Schwammerlzucht in Hanglage

Wo früher Milch und Honig flossen, produzieren Harald Frühberger und Daniela Bogenreiter heute Pilze, Schnaps und Löwenzahnsirup als picksüße pflanzliche Honigalternative.

Man sieht Austernseitlinge, welche in einem Metallgestell wachsen.
Die Fruchtungsräume der Austernseitlinge sind in den Hang gebaut. Das spart Fläche und die Räume bleiben stets frostfrei. Bild: Cleanhillstudios.

Außer den Fundamenten ist nichts beim Alten geblieben, seitdem Harald Frühberger und Daniela Bogenreiter den elterlichen Hof übernommen haben. Zuerst wurden 2018 die letzten zehn Mastochsen verkauft. Dann begann der Umbau. Anders als geplant entschied man sich während der Renovierung, auch den Heuboden zu schleifen. »Da war der Holzwurm drin«, sagt Frühberger, »das wäre leider sinnlos gewesen, den zu behalten«. Heute erfüllt der Hadahof – Ha für Harald, Da für Daniela – alle Ö-Norm-Standards eines Niedrigenergiehauses. Und die Website des ehemaligen Milchwirtschaftsbetriebs verspricht: »Alle Produkte am Hof sind vegan

Haben den elterlichen Milchwirtschaftsbetrieb im Mostviertel radikal umgebaut: Harald Frühberger (32), Daniela Bogenreiter (33) und Viktor (1) vom Hadahof in Gresten. Bild: Hadahof.


Spezialisiert hat sich das Paar auf ein Frischeprodukt: Edelpilze. Produziert werden die Austernseitlinge direkt am Hof, wobei die Hanglage geschickt als Vorteil genutzt wird: Die Fruchtungsräume ihrer Schwammerlzucht sind in den Hang gebaut. Das spart Fläche, vor allem aber Energie, weil sie damit immer frostfrei sind. »Unsere Hauptsaison ist nämlich die kalte Jahreszeit«, erklärt Frühberger, »denn es ist einfacher zu heizen als zu kühlen«. Kühlen ist besonders energieintensiv. Den Juli und den August über ist am Hadahof deshalb Sommerpause. Es dauert einen Monat vom Anbau der Austernseitlinge bis zur ersten Ernte; also: vom Mischen des Strohsubstrats mit dem Pilzmyzel bis zu dem Zeitpunkt, an dem die ersten Pilze abgeschnitten werden können. Theoretisch gäbe es auch Nachfrage nach anderen Edelpilzen, etwa nach Shiitake. »Für einen kleinen Betrieb ist es aber vernünftig, sich auf eine Sorte zu spezialisieren«, meint der 32-Jährige. Der ehemalige Tour- und Rockmusiker hat in den Niederlanden bei Myzelia, dem größten europäischen Substratproduzenten, eine Pilzzuchtausbildung absolviert. Gemeinsam mit Thomas Neuburger von der Fleischerdynastie Neuburger, die unter dem Namen »Hermann« (vormals: »Hermann Fleischlos«) mit ihren vegetarischen Fleischersatzprodukten eine Zeitlang für Aufsehen sorgte. Mittlerweile sind die Hermann-Produkte aus dem Handel verschwunden und das Unternehmen von Thomas und Hermann Neuburger ist die größte Pilzsubstratproduktion Österreichs. Am Hadahof mischt man das Substrat allerdings selbst. Nur das Myzel wird von einem Wiener Betrieb zugekauft. Das spart Geld und ermöglicht eine präzise Planung. Diese ist vor allem für die zehn Wirtshäuser wichtig, an die ein großer Teil der Seitlinge geliefert wird. »Manche haben uns zehn Monate im Jahr auf der Karte, manche alle drei oder vier Monate für zwei Monate, da müssen wir genau darauf achten, dass wir nicht zu viele oder zu wenige Pilze haben«, sagt Frühberger. Auch drei Spar-Filialen und einige Naturkostläden im Mostviertel verkaufen die Pilze vom Hadahof; außerdem gibt es sie natürlich im eigenen Hofladen und im Selbstbedienungsladen an der Bundesstraße B22.

Man sieht einen Raum mit einer Schubkarre.
Einblicke aus dem HaDaHof. Bild: Hadahof.

Das Versprechen »Alle Produkte am Hof sind vegan« umfasst aber nicht nur Pilze, sondern auch die Nebenprodukte der Streuobstwiesen. Denn nachdem die Pachtverträge der früher für die Rinderhaltung zusätzlich nötigen Äcker und Wiesen nicht verlängert wurden, blieben dem Hadahof noch drei Hektar Streuobstwiesen. Von diesen stammt das Obst für den im Hofladen verkauften Apfelsaft, den Zwetschken- und Birnenschnaps. Und auf diesen blüht im Frühjahr der Löwenzahn, den das Paar zu einem picksüßen Löwenzahnsirup verarbeitet, einer pflanzlichen Honigalternative.

Über andere LandwirtInnen, welche den ursprünglich auf den Höfen ihrer Vorfahren produzierten Gütern den Rücken gekehrt haben, lässt sich hier mehr nachlesen.

BIORAMA BIOKÜCHE 2023 #0

Dieser Artikel ist im BIORAMA BIOKÜCHE 2023 #0 erschienen

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