Bio bleibt in Bewegung – das war das Biolebensmittelcamp
„Die Revolution entlässt ihre Kinder“ – Umbruchstimmung beim Biolebensmittelcamp. Ein Bericht von Johanna Stumpner (AöL)
Fulda. »Umbruch. Aufbruch. Loslassen. Einlassen.« Mit diesen Schlagworten lässt sich die Stimmung des diesjährigen Biolebensmittelcamps, das Mitte März im hessischen Fulda stattfand, beschreiben. Die rund 80 TeilnehmerInnen aus Erzeugung, Herstellung, Handel, Beratung und Verbänden beschäftigten sich ein Wochenende lang mit dem spürbaren Wandel in der Biobranche und damit einhergehenden Fragen zu Unternehmensnachfolgen, Nachhaltigkeitskonzepten, den Veränderungen im Markt, daraus entstehenden Kommunikationsfragen und vielen weiteren Themen. Die Sessions boten mit Gedankenkopfständen, »Wünsch dir was«-Runden und Fishbowl-Diskussionen guten Raum für intensive und tiefgehende Gespräche.
Gudrun und Sophie Schweisfurth berichteten am Samstagabend, wie sie das Thema Nachfolge bei den Hermannsdorfer Landwerkstätten angegangen sind. Sie boten den TeilnehmerInnen einen offenen Einblick in die Fragen und Herausforderungen des gesamten Prozesses. Für den Generationsübergang in Herrmannsdorf war vor allem die Zeit für intensive Gespräche wichtig. Da sich viele Biounternehmen in einem wachsenden Markt befinden und der Übergang von Idealismus zu Realismus schwer anmutet, gewinnt der Austausch immer mehr an Bedeutung.
Im Morgenimpuls am Sonntag sprach Alexander Beck, geschäftsführender Vorstand der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) über die Zukunft unserer Ernährung und plädierte: »Wenn wir unser Essverhalten ändern wollen, müssen wir uns wieder mehr Zeit nehmen, um über die Qualität unserer Lebensmittel nachzudenken.« Und das beinhalte, den Blick zu weiten und unsere Ernährung ganzheitlich zu betrachten – jedes naturbelassene Lebensmittel habe eine Geschichte, hat »Erfahrungen gesammelt«, ist in einer gewissen Art strukturiert, reproduzierbar und lebendig. Diese Eigenschaften beeinflussen die Qualität zu sehr großen Teilen – auch wenn (oder gerade, weil) nicht alles davon mit dem Auge sichtbar, geschweige denn analytisch messbar ist. Ökolandbau allein werde die Welt nicht retten, denn er betrachtet nur den landwirtschaftlichen Teil – was wir brauchen ist ein Wandel unseres gesamten Ernährungsstils. Die Betrachtung der Lebensmittelqualität habe darauf ganz entscheidenden Einfluss.
Alles in allem war das Camp mit regionaler und ökologischer Verpflegung durch das Morgensternhaus, tiefgehenden, ernsthaften, aber auch fröhlichen und entspannten Gesprächen mit neuen und alten Kontakten eine tolle Begegnungsstätte für die Branche.
BIORAMA begleitet das Biolebensmittelcamp seit seinem erstmaligen Stattfinden im Jahr 2017 als Medienpartner.