Österreichische Osterhasen bringen Bio-Eier
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Besonders zu Ostern sind Bio-Eier heiß begehrt. Doch wie nachhaltig und gesund ist dieser Bio-Boom? Lebensmittelskandale und medizinische Studien verunsichern sogar in der Bio-Sparte, doch der Konsum steigt weiter.
Österreich verzehrt pro Jahr rund 2 Milliarden Eier, das sind etwa 250 Eier pro Person – genauso viel wie eine durchschnittliche Henne in einem Jahr legen kann. Etwa 17% davon stammen aus biologischer Landwirtschaft. Im Vergleich dazu sind es in Deutschland nur etwa 9%. Österreich ist damit Weltmeister im Anbau und Verzehr von Biolebensmitteln, nirgends sind Angebot und Nachfrage so hoch. Ein wichtiger Abnehmer von Bio- und Freilandeiern ist unter anderem die Stadt Wien. Allein der Wiener Krankenanstaltenverband (KAV) kauft pro Jahr 200.000 Stück Bio-Eier und rund 42.000 kg pasteurisierte Eier aus Freilandhaltung. Das Kuratorium für Wiener Pensionistenhäuser (KWP) kauft rund 2 Millionen Bio-Eier jährlich. In der Osterzeit werden noch einmal rund 10.000 bunte Freiland-Ostereier draufgelegt.
Legehennen aus Bio-Freilandhaltung haben mehr Platz als Hühner aus konventioneller Haltung – sie teilen sich nur zu sechst einen Quadratmeter, anstatt zu neunt – und ihre Tage werden nicht durch Licht künstlich verlängert. So können sie einen natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus einhalten. Sie erhalten Futter aus biologischer Landwirtschaft, das weder Wachstums-Hormone noch Antibiotika enthalten darf. Das erklärt warum Eier aus biologischer Freilandhaltung etwas teurer sind. Doch sind sie das wert? Sind sie gesünder? Und lassen sich die Standards der Biohaltung wirklich aufrecht erhalten, wenn der Bedarf so groß ist?
Alle Eier – egal ob aus Bio-Freilandhaltung oder aus der Batterie – können den Cholesterinspiegel erhöhen. Laut Studien der Amerikanischen Herzgesellschaft sollten Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten und Herzerkrankungen nicht mehr als zwei Eier pro Woche verzehren. Zudem besteht bei jedem Ei die Gefahr, sich mit Salmonellen zu infizieren, sofern man es nicht mindestens zehn Minuten lang kocht.
Darüber hinaus wurden in Deutschland Ende 2010 erhöhte Dioxinwerte in vielen Lebensmitteln, insbesondere Eiern festgestellt, die nicht durch große Hitze abgebaut werden können. Etwa tausend konventionelle Bauernhöfe, darunter auch Freilandbetriebe mussten gesperrt werden. Dioxine sind besonders langlebige Umweltgifte. Verseuchtes Tierfutter kann von Hühnern nicht schnell genug verstoffwechselt werden, weswegen das Gift in die Eier gelangt und somit Ei-Produkte aus konventioneller Haltung immer ein größeres Risiko mit sich bringen, als Bio-Eier, da Bio-Futter stärkeren Kontrollen unterliegt, als konventionelles. Unter anderem wegen solcher Lebensmittelskandalen wird die Nachfrage nach Bioprodukten immer größer, aber auch Hühner aus biologischer Freilandhaltung können unter Umständen von Dioxinen betroffen sein, wenn diese im Boden vorkommen.
Artgerechte Haltung wird neben Umwelt- und Genussaspekten als einer der Hauptgründe für den Konsum von Bio-Eiern angegeben, doch dieser Begriff ist recht unscharf abgegrenzt. Man nimmt an, dass das Verhalten der Tiere Aufschluss über ihre Befindlichkeit gibt. Hühner, die auf zu engem Raum leben müssen und deren natürlicher Biorhythmus durch künstliches Licht gestört wird, sind für brutale Rangkämpfe und sogar Kannibalismus bekannt, doch auch Biohühner würden sich oft gegenseitig das Gefieder zerhacken, beklagen Tierschützer. Bei steigendem Bedarf an Bio-Eiern und sinkenden Preisen durch verschärfte Konkurrenzkämpfe zwischen den Supermärkten, wird es für Bio-Bauern immer schwieriger Tierschutz-Standards aufrecht zu erhalten. Als Folge dessen haben Bio-Gütesiegel immer weniger Aussagekraft über die tatsächliche Lebensqualität der Hühner von denen die Eier stammen, besonders wenn sie in den Kühlregalen der großen Supermarktketten und Lebensmitteldiskonter landen.
Die Lösung: Um seine Gesundheit, die Umwelt und die Tiere zu schonen, sollte man seinen Ei-Konsum einschränken. Eier sind nicht wirklich notwendig für eine ausgewogene Ernährung und können gut durch herzschonende, pflanzliche Alternativen ersetzt werden. Will man – wie jetzt in der Osterzeit – nicht vollständig auf Eier verzichten, empfiehlt es sich genau nachzufragen, wo und wie diese erzeugt wurden. Grundsätzlich sind Eier von den Garten-Hühnern des Nachbarn jenen aus dem Billig-Supermarkt vorzuziehen, auch wenn Bio draufsteht.