Bauer sucht Hof und Hof sucht Bauer
Bauern haben es heutzutage immer schwerer, Nachfolge für ihre Höfe zu finden. Fehlt uns ein gutes Social Network für Landwirte?
Dass die Kinder den Hof der Eltern übernehmen, ist ein traditionelles Bild, das schon lange nicht mehr zwangsläufig der Realität entspricht. Damit geht für viele Bauern ein Lebenswerk verloren. Jemand Passendes zu finden, der den Hof übernimmt, stell häufig ein Problem dar. Auch Neueinsteiger in der Landwirtschaft haben es oft schwer, den richtigen Hof zu finden. Neben rechtlichen Hürden fehlt auch der soziale Kontakt zu geeigneten Partnern. Zwei Projekte aus Deutschland und Österreich versuchen, diese Lücken zu füllen. Sie werden jetzt von der Zukunftsstiftung BioMarkt ein Jahr lang gefördert.
Der Stiftungsfond vergibt jährlich eine mit bis zu 48.000 Euro dotierte Förderpatenschafte an Projekte, die die Zukunft der biologischen Landwirtschaft sichern wollen. Die Förderung des Jahres 2018 geht diesmal an zwei Finalisten, das Öko-Junglandwirte-Netzwerk und das Netzwerk Existenzgründung in der Landwirtschaft (NEL) mit ihrem Projekt „Perspektive in der Landwirtschaft“. Ihre Ideen sind ähnlich. Das Ziel ist es, Landwirten eine Plattform zu bieten, auf der sie sich vernetzen können. So soll die Zukunft der biologischen Landwirtschaft gesichert werden.
Für zukünftige Nachhaltigkeit
„Der sich seit Jahren fortsetzende Strukturwandel in der Landwirtschaft lässt sich unter anderem daran beobachten, dass insbesondere kleinere Betriebe nicht weitergeführt werden“, so Lisa Mareen Fischer, die Referentin der Zukunftsstiftung BioMarkt. „Viele Betriebe sehen keine Perspektive oder haben keine Nachfolge innerhalb der Familie und der Umgebung. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Menschen, die sich, auch ohne selbst in der Landwirtschaft groß geworden zu sein, eine berufliche Zukunft auf einem Hof vorstellen können.“ An diesem Punkt sollen die Gewinner der Förderpatenschaft ansetzen. „Ziel der beiden Gewinnerprojekte ist es, die bäuerliche und vielseitige Landwirtschaft zu erhalten und nachhaltig in die Zukunft zu führen“, sagt Fischer.
Das Öko-Junglandwirte-Netzwerk veranstaltet bereits seit zwei Jahren das „Kontaktforum Hofübergabe“, bei dem sich Hofsuchende und Hofübergebende kennenlernen und austauschen können. Bei diesen außerfamiliären Hofübergaben sind es überwiegend ökologisch interessierte Junglandwirte, die einen fremden Hof übernehmen wollen.
Schwierigkeiten für Neu-Bauern
Das NEL hingegen legte den Fokus auf die kürzlich online gegangene Website bereits jetzt mit einer eigenen „Hofbörse“. Dort können sich Interessierte über den Prozess der Hofübergabe informieren und ein Inserat aufgeben. „Perspektive Landwirtschaft’ richtet sich an Menschen, die gerne in der Landwirtschaft aktiv sein möchten, aber keinen Zugang zu einem eigenen Hof haben”, so Fischer. „In den meisten Fällen verfügen die Neueinsteiger und Neueinsteigerinnen über eine Ausbildung oder ein Studium mit landwirtschaftlichem Bezug beziehungsweise über weitreichende Praxiserfahrung.“ Denn ohne familiären Hintergrund in der Landwirtschaft fällt es neuen Bäuerinnen und Bauern oft schwer, Fuß zu fassen. „Ziel der gemeinsamen Förderung ist es, dass sich beide Projekte gut ergänzen, voneinander lernen können und gestärkt aus der Patenschaft hervorgehen“, so Fischer. Die Hofbörse ist nicht das erste Projekt dieser Art. Da gibt es zum Beispiel noch die Plattform „Hof sucht Bauer“, sowohl für Deutschland, als auch für Österreich.
Seit Oktober 2017 stehen die zwei Gewinner der Förderpatenschaft fest. Sie werden ab 2018 ein Jahr lang monatlich mit je 2000€ unterstützt. Präsentiert werden die Projekte auf der BioFach-Messe von 14.–17. Februar 2017 in Nürnberg.