Ausgezeichnet: Das sind die »Bio-Produkte des Jahres« 2023

Die Bioprodukte des Jahres zeichnen sich durch konsequente Regionalität, genussvollen Purismus und Kreativität aus. Welche Produkte die Jury im Spätherbst 2022 begeistern konnten.

Jedes Jahr im Spätherbst vergeben BIORAMA und die Messe Wieselburg die Auszeichnung zum »Bio-Produkt des Jahres«. 2022 fand die Verleihung der begehrten Trophäen wieder auf der »Bio Österreich« statt. Neben den Kategorien Farm & Craft für bäuerliche Produkte oder solche aus Manufakturen, Retail & Big Brand für große Vermarkter und Handelsunternehmen sowie Getränke kürte die Jury 2022 auch in den Sonderkategorien Niederösterreich, Bio Austria sowie Biogarten ein herausragendes Produkt. Auffällig viele Nominierungen stammten 2022 aus Wien, weshalb die Jury abermals von der Möglichkeit Gebrauch machte, einen Preis in einer Sonderkategorie zu vergeben: Erstmals wurde das »Wiener Bio-Produkt des Jahres« vergeben. Dieses ist als einziges der ausgezeichneten Produkte nicht-pflanzlich. Obwohl nur sieben Kategorien zur Diskussion standen, wurden acht Auszeichnungen vergeben. Da in der Kategorie Bio Austria zwei Bioprodukte in der Bewertungstabelle exakt punktegleich abschnitten, werden in dieser Sonderkategorie heuer zwei Produkte ausgezeichnet.
Die Bewertungskriterien der Jury – bestehend aus Reinhard Gessl (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), Bio-Austria-Obfrau Gerti Grabmann, Jürgen Undeutsch (Messe Wieselburg), Kulinarik-Journalistin Katharina Seiser und BIORAMA-Herausgeber Thomas Weber – waren Innovation, Design, Nachhaltigkeit und NomNom/Spaßfaktur bzw. Geschmack.
Die kommentierten beiden Shortlists aller nominierten Produkte findet sich hier bzw. hier.

Kategorie Farm & Craft

Luvi – Kürbiskern Shoyu

Gewissermaßen eine »Sojasauce ohne Soja«, nur geschmacklich komplexer und sehr salzig mit leichtem, aber unverkennbaren Kürbisaroma: das ist das Kürbiskern Shoyu von Luvi Fermente aus dem oberösterreichischen Lenzing. Die Basis für diese einzigartige Würzsauce sind Weizen und Kürbiskernpresskuchen, beide aus regionaler Bioerzeugung. Während Presskuchen üblicherweise als Tierfutter zum Einsatz kommt oder als Dünger auf die Felder ausgebracht wird, veredelt ihn Luvi Fermente zu einem Kürbiskern Shoyu. »Der hohe Proteingehalt übersteigt den der Sojabohne und macht Kürbiskernpresskuchen so zu einem idealen Rohstoff für fermentierte Würzsaucen«, heißt es in einer Erklärung. Die Jury war schwer beeindruckt: »Was für ein sauberer, verzaubernder, nussiger, umamiger, auch fruchtiger, röstiger, tiefgründiger und trotzdem nicht schwerfälliger Geschmack«, schwärmt Jurorin Katharina Seiser. »Dass das Kürbiskern Shoyu bei der Verkostung solche Begeisterung in der Runde ausgelöst hat, ist Beweis dafür, dass aus Österreich Exzellenz kommen kann, wo man sie vielleicht gar nicht vermutet. Gehört in jeden Kühlschrank und garantiert nicht nur in asiatische Gerichte.«

Herausragend: Das Kürbiskern Shoyu von Luvi Fermente ist sehr salzig, nussig und komplex im Geschmack – eine »Sojasauce ohne Soja«. (Bild: Luvi Fermente)

