Für eine Handvoll Hühner

Das »Hanehus« bietet eine luxuriöse Patentlösung für die Hobbyhühnerhaltung im Garten.

Man sieht ein hölzernes Hühnerhaus.
Modularer Stall für die Hobbyhühnerhaltung: Das Design des »Hanehus« stammt aus Klosterneuburg. Bild: Hanehus.

Ein wenig führt der Name ja in die Irre und nicht nach Klosterneuburg. Hanehus, das deutet auf skandinavisches Design hin. Und was die Gestaltung angeht, wird das Versprechen von schlichten Formen und purer Funktionalität auch eingelöst. Ersonnen wurde der minimalistische Hühnerstall aber nordwestlich von Wien, und ursprünglich war das Hanehus auch für den Eigenbedarf gedacht. Als sich die Familie von Benedikt Stimpfl-Abele für den Garten Hühner anschaffte, wurde nach und nach mit mehreren handelsüblichen Ställen experimentiert. »Aber wir waren unzufrieden mit dem verfügbaren Hühnerstallangebot«, erzählt der studierte Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieur. Das war vor 8 Jahren. In der Zwischenzeit hat seine Familie im Garten in Klosterneuburg mit mehreren Hühnerrassen experimentiert (und ist dabei zuletzt bei sechs Zwergseidenhühnern und drei Grünlegern angekommen). Und Benedikt Stimpfl-Abele hat ein EU-Patent angemeldet. Denn nach langem Tüfteln, viel Versuch und Irrtum hat der 41-Jährige heute ein modulares System zur Marktreife gebracht, das ein hohes Maß an Individualität und Komfort gleichermaßen bietet. Das mag hochtrabend klingen für eine Hühnerbleibe. Doch wer sich einmal länger damit beschäftigt hat, wie sich ein paar Hendln möglichst praktisch auf dem eigenen Grundstück halten lassen, versteht die Notwendigkeit einer durchdachten Lösung – und ist vermutlich auch bereit, etwas mehr für solch ein Hanehus auszugeben.

»Das Huhn ist der neue Hund. Ich schätze, dass es in Niederösterreich 50.000 Haushalte gibt, die Hühner halten.«

Benedikt Stimpfl-Abele

»Technischer Kern des Patents ist das Fixieren der Fenstermodule an der Wand mittels Magneten zum einfachen Öffnen«, erklärt Stimpfl-Abele. Dazu muss man wissen: Für das Hanehus hat der Designer eine Reihe von Elementen entwickelt, die variiert werden können. Seitenwände und Fenster lassen sich mit ein paar Handgriffen wechseln, je nach Jahreszeit, Sonnenstand oder Hühnerbestand austauschen. Es gibt vollflächige Seitenwände, Wände mit Plexiglasfenstern als Tageslichtmodule, sogar eine Blackboard-Variante für Kindergekritzel oder zum Notieren der Futterrationen; oder Zwischenwände, falls eine Glucke mit Küken separiert werden muss oder eine Zeitlang Tiere getrennt werden müssen, weil diese sich sonst in der Hackordnung zu verletzen drohen. All das kommt ohne Schrauben und Nägel aus, hält und haftet mit Magneten und Holzdübeln. Dadurch ist das Hanehus auch schnell zu reinigen – »bis auf die letzte Milbe«, verspricht Stimpfl-Abele. Wobei lästige Milben erst gar nicht einziehen würden, weil sich das Haus gut reinigen lasse. »Da stecken Tausende Designstunden drin«, sagt er. Aber auch das Material hat seinen Preis. Die witterungsbeständige Lärche wird für das Hanehus mit einem wachsbasierten Öl behandelt, als Oberflächenschutz. In der Minimallösung kostet die luxuriöse Hendlvilla 1400 Euro.

Das Hanehus wurde intensiv gestestet, es musste nicht nur den Ansprüchen des Entwicklers, sondern auch denen seiner Familie genügen. Bild: Hanehus.

Das Huhn, der neue Hund

Gedacht und geeignet ist das Hanehus für Menschen, die im Kleinen privat Hühner halten beziehungsweise für kleine und mittelgroße Hühnerrassen, »also für Tiere, die im Garten sinnvoll sind, und nicht für gewerbliche Hühnerhaltung«. Für Benedikt Stimpfl-Abele selbst ist das Hanehus aber längst mehr als ein Hobby. In seiner Karenz und später neben der Teilzeitarbeit sei er »voll ins Hühnerthema reingekippt«, sagt er. Mit Ende des Vorjahres hat er seinen Job beim steirischen Industrieanlagenbauer Andritz gekündigt. Seit Jänner kümmert er sich weiterhin um die Kinder, deren Mutter Vollzeit arbeitet, – und entwickelt nebenbei das »Hühnerbusiness«. »Ich stehe in der Früh mit den Hendln auf und hab, wenn die anderen aufstehen, netto mindestens zwei Stunden hochkonzentriert gearbeitet«, sagt er. In Marktforschung wollte er kein Geld investieren. Nachfrage sollte aber gegeben sein. Denn: »Das Huhn ist der neue Hund. Vor fünf Jahren gab es allein in Salzburg 5300 private HühnerhalterInnen. Ich schätze, dass es allein in Niederösterreich 50.000 Haushalte gibt, die Hühner halten. Dann gibt es Deutschland. Und in Frankreich, wo die Hühnerhaltung zur Selbstversorgung im ländlichen Raum immer noch Teil der Kultur ist, muss es Millionen HühnerhalterInnen geben.«
Mehr als zwei – »wenn es sein muss, auch drei« – Ställe pro Woche schafft der Teilzeit-Jungunternehmer in seiner kleinen Werkstatt in Klosterneuburg ohnehin nicht. Diese liegt ein paar Schritte vom Wohnhaus entfernt und wird gerade so umgebaut, dass sie auch als Geschäftslokal genutzt werden kann. Noch werden dort auch Holzreste gelagert, die beim Tischlern der Hühnerställe anfallen. Demnächst sollen daraus Nistkästen und Futterhäuschen für Gartenvögel werden. Die Prototypen dafür haben sich bereits im Garten bewährt. Das Design ist ebenso konsequent wie die Namenswahl: Nisthus und Vuglhus.

Benedikt Stimpfl-Abele

Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieur, kündigte seinen Job und entwickelte neben der Kinderbetreuung das Hanehus.

Für all jene, die sich für Hühner interessieren, hat BIORAMA sogar eine ganze Ausgabe zusammengestellt.

BIORAMA Niederösterreich #10

Dieser Artikel ist im BIORAMA Niederösterreich #10 erschienen

Biorama abonnieren

VERWANDTE ARTIKEL