verschifft und kommt auf die Märkte. Es gibt ihn übrigens überall, wo es Tee gibt. Also überall, wo es warm genug ist. Also in China, Indien, Nepal, Vietnam oder Malaysien. Aber auch in Europa (oder dazwischen). In Georgien und der Türkei. Auch in Südamerika und in Teilen Afrikas gibt es mengenmäßig relevanten Anbau. In Asien heißt er auch »roter Tee«. Es folgt ein genauerer Blick auf Herkunft und Geschmack ausgewählter Produkte. Verkostet ganz pur. Kein Chai-chi-chi, keine Milch, kein Zucker, keine Zitrone, kein Rum.

J. Hornig, Bio Schwarztee im Pyramidenbeutel

O. K., ein Teebeutel. Das muss nicht unbedingt sein, sieht in diesem Fall aber zumindest einigermaßen gut aus. Und hat auch – wenn schon Beutel – einen guten Grund. Die Pyramidenform. Sie lässt nämlich den Teeblättern mehr Raum. Gut so. Schmeckt auch, wie wir Schwarztee kennen. Markant, leicht rustikal. Wir erfahren zwar, dass der Tee aus dem Hochland kommt, wo dieses Hochland aber liegt, ist unklar.

Spar Premium, Bio-Darjeeling-Tee

Also Darjeeling. Das ist eine genaue Herkunftsangabe. Die indische Anbauregion ist – neben Assam – fast ein Synonym für Schwarztee. Aus Darjeeling kommen elegante, feingliedrige und in der Farbe eher helle Tees. Auch dieser hier: Sehr filigran und finessenreich.

Biotiva Darjeeling First Flush FTGFOP1 Schwarztee Bio

Als »First Flush« wird die erste Tee-Ernte der Saison nach der Winterpause bezeichnet.  Dabei werden die ganz jungen Triebe geerntet. Die daraus resultierenden Tees sind derart intensiv, fruchtig und floral gleichermaßen, dass jegliche sensorische Verunstaltung in oben genannten Formen einem Sakrileg gleichkommt. Er kommt übrigens aus dem Anbaugebiet Seeyok und ist eine Zierde seiner Art.

Azafran, Bio-Earl-Grey

Eigentlich ist es ein englisches Adelsgeschlecht. Es ist aber auch die Bezeichnung für eine Schwarzteemischung. Früher mit Bergamottöl aromatisiert, heute natürlich künstlich. Vorwiegend. Azafran hat einen Earl Grey im Sortiment, bei dem noch italienisches Bio-Bergamottöl verwendet wird. Feiner Stoff. Leicht zitrusfrisch, dezent rauchig. Ein »second flush« der Extraklasse.

Sonnentor, Oolong Schwarztee

Eigentlich ist es ja so, dass Hannes Guttmann keine halben Sachen macht. Im übertragenen Sinn. Im Wortsinn kann es schon vorkommen. Wie das hier. Oolong Tee wird nur halb fermentiert, liegt geschmacklich irgendwo zwischen grünem und schwarzem Tee und heißt deshalb auch manchmal »brauner« Tee. In der Nase jedenfalls verführerisch malzig, süßlich. Ein perfekter Frühstücksbegleiter, weil er durch seine Malzigkeit ideal etwa zum deftigen Porridge passt. Und sogar zum Müsli. 

Teein, China Keemun

Was den Keemun ausmacht, ist eine fulminante Rauchnote. Nicht, dass sie ausladend und üppig wäre. Weit weg von Selchkammer. Vielmehr ist sie kristallklar, elegant, markant und elegant. Wunderbar. Der Tee kommt aus dem Südosten Chinas, aus der Region Anhui, in der früher nur Grüntee angebaut wurde. Mittlerweile ist der Keemun –  zu Recht – ein Klassiker.

Mehr über Teeanbau und was er mit sozialer Fairness und Umweltschutz zu tun hat, gibt es hier.

BIORAMA #87

Dieser Artikel ist im BIORAMA #87 erschienen

Biorama abonnieren

VORGESCHLAGENE ARTIKEL DER REDAKTION