Kategorie Retail & Big Brand

Zurück zum Ursprung – »Kichererbsen« im Glas

»Kichererbsen sind im heimischen Bioanbau noch eine Rarität. Umso begrüßenswerter ist es, dass Zurück zum Ursprung hier einen neuen Absatz und damit Bioanbaufläche in der Region Neusiedlersee schafft«, meint Juror Reinhard Gessl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau. »Die charmante Einwegglasverpackung sticht jedenfalls die sonst üblichen Weißblechdosen.« Besonders nachhaltig sind Kichererbsen nicht nur, weil sie es ermöglichen, tierisches Eiweiß direkt durch hochwertiges pflanzliches Eiweiß zu ersetzen, sondern eben auch weil sie bereits gekocht sind. »Bei den aktuellen Energiepreisen zahlt es sich kaum aus, kleine Mengen Hülsenfrüchte zuhause einzuweichen und 1 bis 2 Stunden weich zu garen. Da sind diese Kichererbsen ohne lange Anreise umso willkommener«, weiß Kulinarik-Journalistin Katharina Seiser. Ihr Tipp: »Die gegarten Kichererbsen immer häuten. Das dauert ein paar Minuten, aber dann sind sie noch feiner und noch besser verdaulich.« Die Kichererbsen eignen sich für Salate, Eintöpfe, Currys oder zum Selberherstellen von Hummus.

Die essfertigen Kichererbsen im Glas von Zurück zum Ursprung sind bei Hofer erhältlich.
(Bild: Prüf Nach)

Kategorie Beverages

Echt vom Land – »Tonic Water Lavendel«

Dieses handwerkliche Tonic Water wird am Mostviertler Vierkanthof von Biobäuerin Diana Umgeher hergestellt: Als Tonikum kommt die bittere Wurzel des gelben Enzians zum Einsatz, weshalb es kein Chinin aus technologischen Verfahren braucht. Kräuter und Lavendel stammen von den eigenen Feldern. Gewürze und Zucker werden von niederösterreichischen Betrieben zugekauft. Selbst Flaschen, Etiketten und Verschlüsse kauft »Echt vom Land« bei österreichischen Betrieben. Abgefüllt wird in der eigenen Anlage am Hof, pasteurisiert mithilfe der Hackschnitzelheizung. Den Strom für die Produktion liefert die eigene Photovoltaikanlage. »Geschmacklich überzeugt die feine Lavendelnote«, sagt Jurorin Gertraud Grabmann (Bio Austria). Und schön anzusehen sind die Flaschen auch. Das liegt nur zum Teil am Design, wie Diana Umgeher erklärt: »Aufgrund der natürlichen Pflanzenflavonoide reagiert unser Tonic mit UV- und Blaulicht und sieht in Bars sehr eindrucksvoll aus.«

Das Tonic Water Lavendel (Bild Mitte) von Echt vom Land eignet sich zum Mischen, schmeckt aber auch pur. Bitter wird es durch die Wurzel des Enzians. (Bild: Echt vom Land)

Sonderkategorie Bio Austria

Bio vom Berg – Vinschgerl 

Seit zwanzig Jahren vermarkten Tiroler Biobäuerinnen und Biobauern ihre Produkte über die Genossenschaft Bioalpin unter der Marke »Bio vom Berg«. Eine der Gründungsgenossenschafterinnen ist die Supermarktkette MPreis, weshalb die regionalen Biospezialitäten gut und flächendeckend verfügbar sind; teilweise auch weit über Tirol hinaus. Neu im Sortiment: ein saftiger Vinschgerlaib – ein rustikales, würziges Roggenmischbrot auf Sauerteigbasis, verfeinert mit Brotklee riecht es wunderbar nach Wiese. »Geschmacklich perfekt ausgewogen. Der Brotklee ist die Geheimwaffe. Schade, dass man für dieses Vinschgerl in den Westen reisen muss!«, bedauert Jurorin Katharina Seiser.

