Bio-ho-ho and a bottle of rum!
Die Geister der Karibik.
Mit dem Rum ist das so eine Sache. Überhaupt, wenn es ums Thema Bio geht. Bio-Gin gibt es mittlerweile weit mehr, als in eine vernünftige Hausbar passt, und Whisky ist schwer am Aufholen. Rum ist dagegen seit jeher das Nesthäkchen im Biosegment. Was wir hier vorstellen, ist mehr oder weniger das, was der deutschsprachige Markt hergibt. Warum das so ist, können wir nur vermuten. Ein Grund könnte sein, dass dem Rum der Drive des Booms fehlt. Die Bio-Gins wurden gemeinsam mit der unfassbaren Gin-Welle der letzten Jahre auf den Markt gespült. Auch den Bio-Whiskys griff der Single-Malt-Trend helfend unter die Arme. Genau dieser Trend wird dem Rum zwar seit einigen Jahren von BrancheninsiderInnen und BarkeeperInnen prophezeit. Allerdings lässt er auch schon ebenso lange auf sich warten. Dabei könnten wir den Rum wirklich brauchen. Immerhin steht die kalte Jahreszeit vor der Tür. Entweder um sich die Sonne der Karibik ins Wohnzimmer zu holen. Oder um dem Weihnachtsgebäck einen exotischen Twist zu geben.
Papagayo Organic Golden Rum
Der Papagayo ist der Methusalem unter den Bio-Rums. Eine Zeitlang war er überhaupt der einzige in vernünftigen Mengen am Markt verfügbare Bio-Rum. Gebrannt aus biozertifizierter und fair gehandelter Zuckerrohrmelasse aus Paraguay, reift der Golden noch einige Zeit im Fass, bis er seinen hellen Mahagoniton bekommt. Zur Harmonie und zum leicht süßlichen Eindruck verhilft ihm auch ein wenig Rum aus Jamaica, der dem Papagayo in kleinen Mengen beigemengt wird.
dwersteg.de
Farthofer, O-Rum
Josef Farthofers O-Rum ist ein kleines und komplexes Meisterwerk. Der Rum duftet nach Melasse, Vanille, dunkler Schokolade, Milchkaramell, Artischocke. Und auch etwas Pflaume und dunklem Waldhonig. Die Basis für den O-Rum ist biozertifizierte Zuckerrohrmelasse aus der Karibik. Mit seiner wuchtigen Flasche ist der tiefdunkle Rum jedenfalls ein Machtwort. Allerdings eines, das (noch) viel zu leise klingt. Bis jetzt assoziiert kaum jemand die Alpenrepublik mit Rum. (Abgesehen vom Stroh-Rum für Jagatee und Co. Aber das ist eine andere Geschichte.
destillerie-farthofer.at
Destillerie Farthofer, Organic Rum
Breaking News! Bio-Rum aus dem Mostellofass. Dass Josef Farthofer ein Händchen für komplexe und verwobene Aromen hat, hat er mit seinem O-Rum (siehe oben) bewiesen. Jetzt hat er noch eins draufgesetzt und seinem Rum eine dreijährige Reifephase im Mostellofass verschrieben. Dabei kam ein Rum heraus, der sich echt sehen lassen und es mit den großen Rums der Karibik aufnehmen kann. Die süßlich-exotischen Noten noch feiner herausgearbeitet, dazu der herrlich kletzige Ton getrockneter reifer Birnen. Es ist ein Hauch von Raunacht, der hier wie feiner Nebel über dem Rum schwebt. Der Weihnachtswahnsinn kann kommen.
destillerie-farthofer.at
Südtiroler Gutsbrennerei Walcher, Amber Selection Organic Rum
Walcher ist eine jener Destillerien, die sich schon früh um die Produktion von Biodestillaten und Biolikören verdient gemacht haben. Einige davon sind herausragend (wie der Kräuterbitter Tyrolensis), andere legendär (wie etwa der Limoncello). Sie können aber auch Rum, die Südtiroler. Mit Biomelasse aus Übersee und einem guten Gespür für schonende Destillation und vorsichtige Reifung. Der Amber Selection ist ein in sich ruhender, ausgesprochen harmonischer und würziger Rum. Eine solide Basis für hochwertige Drinks. Außerdem macht auch die Ausstattung was her.
walcher.eu
Humbel Spezialitätenbrennerei, Guajira Ron Blanco
Damit wir hier nicht nur im Fass gereiften Rum haben, hier einer der attraktivsten Vertreter aus der Kategorie der Mix-Rums. Von den Zuckerrohrfeldern der Azucarero La Felsina in Paraguay kommt die Melasse, destilliert wird vom Schweizer Brenn- und Altmeister Lorenz Humbel. Mit dem Guajira ist ihm jedenfalls ein blitzsauberer, klassischer weißer Rum gelungen, der nach Blüten und weißer Schokolade ebenso riecht wie nach exotischer Frucht und frischem Getreide. Eine perfekte Basis für die Daiquiris, Mojitos oder Cuba Libres zuhause.
humbel.ch
Humbel Spezialitätenbrennerei, Rum M&P Cask Adventures N°7
Die Serie Cask Adventures ist eigentlich ein Upgrading-Projekt für den gerade beschriebenen Ron Guajira. Bei der N°1 wurde noch mit einer Kombination aus Whisky- und Tokaj-Fass gearbeitet, die N°7 kam zuerst für ein paar Jahre in ein Cognacfass von Jean-Baptiste Pinard und zum Finish in ein Bierfass. Barley Wine, also extrem starkes Bier, wohlbemerkt. Das Ergebnis ist ein Unikat: Malzkaffee, Haselnuss, rustikaler Honig, frisch aufgeschnittene Vanilleschoten, warmer Brauereiduft. Wer das probieren will, sollte sich beeilen. Die produzierte Menge beträgt gerade einmal 391 Flaschen.
humbel.ch
Barceló, Ron Dominicano Organic
Um der paraguayischen Dominanz etwas entgegenzusetzen, hier noch eine kleine Rarität aus der Karibik. Barceló ist ein Rumproduzent in der Dominikanischen Republik mit beachtlicher Reputation. Die Premiumprodukte des Hauses räumen seit Jahren die höchsten Preise und Bewertungen ab: Miami Rum Festival, San Francisco World Spirits Competition oder International Spirits Review. Der Organic wird aus Zuckerrohrsaft gebrannt, der auf den ältesten und wildesten Plantagen der Insel geerntet wird. Das Aroma ist betörend. Cocktailkirsche, Salzkaramell, Kakao und dezente Tabaknoten. Dazu Trockenfrucht und schwarzer Pfeffer. An dem Glas zu riechen ist Meditation pur. Das geht über Stunden.
ronbarcelo.com
Offenlegung: Der Autor arbeitete unabhängig von Biorama auch schon im Auftrag der Hersteller Farthofer, Humbel und Dwersteg.
BIORAMA #75