Bio in Österreich – Teil 2

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Wie kommen Bio-Lebensmittel beim Konsumenten an? Wir haben Produzenten, Vermarkter, große und ganz kleine Handelsbetriebe befragt, worauf sie und ihre Kunden Wert legen. Ein qualifizierter Blick auf Innovationen in der österreichischen Bio-Branche.

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Mareike Nossol
„Denn’s”, Österreich

»Wir bemerken allgemein, dass sich immer mehr Menschen gerne biologisch ernähren und bewusst Bio-Lebensmittel suchen. Frühere Randsortimente wie Bio-Tiernahrung oder Bio-Tiefkühlkost werden vermehrt nachgefragt. Ebenso bemerken wir, dass man wieder öfter mit traditionelleren Gemüsesorten wie Pastinaken oder Schwarzwurzeln oder vegetarisch bzw. vegan kocht. Ein Dauertrend sind regionale Lebensmittel. Wir sind auch stets auf der Suche nach neuen Lieferanten aus Österreich und freuen uns, wenn sich jemand meldet. Zusätzlich zu namhaften Bio-Marken wie z.B. Rapunzel, die ihren Firmensitz in Deutschland haben, versuchen wir immer auch eine österreichische Alternative anzubieten. Für uns ist es wichtig, dass viele Produkte aus Österreich kommen.

Wir hoffen, dass wir mit unserem Konzept – ein Bio-Markt mit der Atmosphäre eines Supermarkts als bewusste Ergänzung zum traditionellen Bio-Laden – die Marktdurchdringung von Bio erweitern können. Es wird aber weiterhin beides geben. Kleinere Läden haben mehr Spezial-Artikel, eine intimere Atmosphäre und sie sind definitiv beratungsintensiver. Wir sprechen ein anderes Publikum an, bei uns kann man anonymer durchspazieren und wird nicht gleich angesprochen. Es gibt aber auch Menschen, die möchten sich stärker unterhalten und möchten beraten werden. Beratung gibt es bei uns natürlich auch.«

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Maria Teichmann
www.greisslerei.org, Bio-Online-Versand, St. Pölten

»Die Bauern, deren Produkte ich online anbiete, suche ich persönlich aus. Sie sollten kleinstrukturiert arbeiten und Bio-Landwirtschaft aus Überzeugung betreiben. Für viele Bauern ist es schwer zu bestehen, daher legen die von mir ausgewählten Bauern den Preis ihrer Waren selbst fest, so ist auch die Bezahlung adäquat. Meine Waren sind keine Massenwaren, sie werden von den Bauern selbst veredelt.«

Otto Bauer

Otto Bauer
„Natürlich für uns“, MPreis, Zielpunkt, etc.

»Bio alleine reicht nicht mehr. Es wird immer wichtiger, dass Lebensmittel regional sind und dass eine hohe Rückverfolgbarkeit besteht. Auch die Saisonalität wird immer wichtiger. Die große Herausforderung besteht darin, das Wissen um die Lebensmittel zu vermitteln, der positiv kritische Konsument sucht nach den Gesamtzusammenhängen. Das Wort Nachhaltigkeit wird langsam immer mehr mit Leben befüllt, die Kunden möchten wissen wie die Produktionsbedingungen sind, ob das Trinkwasser geschont wird und wie die Arbeitsbedingungen aussehen.«

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Manuela Raidl-Zeller
„Sonnentor”

»Die Konsumenten werden bewusster. Es ist wichtig, welche Werte mit dem Produkt transportiert werden und woher die Dinge stammen. Was bei uns super funktioniert: unsere Bio-Flagshipstores und unser Franchise-Konzept. Wir können die Produkte dadurch unmittelbar erlebbarer machen. Wir haben eine große Produktpalette und durch ein eigenes Geschäft kann diese durch die Mitarbeiter und die Stimmung im Geschäft gut transportiert werden. Auch über die österreichischen Grenzen hinaus ist Sonnentor mit Franchise in München oder Partnerladen-Konzepten in Tschechien vertreten. Dieses erfolgreiche Shop-in-Shop-Konzept möchten wir noch stärker in den internationalen Markt tragen.«

 

Christa Ettl
„Weingut Ettl“, Podersdorf am See

»Seit 2006 haben wir uns auf naturnahen Wein-Anbau konzentriert. Damit geliebäugelt hatten wir schon länger. Als unser Sohn mit der Schule fertig war und in die Landwirtschaft mit eingestiegen ist, haben wir die Gelegenheit genutzt. Wir haben diesen Weg aus persönlichem Interesse eingeschlagen, nicht für die Kunden umgestellt. Mittlerweile bieten wir auch unterschiedliche, regionale Produkte an, ganz einfach, weil wir in dem großen Verkaufsraum Platz dafür haben. Ich war nicht auf der Suche danach. Auch das kam über persönliche Beziehungen zustande, z.B. Bekannte und Freundinnen, die Marmelade oder Eingemachtes hergestellt haben. Wir sind ein Bio- und Familienbetrieb und wollen auch nicht größer werden.«

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Detlef Schiener
www.biostore.at, Online-Shop und Bio-Laden, Bregenz

»Den Online-Shop habe ich gestartet, um zusätzliche Kundenschichten zu erreichen. Im Laden führe ich ein Vollsortiment, spezielle Bio-Produkte nur im Online-Shop. Um online ein Vollsortiment anzubieten wären die Lagerhaltungskosten zu hoch. Ich habe irgendwann gemerkt, dass viele Leute, auch von weiter weg, extra in den Laden kommen, um z.B. spezielle Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen. Deswegen biete ich ein erweitertes Sortiment hochpreisiger Bio-Artikel nun auch online an. Produkte, die man eben nicht überall kaufen kann: spezielle Tees, Omega-Öle, Kokosblütenzucker, aber z.B. auch ein Granulat namens ›Frauenpower‹, das gegen die Beschwerden in den Wechseljahren hilft.«

 

… „Bio in Österreich“ – Teil 1

… „Bio in Österreich“ – Teil 3

 

DOKUMENTATION Sandra Adler & Katharina Wiesler

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