Die Menschen spüren
Sitzen, das tun die Albaner gern. Überraschen, das können sie auch. Mit Sonnentor durch Albanien –das BIORAMA Tour-Tagebuch, Tag 5.
Ein Meer-Schwumm und ein kurzer Spaziergang am Strand von Durres ist sich dann also doch noch ausgegangen. Auch wenn das Frühstück dafür dran glauben musste. Manchmal kann man eben nicht alles haben. Heute, am letzten Tag der Reise mit Sonnentor durch Albanien, steht noch ein Besuch in Kruja, 35 km nördlich von Tirana, auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch den Ort Fushë-Kruja – wahrscheinlich der einzige Ort auf der Welt, an dem ein Denkmal für George W. Bush Senior steht. Und das alles nur, weil er seine Uhr dort verloren hat (bzw. wurde sie ihm vielleicht auch geklaut. Man weiß es nicht so genau). Albanien überrascht einfach immer wieder.
Durch die Altstadt und die Festung Kruja geht man am besten langsam. Erstens, weil die glänzend getretenen Kalksteine rutschen. Zweitens, weil man so einfach mehr Zeit hat, sich durch die kommunistischen Devotionalien zu tasten, die in der Altstadt zuhauf angeboten werden. Feilschen gehört hier zum guten Ton. Und dann geht geht wieder zurück nach Tirana. Nach fünf Tagen ist es Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen:
Es ginge auf dieser Reise darum, das Land und die Menschen zu spüren, meinte Johannes Gutmann, das wir vor fünf Tagen in der albanischen Hauptstadt angekommen sind.
Ich glaube zumindest die Ahnung eines Gefühls zu haben. Ich mag es, wie die Albaner auf den Straßen sitzen und schauen, wie die alten Männer Domino spielen, wie hier Moscheen und Kirchen in einer Selbstverständlichkeit nebeneinander stehen. Die Landschaft dieses Landes ist so abwechslungs- und artenreich – nur blutet mir das Herz, wenn mich dieses Land gleichzeitig mit der Achtlosigkeit gegenüber der Natur konfrontiert. Ja, Albanien ist ein armes Land. Aber deswegen muss es nicht im Müll versinken.
Albanien ist ein Land mit Chancen. „Ein Zukunftsmarkt“, wie Endrit Kullaj von Sonnentor Albanien sagt. Und tatsächlich bieten die scheinbar rückständigen Überbleibesel der kommunistischen Kollektivwirtschaft (kleinstrukturierte, kaum von synthetischen Düngemitteln belastete Landwirtschaften) beste Vorraussetzungen, um gerade hier das Prinzip Bio voranzutreiben. Ökolandbau und das Wissen um Ökosysteme, Artenvielfalt und Qualität können den zu einem großen Teil in der Landwirtschaft tätigen Menschen eine Perspektive geben. Und mit Waldviertler Hilfe, wird daran schon gearbeitet.