Ist wunderbar saftig und riecht nach Wiese: der Vinschgerlaib (»Vinschgerl«) von Bio vom Berg. Ein Roggenmischbrot auf Sauerteigbasis, verfeinert mit Brotklee. (Bild: BioAlpin)


Dunkelsteiner Rösthaus – »Da’Biolupi« 

Lupinenkaffee gilt als gesund, ist eiweißhaltig und von Natur aus koffeinfrei. Trotzdem: »Kaffeeersatz hat es üblicherweise schwer, löblich erwähnt zu werden. Ersatz ist schlussendlich doch immer Ersatz«, weiß Reinhard Gessl (FIbL). »Umso erfreulicher ist das Geschmackserlebnis dieses Lupinenkaffees. Er riecht als Filterkaffee rund und voll und überzeugt heiß mit etwas Milch mit dezenten Röstaromen und einem vielschichtigen Aromenspektrum.« Man schmeckt bei dieser Kreation, dass hier höchste Ansprüche einer handwerklichen Rösterei zur Anwendung kommen. Mit der Süßlupine aus regionalem Bioanbau und dem daraus gewonnenen »Da’Biolupi« wird sich das Dunkelsteiner Rösthaus ein neues KundInnensegment erschließen. Denn Süßlupinen haben kaum Bitterstoffe und lassen sich wie Kaffeebohnen rösten. Geschmacklich ist die Annäherung an richtigen Röstkaffee beachtlich. »Das Verlangen nach Kaffeegenuss kommt hier voll auf seine Kosten«, urteilt Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann.

Erstmals 1897 in Südtirol erwähnt, nun in der Wachau aus regionalen Biolupinen der Sorte Blaue Lupine wiederentdeckt: »Da’Biolupi« vom Dunkelsteiner Rösthaus. (Bild: Dunkelsteiner Rösthaus)

Sonderkategorie Farm & Craft Niederösterreich

Kornelia – Urkorn Pizzateig 

»Vergessene Schätze aus der Jungsteinzeit« verheißt Kornelia aus Leidenschaft für urtümliche, alte Getreidesorten. Auf ihr basiert dieser frische Fertigpizzateig. »Sauerteig-Pizza war vor wenigen Jahren noch überhaupt kein Thema. Damals hatte man sich noch mit Kleinstmengen frischer Germ und teils tagelanger kalten Gare unter- bzw. überboten«, erinnert sich Jurorin und Kochbuchautorin Katharina Seiser. »Dass es jetzt ein Fertigprodukt gibt, das natürlich fermentiert und aus Urgetreide ist (gerade Einkorn ist bei uns ja komplett unterschätzt, dabei so aromatisch und schön in der Farbe), macht es einfach, eine bekömmliche Pizza ohne lange Vorbereitungszeit in den Ofen zu schieben. Erstaunlich fand ich neben dem guten Geschmack, dass der Teig selbst bei der empfohlenen – für ›echte‹ Pizza recht niedrigen – Backtemperatur saftig und flaumig blieb. Üblicherweise ist die Kombination aus Fertigteig und Haushaltsofen nämlich Knäckebrot.« Hier wird der Teig wunderbar knusprig und überzeugt sogar ohne Pizzabelag voll und ganz.

Überzeugt sogar ohne Belag: der frische Sauerteig-Pizzafertigteig von Kornelia. (Bild: Kornelia)

