Ausgezeichnet: Das sind die Bioprodukte des Jahres 20/21
Die Bioprodukte des Jahres zeichnen sich durch ein Zelebrieren des Handwerks und gelebte Regionalität, durch ein Miteinander von Landwirtschaft und Handel, durch Geschmack und innovative Upcycling-Ansätze aus. Welche Produkte die Jury begeistern konnten
Binnen Kürze hat es die gemeinsam von BIORAMA und der Messe Wieselburg vergebene Auszeichnung zum »Bioprodukt des Jahres« zur Institution geschafft. Deshalb war klar, dass sie auch vergeben wird, obwohl die Messe »Bio Österreich« coronabedingt abgesagt werden musste.
Neben den Kategorien Farm & Craft für bäuerliche Produkte und Manufakturen, Retail & Big Brand für große Vermarkter und Handelsunternehmen sowie Getränke und Biogarten kürte die Jury 2020 auch in den Sonderkategorien Niederösterreich, Oberösterreich, Bio Austria und Kochen und Backen ein herausragendes Produkt.
Bewertungskriterien der Jury – bestehend aus Reinhard Gessl (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), Bio-Austria-Obfrau Gerti Grabmann, Jürgen Undeutsch (Messe Wieselburg) und BIORAMA-Herausgeber Thomas Weber – waren Innovation, Design, Nachhaltigkeit und NomNom/Spaßfaktur bzw. Geschmack. Eine kommentierten beiden Shortlists aller nominierten Produkte findet sich hier bzw. hier.
Kategorie Retail & Big Brand:
Kirschkernköl von Fandler
Nachdem die Früchte zu Säften, Marmelade oder Fruchtmusen verarbeitet wurden, werden ihre Kerne üblicherweise entsorgt. Eine Kooperation der steirischen Bioölmühle Fandler mit dem niederösterreichischen Start-up Kern Tec macht nun auch bei Lebensmitteln Upcycling möglich: Die von Kern Tec entwickelte Technologie trennt Samen und Schale, die Ölmühle Fandler presst aus dem Inneren der Kerne von Kirsche, Marille und Zwetschge Öl. Besonders exquisit: Fandlers Bio-Kirschkernöl. Es riecht nach fruchtigem Amaretto, schmeckt sanft nach Kirsche und Marzipan, und verfeinert Süßspeisen (Milchreis, Mascarpone etc.) oder Obstsalate. Nicht zuletzt zeigt sich Juror Jürgen Undeutsch beeindruckt vom »für ein Öl wirklich außergewöhnlichen Design«.
Kategorie Farm & Craft:
Bio-Wiesenblumenseife der Therme Blumau
Wellness ist bei der Rogner Therme Blumau seit langem im Regionalen und Handwerklichen verwurzelt. Wenn möglich kooperiert der steirische Leitbetrieb mit Manufakturen und Höfen aus dem Umland der Hundertwassertherme. Lange Jahre kreierte etwa die Seifensiederin Barbara Freyberger Bio-Seifen mit dem Vulcania-Heilwasser der Therme. Als Freyberger sich 2018 entschloss, das Seifensieden sein zu lassen, war für die Thermenbetreiberin und viele Stammgäste klar, dass die Manufaktur bestehen bleiben müsse. So eröffnete man Rogners Seifenwerkstatt. Deren sanft schäumende Bio-Wiesenblumenseife verarbeitet ätherische Öle wie Rosmarin, Lavendel und Pfefferminze zur Anregung der Regeneration der Haut. Auch Bienenwachs, Kakaobutter, Kokosfett, Oliven- und Sesamöl sowie Ringelblumen und Salbei vom thermeneigenen Acker kommen zum Einsatz – alles biozertifiziert. Wegweisend hoffentlich auch für andere Wellnessrefugien.
