Bio-Grillkohle: Weil Kohle nicht einfach Kohle ist
Nachhaltig Grillen: ein deutsches Start-up bietet Öko-Grillkohle und Grill-Anzünder an – aus bio-zertifizierten Wäldern.
Beim Belegen des Grills achten immer mehr Zeitgenossen darauf, dass ihr Fleisch und Gemüse bio ist. Was allerdings das Feuer entfacht und was eine gute Glut ausmacht, das beachten noch zu wenige. Das deutsche Start-up Nero möchte das nun ändern: mit bio-zertifizierter Grillkohle aus dem Saarbrücker Stadtwald. Denn: Der WWF schätzt, dass beispielsweise 84 Prozent des in Nigeria geschlagenen Holzes zu Kohle gemacht wird. Wovon bis zu 90 Prozent aus illegalem Einschlag stammen, die über Umwege auch auf europäischen Grills landen. Die „Nero Grillkohle“ und auch der „Nero Grillanzünder“ verstehen sich da als regionale, ökologisch und sozial nachhaltige Alternative zu herkömmlicher Grillkohle. Das Holz dafür stammt aus vom Naturland-Verband zertifizierter Waldbewirtschaftung. Verarbeitet wird es – einer Aussendung von Naturland zu Folge – im nähe gelegenen Gyé-sur-Seine (Frankreich). Darin zitiert der Verband auch Aaron Armah, einen der Gründer des Grillkohle-Start-ups: „Deutschlandweit verschwindet innerhalb eines Jahres umgerechnet eine Regenwaldfläche von 1.900 Fußballfeldern auf unseren Grills.“
Deutschlandweit verschwindet innerhalb eines Jahres umgerechnet eine Regenwaldfläche von 1.900 Fußballfeldern auf unseren Grills.“ (Aaron Armah, Nero-Gründer)
Abfallprodukt: Öko-Grillkohle
Der Saarbrückener Stadtwald wurde für die Öko-Grillkohle allerdings nicht kahlgeschlagen. Er wird als sogenannter Dauerwald bewirtschaftet. Das heißt: Dort werden nie alle, sondern nur punktuell Bäume gefällt. Naturland-Waldexperte Martin Reinold: „In einem stark laubholzdominierten Wald wie dem Stadtwald Saarbrücken fallen im Rahmen der Pflege- und Durchforstungsarbeiten Holzqualitäten an, die für die Möbelproduktion ungeeignet sind. Dort stellt die Weiterverarbeitung zu Holzkohle eine sinnvolle Vermarktungsergänzung dar.“ Die Naturland-Richtlinien für den Bio-Wald sichern auch, dass das Kronenmaterial und Äste im Wald verbleiben, wo sie als Biotop (Stichwort: Totholz) und natürlicher Dünger dienen. Auch auf Pestizide und Düngemittel wird bewusst verzichtet.
Derzeit sind es deutschlandweit vor allem kommunale, aber auch einige private Waldbesitzer, die ihre Wälder (gesamt 53.000 Hektar) nach Naturland-Richtlinien biozertifizieren lassen. Auch in Österreich bereiten einige Waldbesitzer ihre Bio-Zertifitierung vor.
Schließlich ist Wald nicht automatisch nachhaltig – und Grillkohle nicht Grillkohle.
Weiterlesen? Matthias Schickhofer hat recherchiert und sich gefragt: „Wie ‚bio‘ ist die Forstwirtschaft?“.