Baby ganz in Bio

kindermode

ILLUSTRATION SarahEgbert-Eiersholt

Eco-Fashion ist im Vormarsch. Dass sich Nachhaltigkeit und Mode gut verbinden lassen, beweist sich am wachsenden Angebot von nachhaltiger, ökologischer Kleidung – auch für Babys und Kinder.

Wenn man die Mütter der heute erwachsenen Kinder fragt, was Baby- und Kinderkleidung können musste, ist die Antwort klar: praktisch, strapazierfähig, langlebig, günstig und sie behält im Idealfall selbst nach dem hundertsten Waschgang ihre »Wie neu«-Optik. Immer noch werden all diese Ansprüche an die Kleidung für die Jüngsten gestellt, viel wichtiger scheinen heute aber Design und Stil, denn Modebewusstsein hat schließlich kein Alter. Große Modeketten und namhafte Designer bemühen sich, diesem Bedürfnis zu entsprechen – bislang mit Erfolg. Dabei wird aber immer wieder versucht, die Tatsache, dass diese Kleidung chemisch behandelt und oft mit Schadstoffen versetzt ist, unter den Tisch zu kehren. Abnehmer findet die Mode von der Stange dennoch, vor allem wohl aufgrund des günstigen Preis-Leistungsverhältnisses. Doch neben einem Nachhaltigkeitsbewusstsein, das sich in der heutigen Wegwerfökonomie verbreitet, verankert sich auch der Griff zu Bio- und Fairtradeprodukten mit ökologischem Wert immer mehr.

Teuer = gut?

Anfang des Jahres kam ökologische Baby- und Kindermode wieder ins Gespräch, als publik wurde, dass selbst teure Designermode für die Jüngsten aus billigen, chemisch behandelten Stoffen und mit Schadstoffen angereicherten Materialien besteht. Greenpeace hat im Zuge eines im Januar diesen Jahres veröffentlichten Tests verschiedenster namhafter Marken darauf hingewiesen, dass vor allem gefährliche Weichmacher (Phthalate) und das hormonell wirksame NPE (Nonyphenolethoxylaten) in Kinderkleidung und Schuhen zu finden sind. Auch synthetische Farbstoffe wie Azofarben und Dispersionsfarben, auf die häufig überempfindlich reagiert wird, finden nach wie vor ihre Verwendung. Teurer ist also nicht gleich besser. Mode, die ökologischen Standards und dem Prinzip der Nachhaltigkeit entspricht, ist zwar auch nicht billig, hält für das Geld jedoch, was sie zertifziert verspricht.

Kontrolle = besser!

Vertrauen war also gestern. Das weiß man im Bereich der nachhaltigen Mode schon lange. Seit vielen Jahren bieten Onlineshops wie Jako-o, Hessnatur oder auch Green Avenue Baby– und Kinderkleidung an, die zertifzierten Standards entsprechen. Hier garantiert man, dass das Gewand dem Global Organic Textile Standard (GOTS) bzw. als Naturtextil dem zertifizierten BEST des IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) folgt. Denn Begriffe wie »bio«, »organic«, »ökologisch« sagen noch nichts über die Herstellung nach ökologischen Standards aus. Das BEST-Zertifikat liegt mit dem strengsten Kriterienkatalog weit über der Gesetzgebung der Europäischen Union. Bekannter und verbreiterter ist das GOTS-Siegel, welches den grundsätzlich zu erfüllenden Mindeststandard für ökologische Kleidung vorgibt: das Produkt  besteht vorwiegend aus kontrolliert biologisch erzeugten Fasern, welche von konventionellen Fasern (max. 10-25% synthetische Fasern sind erlaubt) klar getrennt identifiziert sind. Chemische Zusätze müssen bezüglich Toxiziät unbedenklich und biologisch abbaubar sein, Stoffe wie PVC, Nickel und Chrom und problematische Zusätze sind verboten. Zudem müssen die technische Qualität (Reib-, Schweiß-, Licht- und Waschechtheit) des Produkts und soziale Mindestkriterien des Produktionsbetriebs gewährleistet sein.

Weniger ist mehr

Mittlerweile findet sich ökologische Baby- und Kindermode nicht nur online, sondern auch in vielen kleinen Shops, die auf die Bedürfnisse und das Umdenken reagieren. Auch hier wird Auskunft über die jeweiligen Kriterien gegeben, die erfüllt werden. Aber als kleiner Laden unter vielen hat man es nicht leicht. Dabei geht man oft Kompromisse ein, ob es mehr um Nachhaltigkeit, faire Produktionsbedingungen, Design oder ökologischen Standards geht. Viele Shops beziehen ihre Ware von unterschiedlichen Herstellern und bieten sowohl herkömmliche also auch ökologische Mode an. Hier muss man auf die deklarierte Anspruchshaltung der jeweiligen Produzenten vertrauen. Transparente Deklarationen der Produktionsstandards finden sich bei kleinen Shops –  vor allem auf Anfrage –  die auch selbst produzieren bzw. produzieren lassen. Sonja Völker von Herzilein stellt Baby- und Kindermode ausschließlich in Österreich her und bezieht ihre Stoffe von europäischen Händlern. Sie beschränkt sich jedoch nicht auf Biomaterial, da es ihr vor allem um die Nachhaltigkeit und das Design geht. Sie sagt, es sei oft schwierig, ökologische Stoffe zu bekommen, die ihren Design- und Qualitätsvorstellungen entsprechen, das habe jedoch oberste Priorität für sie, denn ein Herzilein-Stück soll lange Freude bringen und getragen werden können. Bei Jooloomooloo setzt man ebenfalls auf Qualität, aber auf rein ökologischer Basis. Produziert wird fairtrade und nach GOTS-Standards. Geschäftsführerin Lisa Muhr meint, dass Biofashion den Mainstream-Markt noch nicht erreicht hat, unter anderem, weil man in der Produktion und im Design durch die ökologischen und sozialen Standards und dem damit verbundenen momentan geringeren Angebot an Stoffen und Produktionsorten doch eingeschränkt sei. Auch wenn es hart ist, ist in diesem Fall weniger mehr, um den eigenen als auch den Ansprüchen der Kunden zu entsprechen – ein mehr an nachhaltiger und ökologischer Qualität, die sich hoffentlich durchsetzt.

Biofashion ist nicht mehr bloß ein Hype, denn auch große Ketten beginnen umzudenken und bringen nachhaltige und ökologische Produktlinien auf den Markt. Ob Greenpeace mit seiner Detox-Kampagne es dennoch schafft, dass die Modekonzerne bis 2020 auf gefährliche Chemikalien in ihrer Baby- und Kinderkleidung verzichten, wird die Zukunft zeigen. Wer nicht so lange warten mag, kann sich von der Vielfalt der ökologischen Labels überzeugen oder ganz im DIY-Trend einfach selbst zu Nadel und Zwirn greifen.

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