Mit Herz und Hirn
Die Initiative Architects of the Future unterstützt durch ganzheitliche Weiterbildung junge Menschen bei der Umsetzung ihrer unternehmerischen Projekte. Zehn dieser Social Entrepreneurs werden jedes Jahr nach Österreich eingeladen. Im Stift Melk können sie sich eine Woche lang weiterbilden und miteinander vernetzen.
BIORAMA: Was sind die Architects of the Future?
Gundula Schatz: Die Initiative Architects of the Future fördert seit 2005 junge Sozialunternehmer, die sich eines sozialen oder ökologischen Problems angenommen und rund um diese Problemlösung ein Unternehmen aufgebaut haben. Die Initiative der Architects of the Future will junge Leute mit Leidenschaft und Passion am Anfang ihrer Karriere unterstützen. Ziel ist es, diese Leute zusammenbringen und miteinander zu vernetzen, sodass sie mit ihrem Unternehmen möglichst viel Unterstützung erfahren.
Wie kam es zur Gründung der Architects of the Future?
Angefangen hat alles mit den Waldzell-Meetings. Zusammen mit Andreas Salcher habe ich 2004 das Waldzell-Institut gegründet. Wir haben jährlich – von 2004 bis 2008 – im niederösterreichischen Stift Melk Referenten und Referentinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Spiritualität versammelt. Der Dalai Lama und Paulo Coelho waren genau so bei uns wie Isabel Allende oder verschiedene Nobelpreisträger. In einem gemeinsamen Dialog mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik wurden bei diesen Treffen Ideen und Perspektiven für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft entwickelt. 2005 kam dann langsam die Idee des Social Entrepreneurships nach Europa. In Österreich war dieses Konzept damals noch nahezu unbekannt. Uns war gleich klar, dass diese Idee sehr gut zu Waldzell passen würde. Und daraus entstand dann der Wunsch, junge Sozialunternehmer zu fördern – die Geburtsstunde der Architects of the Future. Heute arbeiten wir als ehrenamtliches Team von vier Leuten – Christian Bauer, Ines Petzl, Erika Kleestorfer und ich – daran, dass die Architects auch in Zukunft erfolgreich ihren Weg weitergehen können.
Wie wird man Architect of the Future?
Vorraussetzung ist, dass die jungen Leute schon bewiesen haben, dass ihre Idee funktioniert. Es muss sich also um ein laufendes Projekt oder Unternehmen handeln. Wir suchen dann die stärksten und herausragendsten Persönlichkeiten aus und zeichnen sie mit einem Award als Architect of the Future aus. Vorgeschlagen werden diese Leute von ein paar der größten Organisationen auf dem Gebiet der Förderung engagierter junger Sozialunternehmer, wie Ashoka und Echoing Green. Aus den Nominierten werden jedes Jahr zehn Leute ausgewählt. Dabei ist uns vor allem die Ausgewogenheit wichtig. Das beginnt mit der Geschlechtergerechtigkeit, geht über die geographische Herkunft, das Alter und die Vielfalt der Themen. Sei es nun Gesundheit, Friedensarbeit, Bildung oder Umweltschutz. Diese Menschen sollen auch role models sein, die nicht nur voneinander profitieren, sondern auch andere junge Menschen inspirieren.
In manchen Ohren könnte das jetzt etwas nach einem „Selbsterwählte-/Wir-retten-die-Welt-/Elite-Programm“ klingen…
Dieser Vorwurf ist mir glücklicherweise noch nie begegnet, und er wäre auch unberechtigt. Denn wir behaupten mit unserer Auswahl der Architects ja keineswegs objektiv zu sein. Wir wählen die Leute nach eigenem Ermessen aus und uns geht es dabei vor allem um das Menschliche – um eine Kombination aus Herz und Hirn – und nicht darum, wer die Größten, Besten und Schönsten sind. Ich spreche auch gern von den Inspirierendsten, denn diese Inspiration sollte sich auch in der unternehmerischen Idee oder der Person wiederfinden. Ausserdem setzt sich die Jury jedes Jahr neu und anders zusammen, alleine dadurch ist schon eine gewisse Vielfalt, Abwechslung und Bewegung garantiert.
