Indianische Weisheit

In Gumpoldskirchen haben sich zwei QuereinsteigerInnen den Traum von einem Biohof erfüllt.

Heiko Grohmann mit einer Ziege.
Verena und Heiko Grohmann folgen einem Leitprinzip: Die Erde und ihre Lebewesen mit Respekt und Achtung zu behandeln. Bild: Biorama/Schmücking.

Das erste, das der Name »Hopibauern« (zumindest beim Autor dieser Zeilen) auslöst, ist ein Flashback in die frühen 80er-Jahre. Da gab es diesen großartig schrägen Film über das Gleichgewicht in der Welt und die zerstörerische Rolle des Menschen in Bezug auf dieses Gleichgewicht. Wortlose und bildgewaltige Zivilisationskritik auf der Grundlage der Gedankenwelt der Hopi. Philip Glass lieferte Musik. Der Film war in seiner Andersartigkeit faszinierend. Aber auch verstörend. Die Auswüchse der Industrie wurden gezeigt, hektische Kreuzungen und Bahnhöfe werden zur Metapher, anhand von Bildern der Börse und einer Wurstfabrik wird gezeigt, dass einiges aus dem Ruder läuft. 
Genau um diese Balance geht es aber Verena und Heiko Grohmann. Den »Hopibauern« in Gumpoldskirchen. Die Erde und ihre Lebewesen mit Respekt und Achtung zu behandeln, vor dem Hintergrund, dass wir, die Menschen, genau wie sie, die Tiere und Pflanzen, Gäste auf der Erde sind. Das ist der Grundgedanke der Hopi, und darauf baut das landwirtschaftliche Denken und  Arbeiten der Grohmanns auf. Für sie sind die Hopi FriedensstifterInnen und HüterInnen der Balance. Und somit MeisterInnen der Natur. 

Flug-Aus

Dabei waren Bäuerin und Bauer selbst lange Teil des Systems: Verena ist ausgebildete Tierärztin, Heiko flog drei Jahrzehnte lang als Linienpilot Jets durch die Welt. Und als Pilot und Fluglehrer wusste er natürlich, welche Auswirkung die Fliegerei auf die Welt hat. Es rumorte in ihm. Erfolgreich war er auf jeden Fall. Aber zufrieden? Glücklich gar? Der Entschluss zur Auszeit fiel ziemlich exakt mit dem Ausbruch von Corona zusammen. März 2020. Gibt es eine bessere Zeit, um Altes hinter sich zu lassen und mit Neuem zu beginnen? Wahrscheinlich nicht. Daher steckte das Paar sämtliche Ressourcen in den Aufbau des Biohofs südlich von Wien. Biodynamie und Kreislaufwirtschaft, radikale Naturweine und Maran-Hühner, die im Weingarten leben. Die Äcker und die Weingärten werden mit Pferden gepflügt, um die Verdichtung des Bodens zu minimieren. Was allerdings eine ziemliche Herausforderung ist, denn der Boden zwischen den übernommenen Rebzeilen ist durch jahrelange Traktorfahrten derart verhärtet, dass man mit dem Pflug kaum unter die Oberfläche kommt. Vier Hektar Weingärten bewirtschaften die beiden im Moment. Darunter die Rebsorten Riesling und Neuburger und ab Jahrgang 2023 auch die für die Thermenregion typischen Sorten Rotgipfler und Zierfandler. 

Kamm bis Kralle

Zu kaufen gibt es am Hof neben Wein auch Getreide, Brot, Eier und manchmal auch Hühner. Und hin und wieder finden Events statt, bei denen groß aufgekocht wird. Dann wird vom ziegenmilchgefütterten Maranhahn alles verkocht, was der Vogel hergibt. Von der Kralle bis zum Kamm. Begleitet von außergewöhnlichen Weinen der Gumpoldskirchner Hopi und deren FreundInnen. 

Mo.–Fr., 10–18 Uhr
hopibauern.com

Viele weitere BioproduzentInnen im Portrait gibt es hier.

BIORAMA BIOKÜCHE #4

Dieser Artikel ist im BIORAMA BIOKÜCHE #4 erschienen

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