Tomaten im Thermenland
Agrarindustrie verträgt sich nicht mit sanftem Tourismus und einer bäuerlich-regionalen Struktur – da sind sich Bewohner, Politiker und örtliche Unternehmer der steirischen Gemeinde Bad Blumau einig. Eine Bürgerinitiative setzt sich gegen den geplanten industriellen Anbau von Tomaten zur Wehr.
„Viel Bio und sanfter Tourismus, das ist es, was uns immer wieder hierher anzieht […] Eine industrielle Agrarwirtschaft in Bad Blumau wäre ein Schlag ins Gesicht“, begründet Ida aus Deutschland ihre Unterstützung. So wie sie haben schon fast 900 Menschen die Online-Petition für die Verhinderung von Agrarindustrie in Bad Blumau unterzeichnet. Die Gemeinde Blumau setzt auf sanften Tourismus, der zur klein strukturierten Region passt. Die Bad Blumauer Heilwasserquelle, Kern des touristischen Erfolges der Region, ist nun aber durch die geplante industrielle Ausbeutung des Heißwasservorkommens zur Energiegewinnung
gefährdet.
Im September wurde bekannt, dass der Landwirtschaftskonzerns Frutura in der Oststeiermark in großflächigen Glashausanlagen Tomaten anbauen will. Es besteht eine Wasser-Schutzzone rund um die Thermalquellen des Rogner Bad Blumau – im schlimmsten Fall könnte durch fehlgeschlagene Bohrungen im Rahmen des Agrar-Projektes die Thermalquelle versiegen und die Arbeitsplätze von über 300 Mitarbeitern der Therme gefährdet werden. „Die ökologischen und sozialen Fragen wurden im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftskreislaufs nicht berücksichtigt“, so Robert Rogner von Rogner Bad Blumau.
Intransparenz und fehlende Information
Innerhalb der Bevölkerung werden die Zweifel an dem geplanten Agrar-Projekt größer: Die Firma Frutura hat nicht genug schriftliche Materialien vorgelegt, um die Bevölkerung ausreichend zu informieren. Karl Semmler, Gemeinderat in Bad Blumau, wies darauf hin, dass auch dem Gemeinderat niemals in nachvollziehbarer schriftlicher Form Informationen vorgelegt worden seien. „Es gab lediglich mündliche Informationen und den Besuch eines Vorzeige-Referenzbetriebes, bei dem Fotos einer rein agrarindustriellen Produktion aufgenommen wurden. Diese Fotos zeigen klar, wie Tomaten auf Flies mit Flüssignährdünger zu schnellem Wachstum gepusht werden. Bis zu 13 Meter lange Stängel der Tomaten sagen alles.“
Maria Perl, Leiterin des Tourismusverbandes Bad Blumau, hat auf change.org eine Petition gestartet, um das Agrarprojekt zu verhindern. „Als ich von dem Projekt hörte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand wirklich auf die Idee kommt, in einem Kurort und in einer Thermenregion eine Glashausfabrik zu errichten“, sagt sie. „Da weder die Tourismusverantwortlichen noch die Betriebe hier in Bad Blumau eingebunden und informiert wurden, habe ich es als direkt betroffener Tourismusbetrieb und in meiner Verantwortung als Tourismusvorsitzende als meine Pflicht gesehen, für die Einhaltung unseres örtlichen Leitbildes zu sorgen.“ Der Petition der Bürgerinitiative, die sich für die Weiterführung des sanften Tourismus, die Erhaltung der Naherholungsgebiete in der Gemeinde und die Bewahrung von bäuerlichen Strukturen in Bad Blumau einsetzt, fehlen noch knapp 600 unterschriften.