Hot to Cold – Architektur in Zeiten des Klimawandels

Bild: BIG

Bild: BIG

Wie sich die Architektur auf extreme Temperaturen einstellt – der Taschen-Verlag veröffentlicht ein Buch zur Architektur der Extreme. 

Langsam merkt man es auch bei uns, wenn plötzlich die Winter und Sommer nicht mehr so sind, wie sie einmal waren. Hochwasser, Dürreperioden oder extreme Winde dienen als Beweise für die inzwischen nicht mehr umstrittene These des Klimawandels. Auch die Architektur beschäftigt sich mit den Gebäuden der Zukunft: Gebäude, die den Wetterextremen der kommenden Jahrzehnte standhalten können.

„We can’t be satisfied with causing accidental [if not catastrophic] changes as mere side effects of our way of life. We have to use our knowledge and technology to design and maintain manmade landscapes and ecosystems. We need to integrate ecological systems into human society through holistic design.“

„BIG HOT TO COLD – An Odyssey of Architectural Adaption“ ist das Buch zu einer Architekturausstellung der Bjarke Ingels Group (BIG), die derzeit in Washington D.C. läuft. Die BIG ist ein Netzwerk aus Architekten, Designern und Bauunternehmen in New York und Kopenhagen, das schon mehrmals wegen seiner innovativen Zugänge in der Architektur preisgekrönt wurde. Für die Ausstellung bündelte das Büro eine Auswahl an Projekten, die seit 2001 entworfen oder bereits realisiert wurden. Es ist ein umfangreiches Portfolio: Auf mehr als 700 CO2-neutralen Seiten führt das Buch von der Hitze der Arabischen Wüste in die Finnische Tundra. Es stellt 60 Bauwerke, Straßenzüge oder ganze Landschaften und Städte vor, die sich durch smarte Architektur den zukünftigen Temperaturen stellen. Manche Bauwerke können sich durch die Bauweise selbst kühlen oder mit Hilfe von passiver Sonnennutzung auch heizen. Die Projekte nutzen Wind und Schatten, Neigung und Begrünung, um das Klima im und ums Gebäude für den Menschen erträglich zu machen. Die Architekten wollen die Fehler der Vergangenheit und die dadurch entstehenden Probleme durch ganzheitliches und ökologisches Design beheben.

Inhabited Hills Klima: tropisch – 25° nördlicher Breite

Bild: Zottmann

Bild: Zottmann

„Inhabited Hills“ ist der Masterplan für ein Stadtviertel in Taipeh, Taiwan. Das Wohngebiet soll „Hualien“ heißen und lehnt sich gestalterisch an den Umrissen einer Berglandschaft an. Ökologisch gesehen ist dieses Projekt ein Hit: alle Dächer – sofern man von solchen sprechen will – sind durchwegs begrünt, teilweise begehbar oder werden überhaupt zum Boden. Begrünung reduziert die Temperatur-Differenz auf ein Minimum. Soll heißen, wenn sich ein Dach ohne Begrünung im Sommer auf 100 Grad erwärmt, bleibt es mit Begrünung bei angenehmen 30-40 Grad. „Hualien“ soll dem heiß-feuchten Klima Taiwans durch seine Ausrichtung und Vegetation standhalten.

The DryLine Klima: warm gemäßigt – 40° nördlicher Breite

Bild: BIG

Bild: BIG

Wie schon die Kollegen bei The Gap, müssen auch wir über das Projekt „The Dry Line“ sprechen. Der Entwurf sieht eine Linie rund um den New Yorker Bezirk Lower Manhattan vor, die in Form von Schutzwällen, temporär nutzbaren Wänden und Mauern vor Überflutungen schützen soll. Der Wirbelsturm Sandy führte im Oktober 2012 zu starken Überschwemmungen und Schäden in Milliardenhöhe. Als Vorsorgemaßnahme für die nächsten Hurrikans, die in dieser Region recht häufig vorkommen, will sich die Stadt wappnen und Bürgermeister de Blasio macht dafür 335 Millionen US-Dollar locker. Damit soll vorerst nur ein Teil der „Dry Line“ realisiert werden. Hier kann man sich jedenfalls einen Eindruck verschaffen, wie das Projekt aussehen könnte, wenn für die komplette Realisierung unendlich viel Geld da wäre.

Powder Plant Klima: kalt gemäßigt – 55° nördlicher Breite

Bild: BIG

Bild: BIG

Die Architekten der BIG sind Experten der integrierten Nutzung. Bei diesem Projekt in Kopenhagen verbinden sie eine Müllverbrennungsanlage mit Freizeitvergnügen. Das 90 Meter hohe Gebäude ist Wandergebiet, Skipiste und Kletterwand in einem und nebenbei erzeugt die Verbrennungsanlage den Strom für Kopenhagen. Der Kamin bläst bei jeder erreichten Tonne CO2 einen Rauchring. Dabei würde, laut Angaben im Buch, wesentlich weniger CO2 ausgestoßen als in früheren Kraftwerken.

TASCHEN

BIG. HOT TO COLD. An Odyssey of Architectural Adaptation

712 Seiten 

€ 39,99

VERWANDTE ARTIKEL