Buchrezension: »Raus aus der Autokratie«

Ein Buch für alle, die mehr über Katja Diehls Sicht auf die Mobilitätswende wissen möchten.

»Raus aus der Autokratie«
Bild: Istock.com/Standret.

Katja Diehl ist Expertin für Verkehr und eine der lautesten und wohl auch versiertesten Stimmen für die Mobilitätswende. Sie hält Vorträge, ist online aktiv, macht einen Podcast (»She drives mobility«). Mit »Raus aus der Autokratie« erscheint nun ihr zweites Buch. Sie spricht darin viele wichtige und richtige Punkte an: dass die Dominanz des Autos auch ohne Klimawandel ein großes Problem wäre, dass diese letztlich undemokatrisch ist, (soziales) Ungleichgewicht verstärkt und dass die unverständlicherweise immer noch oft zitierte individuelle Freiheit durch das Automobil für all zu viele das Gegenteil von Freiheit bedeutet. Thematisiert werden auch die Nähe vor allem der deutschen Autoindustrie zur Politik und die negativen Auswirkungen davon auf mindestens Europa. Wie auch die aus den USA importierte autozentrierte Vision einer besser Zukunft aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, die sich klar als Irrtum und Fehleinschätzung erwiesen hat. Wiederkehrende Grundbotschaften, denen man kaum widersprechen kann. 
Dafür muss man einiges an Einleitung zum Warum dieses Buches und zur Beschäftigung der Autorin mit dem Thema Mobilität im Allgemeinen überwinden. Dann beschreibt Katja Diehl thematisch sortiert, woran es ihrer Meinung nach liegt, dass so wenig passiert und ist bemüht, strukturelle Zusammenhänge zu beschreiben. Am schlechtesten strukturiert ist leider gerade das letzte Kapitel über Beispiele, in denen »Gestalter:innen« konkret versuchen, es anders zu machen. Studien und wissenschaftliche Forschung bekommen überraschend wenig Raum und so manch Aussage der Autorin bleibt so Annahme oder Glaubenssatz. In »Raus aus der Autokratie – Rein in die Mobilität von morgen« vermischen sich Argumente, Hintergründe und persönliche Betroffenheit, die konkreten Punkte wechseln in den Kapiteln eher wild. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass AktivistInnen wie Katja Diehl persönlich angegriffen und bedroht werden – welchen Raum ihr Umgang damit in einem Buch bekommen kann, ohne dass ein Sachbuch zur Erzählung wird, ist schwer zu beantworten. Als Buch ist »Raus aus der Autokratie« nur bedingt empfehlenswert.

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BIORAMA WIEN-BERLIN #4

Dieser Artikel ist im BIORAMA WIEN-BERLIN #4 erschienen

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