Cola aus dem Kuhstall
Statt einer Melkanlage steht im Stall von Diana Umgeher nun eine Abfüllanlage für das koffeinfreie Bergcola und Tonic Water aus Kräutern der eigenen Gärtnerei.
Den Bauernhof der Eltern zu übernehmen war im Leben von Diana Umgeher nicht vorgesehen. Bis vor ein paar Jahren leitete die gelernte Sozialbetreuerin eine Behinderteneinrichtung. »Mit Freude und einem tollen Team«, wie die 40-Jährige betont. »Dass ich einmal Biobäuerin werde und Getränkeproduzentin, das hätte ich nie geglaubt«, sagt sie.
Dann überschrieben ihr 2015 die Eltern den Hof und gingen in Pension. Lange wusste die Tochter nicht, was sie damit anfangen sollte. Ein Glück, dass der Vater fit ist und bis heute auf einigen Äckern Mais und Weizen anbaut. Der Stall steht schon ein paar Jahre leer. Doch dass alle Generationen mitarbeiten, auch die Alten, die eigentlich schon im Ruhestand wären, ist in der Landwirtschaft üblich. Grund zur Eile gab es für Diana Umgeher also auch als Betriebsführerin nicht. Doch einfach weitermachen wie ihre Eltern bot keine Perspektive. Die Landwirtschaft ganz aufgeben, die Flächen verpachten; das wäre eine Möglichkeit gewesen. Wirklich anfreunden konnte sie sich mit diesem Gedanken aber nicht. Lange überlegte sie deshalb, welche Nische sie interessieren könnte. »Ich bin selbst auf einem Bilderbuchbauernhof aufgewachsen, ein paar Schweine, zwei Milchkühe und zwei Maststiere, Hühner, Hasen«, sagt sie, durchaus ein wenig wehmütig. Doch diese Zeiten sind vorbei. Dann gibt eines Abends das Fernsehprogramm den entscheidenden Impuls: »Ich sah mir eine Start-up-Show an und plötzlich war da die Idee, die Sirupe, die ich privat für mich und meine Familie machte, und meinen Lavendelsirup, der auch im Freundeskreis sehr beliebt war, in die Direktvermarktung zu bringen.«
Gedacht, getan: Mittlerweile umfasst ihre dafür geschaffene Marke »Echt vom Land« eine ganze Reihe von Sirupen und Getränken; darunter ein koffeinfreies Bergcola auf Basis der Eberraute (»Colakraut«), Craft Cider und eine eigene Tonic-Linie, die ihr feines Bitteraroma einem Auszug der Enzianwurzel verdankt. Das Lavendel-Tonic wurde gerade erst als »Bio-Produkt des Jahres 2023« ausgezeichnet.
Ausgewählte Gewürze kauft Umgeher bei Sonnentor zu. Der allergrößte Teil der Kräuter für ihre Kreationen wächst aber im eigenen Garten und auf einer Bergwiese. Zum Leben reichen überschaubare zwei Hektar. »Man glaubt gar nicht, was Kräuter als veredeltes Produkt hergeben. Wir produzieren von dieser Fläche 15.000 Liter Sirup und 20.000 Liter kohlensäurehaltige Getränke«, sagt sie. Ein kleiner Teil ist auch für Feldversuche gedacht. Zuletzt hat sie etwa Pflanzen des Gelben Enzians bei einer Gärtnerei in Deutschland gekauft. Eigentlich wächst Enzian erst in Höhenlagen. »Schauen wir mal, ob er bei uns in Melk auf 350 Metern Seehöhe nicht doch auch gedeiht.«
Investitionen in landwirtschaftliche Maschinen waren für ihre Kräutergärtnerei keine nötig. »Alles ist handverlesen«, sagt sie. »Von Anfang Juni, wenn der Lavendel und die Rosen blühen, bis Ende September wird jeden Tag geerntet und der Kräutertrockner nachgeschlichtet.« Im ehemaligen Kuh- und Schweinestall des Vierkanthofs allerdings ging im Frühjahr eine moderne Abfüllanlage in Betrieb. Damit kann unter Druck mit Kohlensäure abgefüllt und pasteurisiert werden. »Das Abfüllen ist für kleine Betriebe technisch durchaus herausfordernd«, weiß Umgeher. Umgebaut wird auch 2023; es braucht einen Raum für Führungen und Verkostungen. Bestens dafür geeignet: der ehemalige Heuboden über dem Stall.
Mehr über LandwirtInnen, welche die Höfe ihrer Eltern auf die Produktion anderer Produkte umfunktioniert haben, lässt sich hier herausfinden.
Alles Weitere über Echt vom Land findet sich hier.
BIORAMA BIOKÜCHE 2023 #0