Ein Land steht Modell

Der Anteil der Bio-Betriebe an der Gesamtbetriebszahl erreichte 2012 16,5 Prozent, damit ist jeder sechste landwirtschaftliche Betrieb ein Bio-Betrieb. In manchen Bezirken (hier grün eingefärbt) beträgt die Zahl der Bio-Betriebe sogar über 30 Prozent.

Der Anteil der Bio-Betriebe an der Gesamtbetriebszahl erreichte 2012 16,5 Prozent, damit ist jeder sechste landwirtschaftliche Betrieb ein Bio-Betrieb. In manchen Bezirken (hier grün eingefärbt) beträgt die Zahl der Bio-Betriebe sogar über 30 Prozent.
Quelle: BMLFUW

»High in the Alps, the organic movement is on top of the world« – so kommentierte die Fachzeitschrift Nature im Jahr 2004 die Rolle Österreichs im internationalen Bio-Vergleich. Die Modellregionen leben das vor.

Wenn man den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Anbaufläche in Relation zur gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche betrachtet, liegen im internationalen Vergleich nur Liechtenstein und die Falkland-Inseln vor Österreich. Mit rund 21.500 Biobetrieben und einer ökologischen Nutzfläche von etwa 533.000 Hektar haben sich in der Alpenrepublik mittlerweile auch Modellregionen gebildet, deren Konzepte sogar ins Ausland exportiert werden.

Beispielhaft dafür ist die Ökoregion Kaindorf. Sechs Gemeinden im Bundesland Steiermark haben sich 2007 zusammengeschlossen, um gemeinsam einen ökologischen und nachhaltigen Weg zu beschreiten. Ziel ist nicht nur die Förderung biologischer Landwirtschaft, die Region will auch eine weitestgehend autarke Versorgung mit erneuerbaren Energien erreichen und bis 2020 CO2-neutral sein. Damit ist Kaindorf so erfolgreich, dass die kroatische Stadt Velika Gorica, südlich von Zagreb, das Modell der Ökoregion in Zukunft komplett übernehmen will – vom Logo über die Statuten bis hin zum Arbeitsgruppensystem. Die Stadt und ihr Umland mit insgesamt rund 60.000 Bewohnern werden damit zur ersten eko regija Kroatiens.

Urlaub im Bioparadies

Auch das Bundesland Salzburg bekennt sich zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Die Region gilt einerseits als klassisches Urlaubsziel und ist andererseits österreichweiter Vorreiter bei der Produktion biologischer Lebensmittel. Über 50 Prozent der dort ansässigen Landwirte betreiben ökologische Landwirtschaft. Mit der Marke Bioparadies Salzburger Land soll nun eine Verbindung zwischen diesen beiden Elementen geschaffen werden. Das Ziel: die Etablierung eines ökologisch und sozial nachhaltigen Tourismus.

Das Mühlviertel in Oberösterreich hat ebenso ambitionierte Ziele. Mehr als die Hälfte der Biobetriebe des Bundeslandes sind in dieser Bioregion angesiedelt. Doch die Gegend will nicht nur innerhalb Österreichs sondern auch europaweit ins Spitzenfeld kommen. Über 1.200 engagierte Bürger haben sich deshalb in den letzten Jahren in einer Reihe von Workshops getroffen und gemeinsam ein Entwicklungskonzept für die Region erarbeitet. Aus dieser Zusammenarbeit sind nicht nur ein Biokompetenzzentrum sondern u.a. auch ein Gastronomie-Projekt und eine Wanderausstellung mit Bio-Lerninhalten für Schulen entstanden.

Im Bundesland Tirol ist 2002 mit Bio vom Berg eine Initiative gegründet worden, die sich mittlerweile als Qualitätsmarke der Tiroler Bio-Bergbauern etabliert hat. Da die Landwirtschaft vor Ort sehr kleinstrukturiert ist, bietet der Zusammenschluss den Landwirten die Chance, sich untereinander besser und eigenständiger zu organisieren. Und das mit Erfolg – das Angebot ist mittlerweile von acht auf über 100 Produkte angewachsen.

Strategien für die Zukunft

Dass Entwicklungen wie diese überhaupt stattfinden können, ist auch der gestiegenen Nachfrage zu verdanken: Seit 2008 ist die Menge verkaufter Bio-Lebensmittel in Österreich um 18 Prozent gestiegen. Dieser Wandel im Bewusstsein und Handeln brachte schließlich auch das Bundesland Vorarlberg, das bisher nicht gerade als Bioland bekannt war, dazu, sich neu zu positionieren. Von 500 auf 1.000 Bio-Betriebe bis ins Jahr 2020 – so lautet die ehrgeizige Strategie im Ländle. Ähnlich ambitioniert sind auch die Bundesländer Kärnten und das Burgenland. Ihr bisher noch relativ geringer Anteil an biologisch bewirtschafteter Fläche (18 bzw. 20 Prozent) soll in den nächsten Jahren sukzessive erhöht werden.

Um zu wenig biologisch bewirtschaftete Betriebe braucht sich das Land Niederösterreich dagegen keine Sorgen machen. Die Bio Austria, die Organisation der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern, verzeichnet im Gebiet Wien und Niederösterreich rund 3.600 Mitgliedsbetriebe – ein starker Impulsgeber der heimischen Bio-Landwirtschaft. Im Fokus steht hier die Spezialisierung auf Produktsparten. So ist etwa die Etablierung einer biologischen Zuckerrüben- und Speisesojaproduktion gerade im Gange.

Die zahlreichen Modellregionen, Initiativen und Entwicklungen zeigen, dass sich Österreich seinen Platz als Bio-Vorreiter nicht so schnell streitig machen lassen wird. Das eingangs erwähnte Fazit des Magazins Nature wird also hoffentlich auch in den nächsten Jahren nicht an Gültigkeit verlieren.

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