Kategorie Getränke:
Pedacola
Ein kühles Cola ist ein Hochgenuss – und auch für viele Biobewegte ein Guilty Pleasure: Picksüß, koffeinhaltig und vom anonymen US-Multi in Einwegplastik oder Aludosen gefüllt, wissen wir eh alle … Dem Geschmack von Cola konnte auch Peter Leitner einiges abgewinnen. Sonst wäre der Gründer von Pedacola nicht auf die Idee gekommen, in Sankt Thomas am Blasenstein selbst ein regionales Cola herzustellen. Peter Leitners Sirup aus der Eberraute (»Colakraut«), aus Minze, österreichischem Rübenzucker und – gut an den schwarzen Punkten erkennbar – einem Hauch echter Vanille ist ein Cola wie es schlicht erfunden hatte werden müssen. Koffeinfrei (weil ohne Kolanuss) kann der Sirup im Verhältnis 1:8 auf der Kinderparty ebenso aufgespritzt werden, wie beim Sommerpicknick – oder als Basis für hochprozentige Mischgetränke (wie Gin-Peda oder Peda-Libre). »Es riecht nach Kindheit, an die verbotene Versuchung des Colatrinkens«, sagt Jurorin Gerti Grabmann, »und schmeckt es auch: verboten gut«.
Kategorie Biogarten:
Wildblumenpaket von Samen Maier
In der verbauten und intensiv genutzten Landschaft fehlen nicht nur Lebensräume für Insekten und Wildtiere, sondern auch die Vielfalt ursprünglicher Blüh- und Wildpflanzen. Dass es keine Hexerei ist, diese Vielfalt auch im Garten und ganz im Kleinen zu fördern, zeigt das »Wildblumenpaket« von Samen Maier. Es bietet ein sinnvoll zusammengesetztes Komplettpaket von 24 biozertifizierten Wildpflanzen (Berg-Lauch, Knäuel-Glockenblume, Kartäuser-Nelke, u.v.a.m.), welche weitestgehend ohne Pflege und ohne Düngung und Wassergaben auskommen, sowie eine Bio-Saatgutmischung für insgesamt 2-3 Quadratmeter Gartenfläche.
»Das Überzeugende: Mit wenig Aufwand bereitet einem das Wildblumenpaket das ganze Jahr über Freude und ich schaffe wertvollen Lebensraum für Insekten und Lebewesen«, so Bio Austria-Obfrau Gerti Grabmann. »Österreich blüht ab jetzt bio«, frohlockt Juror Reinhard Gessl.
Sonderkategorie Farm & Craft – Niederösterreich:
Erdnüsse vom Biobetrieb Romstorfer (für Ja! Natürlich)
Bioerdnüsse aus dem Weinviertel – das war vor ein paar Jahren noch unvorstellbar. Heißer und trockener werdenden Sommer, vor allem aber die Experimentierfreude und das Engagement von Roman Romstorfer und Karina Prünster machen es nun möglich, dass die subtropische Pflanze in Raggendorf wächst. Die Hülsenfrüchte werden im November geerntet und anschließend getrocknet, gesiebt, gewaschen, handverlesen und erneut getrocknet. Das typische Erdnuss-Aroma bringt erst die anschließende Röstung.
