Auf der Suche nach dem Huhn, Teil 2
Nun bin ich also der Spur des Huhns gefolgt: Sie führte mich nach St. Andrä im Kärntner Lavanttal, runter von der Autobahn, rauf auf einen Berg. Nach gut acht Kilometern auf einer einspurigen Wirtschaftsstraße kamen wir an den einzigen Hof im Tal – einem von neun in Kärnten – der Biohühner erzeugt.
Die letzte „Generation“ von Hühnern war vor nicht allzu langer Zeit zum Schlachthof geführt worden, und so bekamen wir nur eine junge Generation zu sehen: Vier Wochen lang hausen Küken in zwei relativ kleinen, beheizten Ställen, 2600 waren es in jenem auf dem Bild, etwas mehr in einem anderen.
Nach vier Wochen, erklärte uns die Bäurin, kommen die Junghühner vom Aufzucht- in den Maststall. Das ist eine große Halle,aus der die Tiere aber ins Freie gelangen können – nicht nur auf eine Veranda, sondern auch auf die Wiese rund um den Hof. Immerhin.
Die Frau zeigte mir auch den Lieferschein für das Futter, das die Tiere bekommen – es ist ein spezielles Gemisch vom Lagerhaus, bei dem als Zutaten Dinge wie Mais, Soja, „Sonnenblumenkuchen“ (wohl Reste der Ölpressung) und einige Vitaminzusätze vermerkt waren. Die Herkunft dieser Futterzutaten war aus dem Dokument nicht ersichtlich, wohl aber, dass Mais, Soja & Sonnenblumen aus biologischem Anbau stammten. Ihre Geflügelrasse, erklärte sie, sei auch eine andere als jene in der „konventionellen Zucht“. Die braunen Vögel mit der netten Gattungsbezeichnung „JA-57“ würden mehr laufen, weniger hocken und seien daher vom Fleisch her besser, aber weniger leicht zu kontrollieren.
Wie gesagt, zieht der Hof 6000 Tiere jeweils acht Wochen lang auf, dann wird geschlachtet;. Die Schlachtung, Verpackung und Transport erledigt der Großerzeuger Hermine Wech drunten im Tal – der Hof, den wir besuchten, erledigt sozusagen „die Bio-Schiene“ für diesen Erzeuger. Sechs Hühnergenerationen, also rund 36.000 Tiere, werden pro Jahr aufgezogen. Allerdings, erklärte uns die Bäurin, hätten andere Zuchtbetriebe, die „konventionell“ arbeiten, zwischen 30.000 und 40.000 Tiere auf einmal im Stall. Mit 6000 Tieren, sagte sie, kann gerade ein Nebenerwerbsbetrieb aufrechterhalten werden – pro kg Hühnerfleisch bekommt sie 3,5 Euro, ca. 1.3 kg bringt ein geschlachtetes Huhn auf die Wage. Bei 9600 Hühnern liegt im Bio-Bereich die Obergrenze – das würde gerade reichen, um als Vollzeit-Geflügelzüchter sein Auslangen zu finden, sagte die Bäurin. Ja, auch im Bio-Bereich ist’s nicht so, dass die Hühner aus dem lieben kleinen Holzverhau hinter dem Bauernhof aufwachsen – zumindest, wenn das Biohuhn bei Billa im Supermarkt zu haben ist.