Wildschwein, Wolf, Bär: Wandern in wilder Gesellschaft

Beim Wandern ist man selten allein. Wir teilen uns den Wald und die Weiden mit Tieren, von denen wir einen Großteil nie bemerken. Vereinzelt kann das auch mit Risiken verbunden sein. Was tun, wenn man beim Almwandern oder beim Spaziergang im Wald auf Weide- und Wildtiere trifft?

Goldschakale, Giftschlangen, Greifvögel, Kühe, Wölfe, Wildschweine und Braunbären – Auf unter anderem diese Wildtiere kannst du in den Alpen und im Alpenvorland in Österreich und Deutschland durchaus treffen. Aber wie verbreitet sind diese Wildtiere und welches Verhalten ist bei einer Begegnung – mitunter in beiderseitigem Interesse – ratsam?

Wenn die Kuh rotsieht

Viele Wanderwege führen über Weiden, auf denen Kuhherden grasen. Als Wanderer verhält man sich da einfach ruhig und macht einen Bogen um die Herde. Sollte man mit einem Hund unterwegs sein, leint man diesen an.

Eine aggressive Kuh erkennt man daran, dass sie den Kopf senkt. Das passiert aber nur, wenn sich die Weidetiere bedroht fühlen.

Viele Wanderwege führen über Weiden. Solange sich Kühe nicht bedroht fühlen, lassen sie Menschen meistens in Ruhe. Bild: pixabay.com.

Aggressiv werden Kühe nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Erkennen kann man das daran, dass die Kuh den Kopf senkt und mit den Hufen scharrt. In diesen Fällen ist es ratsam, seinen Hund sofort abzuleinen und zu versuchen auf die Kuh wie eine Gefahr zu wirken – also große Bewegungen machen, laut rufen und sich aber gleichzeitig vorsichtig entfernen – damit der Fluchtinstinkt des Tiers einsetzt. Keinen Unterschied macht es übrigens, ob man ein rotes Shirt anhat. Das ist reiner Mythos. Mehr dazu im BIORAMA-Artikel zum Thema Wandern mit Kuhherden.

Wildtiere im Wald

Viele Wanderwege führen aber nicht nur über Weiden, sondern auch durch den Wald. Wildtiere sind meist scheu und meiden den Menschen. Sieht man aber einmal ein Tier, kommt man ihm am besten nicht näher. Oft merkt man aber als Wanderer gar nicht, dass man sich mitten im Lebensraum wilder Tiere befindet. Geschützt gehört ihr Zuhause dennoch. Das kann man tun, indem man immer auf den Wegen bleibt, nicht zu viel Lärm macht und keinen Müll im Wald hinterlässt.

Man sollte beim Wandern im Wald den Lebensraum der Wildtiere respektieren.

Auch wenn man selten Wildtiere im Wald sieht, gehört ihr Zuhause dennoch geschützt. Deswegen sollte man seinen Müll immer aus dem Wald mit hinausnehmen. Bild: pixabay.com.

Wolfforschung, jetzt auch mit Drohnen

In den letzten drei Jahrzehnten haben Wölfe sich wieder stärker in Deutschland, Österreich und sogar Frankreich ausgebreitet, nachdem sie Ende des 19. Jahrhunderts vollständig vom Menschen in den Osten und Süden Europas verdrängt worden waren. In den letzten Jahren gab es vor allem im Norden und Osten Deutschlands vermehrt Nachweise von Wolfsrudeln. Aber auch in Österreich wurden vereinzelt Wölfe entdeckt, die auf der Durchreise waren. 2016 gab es den ersten Nachwuchs auf österreichischem Boden.

2016 gab es den ersten Wolfsnachwuchs in Österreich.

Es gibt immer mehr Wölfe auf österreichischem und deutschem Boden. Diese Wölfe sind bisher aber kaum erforscht. Bild: pixabay.com.

Bisher sind diese Wölfe kaum erforscht. Es kursieren immer noch viele Vorurteile über den „großen, bösen Wolf“. Das Bewusstsein, dass Forschungsarbeit notwendig ist und die Bereitschaft, diese auch zu finanzieren, scheint sich langsam zu etablieren – Mitunter auch mit unkonventionellen Methoden: In Allentsteig, Niederösterreich, sollen jetzt Drohnen zum Einsatz kommen, die Wölfe mit Betäubungspfeilen ruhigstellen sollen. Dann können Forscher sie mit Sendern versehen und sie beobachten.

