Trennungsgründe
Antworten auf womöglich trennende Entsorgungssorgen im Haushalt.
Eine 2024 an der Universität Hohenheim durchgeführte qualitative Befragung deutscher KonsumentInnen zum Thema Mülltrennung ließ erkennen, dass besonders falsche Annahmen und Schwierigkeiten beim Identifizieren der Materialien die Motivation zum korrekten Entsorgen drosseln. 2020 schnitten außerdem junge Personen in einer vom Verband österreichischer Versorgungsbetriebe (Voeb) durchgeführten Studie zum Thema »Abfall und Recycling« deutlich schlechter ab, was ihr Wissen über korrekte Mülltrennung angeht. Nur 37 Prozent der befragten Unter-30-Jährigen gaben an, ganz sicher zu wissen, in welcher Tonne welcher Müll zu entsorgen ist. Bei den über 60-Jährigen waren es immerhin 57 Prozent.
In Wohngemeinschaften können Vorstellungen zur Abfalltrennung die Geister scheiden. Sei es aus Faulheit, fehlendem oder falschem Wissen, da Mülltrennung häufig sogar im selben Land regional recht unterschiedlich ausgestaltet sein kann. Damit Diskussionen zur korrekten Entsorgung von Pizzakartons oder zerbrochenen Trinkgläsern die heile WG-Welt nicht gefährden, sind hier einige Antworten auf häufige Streitfragen zur Mülltrennung zusammengefasst.
Wohin mit Verpackungen mit Speiseresten?
Bei Plastikverpackungen wie Joghurtbechern, Ketchupflaschen oder Eisbehältern reicht ein Entleeren der Reste aus, oft wird dabei von »löffelrein« oder »restentleert« gesprochen. Extra ausgespült werden müssen diese Verpackungen nicht.
Zu viel organischer Abfall kann Recyclingprozesse allerdings stören – verdorbene Lebensmittel etwa gehören also ohne ihre Verpackungen entsorgt. In manchen Regionen Deutschlands können Speisereste in der Biotonne entsorgt werden, dies hängt jedoch von den lokalen Verwertungsmöglichkeiten ab. Auch in Österreich findet die Sammlung von Biomüll regional unterschiedlich statt.
Bei Pizzakartons kommt es darauf an, ob sie im Altpapier entsorgt werden dürfen, auf den Grad der Verschmutzung an. Leere oder nur leicht verschmutzte Kartons können ins Altpapier, bei stärkerer Verschmutzung, besonders durch Fett, kommen sie in den Restmüll.
Gehören Gläser in den Glasmüll?
Kaputte Gläser, darunter etwa Trinkgläser, gehören genauso wie Fenster- oder Spiegelglas nicht ins Altglas. Dieses ist nur für Verpackungsglas vorgesehen. All diese Glasarten haben unterschiedliche chemische Zusammensetzungen und Schmelzpunkte, ein Grund dafür ist etwa, dass Trinkgläser grundsätzlich bruchfester sein müssen als Verpackungsglas. Dementsprechend würden die anderen Arten den Recyclingprozess stören. Glas, das keine Verpackung ist, gehört also in den Restmüll.
Speisereste oder Altöl ins Klo kippen?
Speisereste und Öl belasten das Kanalsystem erheblich. Essensreste können die Leitungen verstopfen, Ungeziefer anlocken, Öl und Fett verunreinigen zudem die Abwasseranlagen und verursachen zusätzliche Kosten. Wo genau Speisereste zu entsorgen sind, variiert regional, mancherorts dürfen sie im Biomüll entsorgt werden – im Zweifelsfall aber in den Restmüll. Handelt es sich um flüssige Essensreste wie Suppe, können diese beispielsweise in einer Flasche mit dem Restmüll entsorgt werden. Dasselbe gilt auch für Speiseöl, welches nach der Verwendung in einem Behälter gesammelt und idealerweise bei einer Sammelstelle abgegeben wird, dazu gehört beispielsweise das Sammel- und Tauschsystem für Altspeiseöl »Öli«. Wo solche Stellen nicht existieren, muss auch das Altöl über den Restmüll entsorgt werden.
Sind Papierverpackungen mit Sichtfenster Altpapier?
Papierverpackungen mit Sichtfenster (etwa für Gebäck und Briefkuverts) können ins Altpapier. »Sichtfenster verursachen keine Probleme beim Recycling, die Anlagen können damit gut umgehen. Die Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Papierfasern werden im Wasser aufgelöst, gehen durch Siebe durch und nicht lösliche Stoffe werden dann durch diese Siebe zurückgehalten«, erklärt Almut Reichart vom deutschen Umweltbundesamt. Ist das Sichtfenster aus einem nachwachsenden Rohstoff, etwa Zellulose, löst es sich im besten Fall einfach mit auf.