Durch eine Kooperation mit Ja! Natürlich sind zwei von Roman Romstorfer angebaute Erdnuss-Sorten (leuchtend orange: »Runner«, und die rötlichen »Spanish Valencia«) saisonal im Einzelhandel erhältlich. »Wir zeichnen mit den Weinviertler Bioerdnüssen nicht nur ein sehr innovatives bäuerliches Produkt aus, das für Alternativen in der Landwirtschaft steht«, erklärt Reinhard Gessl die Jury-Entscheidung, »sondern auch eine Kooperation zwischen Handel und Landwirtschaft, die einen entanonymisierten Lebensmitteleinzelhandel symbolisiert.«
Sonderkategorie Farm & Craft – Oberösterreich:
Bruderhahn-Gerichte vom Biohof Tretter
Erwin Tretter aus Schlierbach ist ein Biopionier und Vordenker der Tierwohlbewegung. Seinen Betrieb hat er bereits 1997 ganz auf die Produktion von Bioei spezialisiert und sich früh auch der Aufzucht von Bruderhähnen verschrieben. Die schwachbrüstigen Brüder der Legehennen sind am Tretterhof kein Abfall, sondern »Lausbuben unterwegs«. Die Gockel werden gemästet. Ihr Fleisch wird direkt vermarktet. Wichtig ist es Tretter, dass der gesamte Hahn verwertet wird. Im Zuge der ganzheitlichen, tierwohlgerechten Produktion von hochwertigem Bioei bietet Erwin Tretter drei Bruderhahn-Gerichte im wiederverwendbaren Glas an: ein mildes Bio-Paprikahuhn, eine ebenso milde Bio-Bruderhahn-Bolognesesauce und – als würziges Geschmackserlebnis – Bio-Coq au Vin an. »Bruderhahn in seiner vollendeten Form« (Gerti Grabmann).
Sonderkategorie Bio Austria:
Gaia – Sellerie Smoothie Soup von Purora
Gesunde Ernährung, Lifestyle und fordernder Arbeitsalltag müssen kein Widerspruch sein. Bestechender Beweis: das stimmige Mehrweg-Suppen-Konzept von Purora. Das Start-up aus dem oberösterreichischen Raab liefert frische Suppen portioniert im Glas. Vorgeschnitten und vorgewürzt sind alle Zutaten transparent sichtbar. Erst im Thermo Twist Mixer werden sie dank Infrarottechnologie binnen weniger Minuten zur Suppe (oder zum Smoothie). Das Video auf der Website zeigt einen möglichen Anwendungsfall: Der Thermo Mixer wird in der Büroküche zur Verfügung gestellt. Die Bestellung erfolgt gemeinsam. Adressiert wird die moderne, gesundheitsbewusste Frau mitten im Arbeitsleben.
Die Sellerie-Suppe Gaia – eine schmackhafte Suppe aus Wurzelgemüse und reifen Birnen, Kümmel und Kräutern – steht stellvertretend für »ein spannendes Rundum-Package«, so Bio Austria-Obfrau Gerti Grabmann, »mit dem hochwertige Bioprodukte alltagstauglich in moderne Unternehmenskulturen einfließen können«. »So sexy war Sellerie noch nie.«, meint Juror Reinhard Gessl.
Sonderkategorie Kochen & Backen:
Ätherisches Gewürzöl von Sonnentor
Wenig bekannt, aber: Ätherische Öle eignen sich auch hervorragend zum Würzen von Speisen und Getränken. Das Backen mit ätherischen Gewürzölen propagiert »Für Kekse & Punsch«, eines der sieben neuen Gewürzöle von Sonnentor, die gleich mit integrierter Pipette zum praktischen und behutsamen Dosieren verkauft werden. Vereint zum Geschmack des Winters verfeinern süßer Orange, Ingwer, Vanille und Zimtrinde in Tropfenform direkt aus dem Glasfläschchen heraus Weihnachtsbäckereien und Süßspeisen, lassen aber auch Heißgetränke ein rundum weihnachtliches Wohlbehagen ausstrahlen. Bio Austria-Obfrau Gerti Grabmann erklärt, warum sich die Jury für dieses Convenience-Produkt erwärmen konnte: »Viele Backzutaten brauchen wir nur einmal im Jahr – zur Vorweihnachtszeit. Deshalb verlieren sie zu Hause übers Jahr an Aroma. Dieses Gewürzöl vereint die Geschmacksvielfalt als Essenz in einer Flasche.«
Alle Bioprodukte, die in der engeren Auswahl fürs Bioprodukt des Jahres waren, finden sich auf den beiden Shortlists hier und hier.