Für Wanderer in unseren Breiten sind Wölfe normalerweise keine Gefahr. Sie sind scheue Tiere, die Menschen nicht angreifen, solange sie genug zu fressen finden. In Österreichs Wäldern ist genug Beute für Wölfe vorhanden. Außerdem ziehen sich gesunde Wölfe zurück, bevor sie von Menschen überhaupt bemerkt werden. Einstmals gab es vereinzelt Angriffe von tollwütigen Wölfen – Deutschland und Österreich gelten aber seit 2008 offiziell als tollwutfrei. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn man mit einem Hund in einem Wolfsgebiet unterwegs ist. Mehr dazu im BIORAMA-Artikel zum Thema Wolfsbegegnungen.

Wölfe sind für Wanderer keine Gefahr, sie sind scheu. Jedoch ist noch viel Forschungsarbeit nötig um mehr über sie zu erfahren

Im niederösterreichischen Allensteig soll jetzt Wolfsforschung mit Hilfe von Drohnen betrieben werden. Bild: pixabay.com.

Wenn Nachrichten von Wolfsangriffen kursieren, dann erweisen sich diese bei Recherche fast immer als Fake News. Bei einem aktuellen Fall in Polen wird gerade der Vermutung nachgegangen, dass es sich um ein zuvor in Gefangenschaft gehaltenes Tier gehandelt hat. Gefährdet sind allerdings Schafe ohne Herdenschutzhunde und Hirten oder Nutztiere wie Ponys, Almrinder und schlecht gesicherte Weidetiere. (In Deutschland wurden 2016 über 1000 Nutztiere in fast 300 Übergriffen von Wölfen getötet. Knapp 90% davon waren Schafe oder Ziegen.)

Braunbär und Goldschakal – der Wolf bekommt Gesellschaft

Immer wieder stoßen Wildtiere in neue Gebiete vor oder kehren zurück. So auch der Braunbär.

Vor allem in den slowenischen Alpen gibt es Braunbären, die auch hin und wieder nach Österreich wandern. Bild: Bear von Emil Larsen, flickr.com / CC by 2.0.

Auch der Braunbär wurde in Europa fast ausgerottet und kehrt nur langsam in unsere Wälder zurück. In den Alpen gibt es in Norditalien, der Schweiz und Slowenien Braunbären. Vor allem die Population in Slowenien ist mit etwa 450 Tieren beachtlich. Etwa zehn davon leben in den slowenischen Alpen. Der Großteil der Population ist im Süden des Landes angesiedelt. Trotzdem wandern aus Slowenien immer wieder Braunbären nach Kärnten und Osttirol. Im Moment wird dieser Bestand auf fünf bis acht Tiere geschätzt.

Ein Neuankömmling in Mitteleuropa ist der Goldschakal. Ursprünglich kommt er aus Nordafrika, Asien und Südosteuropa. 1987 gab es die erst Meldung eines Goldschakals in Österreich, 1996 in Deutschland. 2007 wurden zum ersten Mal Jungtiere in Österreich geboren. Sowohl bei den Sozialkontakten, als auch bei der Ernährung gilt der Goldschakal als Opportunist. Oft bindet er sich fürs Leben, kann aber auch Einzelgänger bleiben. Er ernährt sich von kleinen Säugetieren, wie Mäusen, aber auch Kadavern und pflanzlicher Nahrung, also was er gerade zwischen die Zähne bekommt. Er stellt aber keine Gefahr für Wild dar.

Goldschakale sind Opportunisten, beim Futter und bei den Sozialkontakten.

Der Goldschakal ist ein Neuankömmling in Mitteleuropa. Wie Wölfe sind Schakale scheu, sie werden auch oft verwechselt. Bild: Gold Jackal von Koshy Koshy (flickr.com / CC by 2.0).

Goldschakale sind sehr scheu, ähnlich wie Wölfe, und werden auch oft mit diesen verwechselt. Sollte man beim Wandern trotzdem einmal einen sehen und erkennen, kann man die Sichtung im Rahmen eines Projekts des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der BOKU melden.

