Ein Haufen Plastik

Muss es ein Plastiksackerl fürs Gackerl sein?

Bild: Pixabay/AndrzejRembowski.

Regelmäßig wird Wien in internationalen Rankings zur lebenswertesten Stadt der Welt erklärt. Dabei spielt auch die Sauberkeit der Städte eine Rolle. Noch Anfang der 2000er allerdings prägte Hundekot das Wiener Stadtbild. »Man musste früher zwischen den Hundstrümmerln regelrecht Slalom laufen«, sagt Nicole Puzsar, Pressesprecherin der Magistratsabteilung 48, die in der österreichischen Hauptstadt für die Müllentsorgung zuständig ist.

Angestoßen durch eine Initiative einiger Wiener Journalistinnen wurden Maßnahmen gesetzt, damit man dem Wiener Hundekot Herr(chen) wird. Unter anderem wurden 3800 »Hundekotbeutelautomaten«, die schwarze »Sackerl fürs Gackerl« spenden, installiert. Flankiert wurde die gleichnamige Aufklärungskampagne allerdings durch Kontrollen der »Waste Watcher«, in zivil gekleidete MitarbeiterInnen der MA48, die bei Nicht-Entsorgen von Hundekot den HundebesitzerInnen eine Strafe von 50 Euro aussprechen können. Die meisten HundebesitzerInnen räumen nun auf, was ihr Haustier im öffentlichen Raum hinterlässt; was anfangs polarisiert hat, ist längst Normalverhalten geworden. Die Sackerl allerdings sind aus Plastik und 100.000 davon landen täglich im Wiener Abfallsystem.

Plastikpfotenabdruck

Der Anteil an recyceltem Kunststoff im Ausgangsmaterial liegt bei rund 20 Prozent, 80 Prozent sind Neugranulat. Entsorgt werden die Sackerl nach Benutzung im besten Fall im öffentlichen oder privaten Restmüll und werden Sackerl samt Inhalt dann der »thermischen Verwertung« zugeführt, sprich in der Müllaufbereitungsanlage verbrannt. Könnten für die »Sackerl fürs Gackerl« nicht auch biologisch abbaubare Materialien verwendet werden, um sie dann zu kompostieren, statt zu verbrennen? »Nein«, erklärt Puzsar, »da die Abbauzeit von Bio-Hundebeuteln länger als die Rottezeit des entstehenden Komposts ist. Außerdem wird Hundekot aus hygienischen Gründen verbrannt«. Auf Kompostieranlagen wie jener in der Wiener Lobau entsteht aus pflanzlichen Materialien aus Garten, Haushalt und Küche in acht bis zehn Wochen Kompost – eine Zeit, in der sich biologisch abbaubare Kunststoffe nicht vollständig zersetzen können.

Dass die Wahl beim Hundekotsackerl nicht auf biologisch abbaubares Plastik fällt, ist auch dem Preisunterschied geschuldet – die jährlich in Wien benötigten 40 Millionen Hundekotsackerl sind schließlich kein Bemmerl. Auch Papier ist laut Puzsar keine attraktive Materialalternative, der Energieaufwand für die Produktion von Papiersackerl ist erheblich höher als für die aus Plastik. Eine Erhöhung des Recyclingkunststoffanteils im Ausgangsmaterial ist Puzsar zufolge aber denkbar, wichtig sei dabei, dass die Qualitätsansprüche – Reißfestigkeit und Haltbarkeit – erfüllt bleiben.

Mehr zur ökologischen Pfotenbilanz eines Hundes findest du hier, eine Rezension zu Kathrin Hartmanns »Mein grüner Hund« hier.

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