Was passiert, wenn man als Architect of the Future ausgewählt wurde?
Der nächste Schritt ist, dass wir die jungen Leute für eine Woche nach Österreich einladen. Dort findet im Stift Melk ein Treffen statt, auf dem es die Möglichkeit zu persönlichen Aus- und Weiterbildungen gibt. Ausserdem können die jungen Leute während dieser Zeit am Oxford Leadership Managing Programme teilnehmen und erhalten darüber hinaus, wenn sie das wünschen, auch spirituelle Begleitung. Das heißt wir versuchen sie möglichst ganzheitlich weiterzubilden. Zum Abschluss der Woche gibt es dann eine feierliche Zeremonie mit der Verleihung der Awards. Während der Zeremonie werden die Projekte der Architects – sozusagen ihr Beitrag für die Welt – in ein spezielles Kunstwerk in der Stiftsbibliothek eingetragen. In diesem Kunstwerk wurden auch schon die Lebenswerke der Referenten von Waldzell, wie etwa dem Dalai Lama, verewigt. Das ist eine große Ehre für die jungen Unternehmer und die Zeremonie ist daher auch immer der Höhepunkt der Woche. Durch dieses besondere Setting hat die Auszeichnung auch international im Laufe der Jahre ein sehr hohes Ansehen gewonnen.
Wie geht es nach der Woche in Österreich für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen weiter?
Als Architect ist und bleibt man immer Teil eines sehr fruchtbaren und internationalen Netzwerks. Auch nach der Woche in Österreich tauschen sich die Architects untereinander aus. So entstehen auf formeller und informeller Ebene neue Inspirationen und Kooperationen. Auf unserer Website können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen darüber hinaus ihr Projekte der Öffentlichkeit präsentieren. Und weltweit kommt es auch immer wieder zu lokalen Architects-Treffen.
Die AoF–Initiative bietet eine sonst eher ungewöhnliche Kombination aus persönlichem Coaching, spirituellen und wirtschaftlichen Aspekten. Wie passt das zusammen?
Diese besondere Kombination ist die Essenz der Initiative. Wir suchen Menschen, die Herz und Hirn zusammenbringen und durch diese Verbindung besonders gehaltvolle Lösungen für soziale und ökologische Probleme bieten können. Diese Menschen sind nicht nur an einem Aspekt orientiert, wie beispielsweise einem rein kopflastigen Gewinnstreben. Und damit sind sie für mich auch die Unternehmer und Unternehmerinnen der Zukunft, die aufzeigen, das Wirtschaft auch anders funktionieren kann.
Wie geht es weiter mit den Architects of the Future?
Es soll auf alle Fälle auch 2014 wieder ein Treffen in Österreich geben. Das Problem ist eher die finanzielle Situation. Wir machen als Initiative keinen Gewinn und sind nur durch Sponsoren getragen. Und einer dieser großen Sponsoren ist uns dieses Jahr abgesprungen. Die Architects für nächstes Jahr sind auf alle Fälle trotzdem schon ausgewählt. Und ich bin mir sicher, dass es auch dieses Mal wieder ein inspirierender und Früchte tragender Austausch wird. Und je mehr Menschen uns dabei unterstützen und diesen Weg mit uns gehen, desto besser. Denn das bringt uns alle dem Wandel hin zu einer sozialen und ökologischen Wirtschaft noch ein Stückchen näher.
Wer die Architects of the Future unterstützen möchte oder generell Interesse an der Initiative hat, kann sich direkt bei Gundula Schatz melden (office(at)waldzell.org).
http://architectsofthefuture.net
http://www.oxfordleadership.com