Sonderkategorie Farm & Craft Wien

Wiener Bezirksimkerei – Oxymel

»Wir haben Oxymel nicht neu erfunden«, gesteht Bioimker Matthias Kopetzky von der Wiener Bezirksimkerei, »Oxymel basiert auf einer uralten Rezeptur, die in Vergessenheit geriet. Wir möchten die geniale Mischung aus Honig und Essig neu beleben und haben uns zum Ziel gesetzt, die Vielfältigkeit dieser tollen Kombination hervorzukehren«. Denn Oxymel ist zwar eine Kombination aus Essig (oxy) und Honig (meli), lässt sich aber geschmacklich unglaublich erweitern – und überaus vielfältig verwenden.
»Was für eine zauberhaufte Idee!«, zeigt sich Kulinarikjournalistin und Jurorin Katharina Seiser begeistert. Oxymel hat zuletzt zwar ein Revival erfahren, blieb dabei aber eher in der Gesundheitsecke hängen. »Hier wird die Kombination aus Wiener Honig + Essig + Kräuter/Gewürze zu einer Spielwiese für experimentierfreudige Köchinnen und Köche. Alleine die Sorten Heidelbeere und Umami hätte ich ex trinken können. Aber ich kann sie mir ganz besonders gut für Dressings und Saucen, und z. B. zum Ablöschen von bei hoher Hitze (im Wok) gebratenen Gemüsen vorstellen. Rotkraut oder Radicchio tardivo + Heidelbeere, Brokkoli oder Puntarelle + Umami, und das sind erst zwei von 24! Entdecke die Möglichkeiten! Und natürlich: perfektes Geschenk.«
Auch Juror Reinhard Gessl (FIbL) ist von der Verkostungsbox mit 24 Shots zu je 25 Milliliter angetan: »Ein Blumengarten schmeckt anders wie ein Weingarten oder gar ein Wald. Großartig, wie gut Biodiversität schmeckt!«

Holt die Honig-Essig-Mischung aus der Gesundheitsecke und zeigt, welchen Genuss Oxymel ermöglicht: die 24-Sorten-Verkostungsbox der Wiener Bezirksimkerei. (Bild: Wiener Bezirksimkerei).

Sonderkategorie Biogarten

Herbios – »Vertikalbeet«

Der Platzbedarf ist minimal, die Wirkung aufs Mikroklima beachtlich; der Ertrag hängt vom eigenen Engagement, dem grünen Daumen und, natürlich, von Lage und Witterung ab: Das Vertikalbeet von Herbios bietet den optimalen Rahmen fürs Gärtnern auf wenig Raum. »Dieses moderne Vertikalbeet zeichnet sich vor allem durch einen zusammenhängenden Erdkörper aus. Mit dem großen Wurzelraum lässt sich sehr platzsparend sogar Biogemüse anbauen«, ist Juror Reinhard Gessl (FIbL) begeistert. »Wenn man sich für das Komplettsystem entscheidet, werden die biozertifizierte, torffreie und regionale Erde, die Bewässerung und sogar die Biowintergemüsesamen gleich mitgeliefert.« Der Rahmen ist stabil, selbststehend und aus Waldviertler Lärchenholz. Die Pflanztrassen werden vor dem Erdkörper breitseitig eingehängt. Dabei ist der Anbau ein- oder mehrseitig möglich. Mit seinen optionalen Tropfleitungen für eine automatisierte Bewässerung ist das Vertikalbeet auch für Schulgärten (Ferien!) und Urlaubsabwesenheiten geeignet. Alles ist durchdacht, vielfach erprobt und in erweiterter Form individualisier- und erweiterbar. Damit bringt Herbios die Kräuter-, Salat- und Gemüsegärtnerei auch ganzjährig in die Städte. Denn urbane Räume, geschützte Balkonlagen, Hinterhöfe oder Vorsprünge auf Dachterrassen sind mit ihrem milderen Klima besonders für den Anbau von Wintergemüse und -Salaten geeignet.

Verbessert das Mikroklima, ermöglicht Gärtnern auf engem Raum und ist auch für Wintergemüse geeignet: das Vertikalbeet von Herbios (Bild: Herbios)

Weiterlesen? – »Seht her, welch Innovationskraft Bio hat!« – Juror Reinhard Gessl erklärt, was für ihn ein herausragendes Bioprodukt auszeichnet.

Bioprodukt des Jahres

Die Bioprodukte des Jahres – seit 2018 küren die Messe Wieselburg und BIORAMA herausragende Bioprodukte Österreichs.

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