Immer mehr Wildschweine in Europa

Wildschweine allerdings werden in Europa immer mehr zur Plage, denn sie stören die Landwirtschaft und wurden auch bereits in Großstädten gesichtet. Durch die milderen Temperaturen können sie die Winter leichter überstehen. Die Zuwachsraten werden an Jagd- und Verkehrsunfallzahlen gemessen, da tatsächliche Wildschweinbestände schwer zu zählen sind. An diesen Zahlen kann man aber eine deutliche Zunahme an Wildschweinen in den letzten Jahren erkennen.

Die Wildschweinzahlen in Europa steigen immer mehr an. Das liegt vor allem an den milderen Temperaturen im Winter.

Unter Wanderern kommt es immer öfter zu Wildschweinsichtungen. Vor allem bei Bachen mit Frischlingen sollte man aufpassen, da Wildschweine einen sehr starken Mutterinstinkt haben. Bild: pixabay.com.

Deswegen kommt es auch unter Wanderern immer wieder zu Sichtungen. Aufpassen muss man vor allem bei Bachen mit Frischlingen, denn der Mutterinstinkt der Tiere ist sehr stark ausgeprägt und sie reagieren auf jede potenzielle Gefahr für ihre Jungtiere. Aber auch einen Keiler kann es stören, wenn man den Frischlingen zu nahekommt. Sollte es einmal passieren, dass man ein Wildschwein reizt, ist es die beste Strategie, sich einen Baum oder Hochstand zum Hochklettern zu suchen. Die Chance, einem Wildschwein davonzulaufen, ist eher gering, da sie, mit Geschwindigkeit von bis zu 50km/h, schneller sind als Usain Bolt.

Kreuzottern und andere Giftschlangen

Auch wenn es in Österreich und Deutschland nicht so viele Giftschlangen wie in anderen Gebieten der Welt gibt, sind auch hier ein paar zu finden.

Außerdem sind in Österreich und Deutschland noch Wiesenottern, Sandvipern und Aspisvipern beheimatet.

Eine Kreuzotter erkennt man vor allem an ihrem auffälligen Zick-Zack-Muster. Sie ist eine der wenigen Giftschlangen, die in Österreich und Deutschland beheimatet sind. Bild: pixabay.com.

Die Kreuzotter, mit ihrem unverkennbaren Zick-Zack-Muster, ist im Mittelgebirge und in den Alpen heimisch. In Österreich sind auch die giftige Wiesenotter und Sandviper beheimatet und in Deutschland die Aspisviper. Das Gift all dieser Schlangen ist zwar im Normalfall nicht tödlich, kann aber für Kinder oder ältere Menschen lebensgefährlich werden.

Sollte man einmal gebissen werden, dann das Gift keinesfalls aussagen. Am besten ist es, die betroffenen Körperstelle ruhigzustellen und die entstandene Schwellung zu kühlen. Und natürlich einen Arzt aufzusuchen.

Erste Hilfe für Wildtiere und Greifvögel?

Greifvögel sollte man nur im Ausnahmefall selbst transportieren.

Für verletzte Greifvögel gibt es Auffangstationen an die man sich wenden kann. Bild: pixabay.com

Beim Wandern kann es auch vorkommen, dass man ein verletztes Tier findet. Wenn man helfen möchte, meldet man den Fund telefonisch dem zuständigen Jäger, dem man den Fundort genau beschreibt. Gesetzlich verpflichtet ist man dazu aber nicht. Für verletzte Greifvögel gibt es mehrere Auffangstationen an die man sich wenden kann und zu denen man das Tier im Ausnahmefall auch zur Versorgung bringen kann. Selbst transportieren sollte man das Tier aber nur wenn die Station auch bereit dazu ist, das Tier zu übernehmen und man für den Transport ausgerüstet ist, also man einen Karton groß genug für das Tier dabeihat.

Berühren sollte man ein Rehkitz oder Hirschkalb jedenfalls nicht. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ist es nicht verletzt, sondern wartet auf seine Mutter, die auf Futtersuche ist. Ein Wildtier anzufassen ruft für einen selbst und das Tier ein Risiko hervor, denn Wildtiere fühlen sich durch Berührungen eventuell bedroht und wehren sich.

Sollte man ein verletztes Wildtier finden, kann man den zuständigen Jäger telefonisch verständigen.

Wenn man ein Rehkitz im Wald findet, sollte man es keinesfalls berühren. Es wartet wahrscheinlich nur auf seine Mutter. Bild: pixabay.com.

Im Großen und Ganzen ist es beim Wandern wichtig, Ruhe zu bewahren und die Natur zu genießen, damit die Tiere das auch tun können.

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