»Ganz klar zu unterscheiden sind Kunststoff-Sichtfenster von denen aus nachwachsenden Rohstoffen nicht«, betont Reichart. »Der Stoff Pergamin etwa ist teilweise etwas matter«. Ist man sich nicht sicher, trennt man am besten die Fenster vom Papier und vereinfacht so den Recycling-Prozess noch einmal. Das Fenster von Papierverpackungen wie Bäckertüten kommt dann, vor allem wenn nicht klar ist, woraus es besteht, in den Verpackungsmüll.
Bei Verpackungen, die sowohl Papier als auch Kunststoff enthalten – beispielsweise der Packung einer Zahnbürste mit einem Sichtfenster – kommt der Papierteil, sofern er sich gut vom Rest trennen lässt, ins Altpapier.
Muss man zusammengesetzte Verpackungen trennen?
Solche sogenannten Kompositverpackungen sollten nach Möglichkeit getrennt und entsprechend entsorgt werden, so wird es auch von den Initiativen »Mülltrennung wirkt« (Deutschland) und »Österreich sammelt« empfohlen. Bei Joghurtbechern also Aludeckel und Plastikbecher zu den Verpackungen, den Papierumschlag zum Altpapier – oft finden sich auf den Bechern selbst bereits Anleitungen zur korrekten Entsorgung der einzelnen Teile. Auch andere zusammengesetzte Verpackungskonzepte wie Metalldeckel und -verschlüsse auf Glasgebinden gehören getrennt entsorgt.
Wohin mit Glühbirnen?
Alte herkömmliche Glühbirnen werden zwar schon lange nicht mehr verkauft, falls sich aber dennoch eine zum Entsorgen findet: In den Restmüll damit. Dasselbe gilt für Halogen(glüh)lampen. Aber Achtung: »Es gibt auch Halogen-Metalldampf-Lampen. Diese sind quecksilberhaltig und müssen wie Elektrogeräte entsorgt werden«, ergänzt Axel Strobelt vom deutschen Bundesumweltamt.
LED-Lampen und auch die mittlerweile nicht mehr im Handel erhältlichen Energiesparlampen müssen anderweitig entsorgt werden. »In vielen Produkten wie LED-Leuchten stecken besonders wertvolle Stoffe, die verloren gehen würden, wenn sie im Restmüll landen. Das gilt zum Beispiel auch für Produkte wie Einweg-E-Zigaretten«, heißt es aus dem Österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz. Im Falle von Energiesparlampen (Gasentladungslampen) kommt hinzu, dass sie Quecksilber enthalten und deswegen auch auf keinen Fall per Post zu Rücknahmestellen (z. B. Onlinehandel, Elektromärkten oder Lebensmittelgeschäften) zur Entsorgung geschickt werden dürfen, erklärt das deutsche Umweltbundesamt.
Wohin mit Plastik, das keine Verpackung ist?
Nichtverpackungs-Plastik gehört auch nicht als Verpackungsplastik entsorgt. Hartplastik-Spielzeug, Wasserkübel (Eimer) oder Einweghandschuhe sollen im Restmüll landen. In Deutschland gibt es dafür auch mancherorts spezielle Wertstoffsammlungen.
Wohin mit Papier, das keines ist?
Manche Stoffe sehen zwar aus wie Papier oder haben das Wort sogar im Namen, haben im Altpapier aber nichts verloren. Dazu gehören etwa Back-, Klo- und Küchenpapier. Viele Papier- und Kartonarten sind beschichtet und können somit ebenso nicht als Altpapier recycelt werden. Achtung: Hochglanzmagazine sind kein beschichtetes Papier und dürfen ins Altpapier.
Bei der Aufzählung von Papier, das nicht ins Altpapier gehört, wird häufig Thermopapier genannt – dieses enthält als Farbentwickler bestimmte Stoffe, die über den Recyclingprozess nicht zurück in den Umlauf gelangen sollen. Auf Thermopapier gedruckt werden etwa Produkte wie Eintrittskarten oder Kassabons (Kassenzettel). Die blaue Thermopapier-Variante, die heute schon häufig im Umlauf ist, kann hingegen in kleinen Mengen im Altpapier entsorgt werden. »Blaues Thermopapier enthält keine schädlichen Farbentwickler und ist im Verpackungspapierrecycling unkritisch. Der schwarze Farbstoff kann zwar auf den Weißgrad des Recyclingpapiers Einfluss haben, aber gesundheitlich ist er unbedenklich«, erklärt Almut Reichart vom deutschen Umweltbundesamt.
Wie wird man Styropor los?
Polystyrol (besser bekannt als Styropor) besteht aus Kunststoff und ist in Österreich und Deutschland grundsätzlich, wenn es als Verpackung anfällt, als solche zu entsorgen. Inzwischen gibt es dafür diverse Alternativen, sowohl als Füllmaterial als auch als Verpackung, die von HerstellerInnen genutzt werden können. Die Initiative »Österreich sammelt« empfiehlt, besonders große Verpackungen aus Styropor im Abfall-Sammelzentrum zu entsorgen, als KonsumentIn ist einem das natürlich auch bei kleineren Mengen freigestellt, wenn der Stoff doch einmal ins Haus kommt.
BIORAMA #92