Bio-Pioniere fordern Stopp der Förderung von konventioneller Landwirtschaft

Mit Werner Lampert („Zurück zum Ursprung“) und Gerhard Zoubek (Biohof Adamah) stellen die zwei renommiertesten Bio-Vorreiter Österreichs die Förderung konventionell produzierter Lebensmittel in Frage. Es gehe schlicht um „Kostenwahrheit“.

Die Zeitschrift „Bio-Fibel“ des Freiland Verbands liefert immer wieder Hintergründe zur österreichischen Bio-Branche und ausführliche Interviews mit ihren Protagonisten. Zuletzt widmete sie etwa Alois Posch, dem Bio-Wegbereiter im österreichischen Landwirtschaftsministerium eine kritische Würdigung. Die neue Ausgabe der „Bio-Fibel“ wartet mit einem „Gipfeltreffen“ zweier Bio-Pioniere auf. Im Doppelinterview sprechen Werner Lampert und Gerhard Zoubek über „Regionalität“, Direktvermarktung und fehlende Forschung im Bio-Bereich. Werner Lampert gründete 1994 für den Rewe-Konzern (Billa, Merkur u.a.) die Bio-Marke Ja! Natürlich – eine Erfolgsgeschichte. In den letzten Jahren hat er diese Geschichte wiederholt – und für den Diskonter Hofer die Marke Zurück zum Ursprung entwickelt. Seit 1997 betreibt Gerhard Zoubek mit seiner Familie in Glinzendorf bei Wien den Biohof Adamah. Dort hat er den Biolandbau im Marchfeld etabliert, mitten im Epizentrum der österreichischen Agrarindustrie. Und von seinem Betrieb aus werden mittlerweile wöchentlich 6.000 Bio-Kistl-Abos in Wien und Wien-Umgebung ausführt.

Im Gespräch mit Wilfried Oschischnig und Reinhard Geßl von der „Bio-Fibel“ fordern die beiden Pioniere der Vermarktung biologisch zertifizierter Lebensmittel nun einen Förder-Stopp von konventioneller, nicht ökologisch betriebener Landwirtschaft.

Im Original liest sich das wie folgt:

Werner Lampert: (…) „Die konventionelle Landwirtschaft verschafft sich nicht durch die Produktion, und auch nicht durch die Rationalisierung ihrer Produktion Marktvorteile, sondern alleine durch die 50 Milliarden Euro, die sie Förderung bekommt.“

Gerhard Zoubek: „Und die Biobäuerinnen und Biobauern dürfen es dann auch noch ökologisch sanieren – gemeinsam mit der Bevölkerung.“

Interviewer: Heißt das jetzt im Klartext, Sie fordern einen Förderstopp für konventionelle Bäuerinnen?

Gerhard Zoubek: „Zumindest sollte man offen und ehrlich – ja, sehr genau auf die Umwegrentabilität schauen. Was passiert mit diesen Förderungen, also welche ökologischen und ökonomischen Kosten gibt es dadurch? Wie sieht die tatsächliche Kostenwahrheit in diesem System aus?“

Interviewer: Was verstehen Sie unter „Kostenwahrheit“?

Gerhard Zoubek: „Kostenwahrheit heißt für mich, die billigen Lebensmittelpreise zu hinterfragen, die wahren Zusammenhänge darüber offenzulegen. Denn alles was billig ist, hat in Wahrheit einen Verlierer – und wenn es nicht die Ausbeutung der zweiten, dritten oder vierten Welt ist, dann ist es die Umwelt. Billige Produkte auf Kosten der Umwelt, auf Kosten der Menschen anderer Kontinente, ja auf Kosten unserer Kinder, das kann doch kein Weg sein. Wir müssen in der Gesellschaft endlich den Boden für eine Wertschätzung gegenüber einer fairen, nachhaltigen Lebensmittelerzeugung aufbereiten.“

Interviewer: Förderstopp für die konventionelle Landwirtschaft“ – Herr Lampert?

Werner Lampert: „Selbstverständlich! Ja, Förderstopp und Kostenwahrheit. Die konventionelle Landwirtschaft richtet nachweislich die Welt zugrunde. Die Fleischproduktion in Europa gibt es nur, weil wir Südamerika zugrunde richten. Wir richten einen ganzen Kontinent mit der Sojaproduktion zugrunde, damit wir hier in Europa billiges Fleisch produzieren und essen können. Warum sollen wir so etwas fördern?“

(Abdruck der Interview-Passagen mit freundlicher Genehmigung des Freiland Verbands)

Auch Selbstkritik spart Werner Lampert nicht. Den Umstand, dass Bio-Lebensmittel in Österreich immer noch bei einem Marktanteil von 7 Prozent herumdümpeln nimmt Lampert etwa durchaus persönlich: „Das sind Momente, in denen ich mich in meiner Arbeit als gescheitert sehe. Als wir 1994 angefangen haben, hätte ich mir vorgestellt, dass wir im Jahr 2012 bei einem Marktanteil von 30-40 Prozent liegen werden.“ Als Ursache für dieses „Drama“ nennt Lampert „diese geschichtsvergessene, visionslose Landwirtschaftspolitik, die wir betreiben.“

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