Mischkultur: Biodünger

Von Würmern, Hörnern und Schafwolle.

Bild: Istock/La Puma.

Mit dem Start der Gartensaison wird auch wieder fleißig gedüngt. Oder neue, bereits aufgedüngte Bioerde gekauft. Dass Erden und Dünger nicht der Verordnung für den Biolandbau unterliegen, weiß wohl kaum jemand, der seinen Garten aus Überzeugung biologisch bewirtschaftet. Nur wenn am Sack »Zugelassen für die Verwendung im Bio-Landbau steht« oder »InfoXGen-geprüft«, sind auch alle Inhaltsstoffe wirklich bio. Daher widmet sich diese Mischkultur-Kolumne dem Thema Biodünger und versucht, einen Überblick zu schaffen.

Allen, die einen Garten ihr Eigen nennen, sei empfohlen, sich Zeit zu nehmen, einen Komposthaufen anzulegen. Denn zur Grundversorgung der Beete mit Nährstoffen eignet sich dieses Kreislaufprinzip am besten. Für BalkonbesitzerInnen heißt die Alternative Wurmkompostierung – oder gekaufte, mit Wurmhumus aufgedüngte Erde. Dabei hat Regenwurmhumus die fünf- bis siebenfache Düngerwirkung im Vergleich zu herkömmlichem Kompost. Wurmkompost ist vergleichbar mit einer ausgewogenen Vollwertkost bei uns Menschen. Er enthält nicht nur einen hohen Anteil an bereits pflanzenverfügbaren Nährstoffen, er aktiviert auch das Bodenleben, verbessert die Bodengesundheit, erhöht die Wasserspeicherfähigkeit der Böden und enthält wachstumsfördernde Huminsäuren, Enzyme und Botenstoffe. Und ebenso Ton-Humus-Komplexe, wie sie für bereits belebte Böden typisch sind. Durch all diese Inhaltsstoffe stärkt Regenwurmhumus die Pflanzen und beugt boden- und samenbürtigen Krankheiten vor. Die bodenbelebende Wirkung ist nicht von der Menge des eingebrachten Wurmhumus abhängig, sondern wirkt wie eine Impfung.

Kurz gesagt: Er macht Böden fruchtbar. Ganz anders verhält es sich mit einem der meistverbreiteten »Biodünger«: den Hornspänen. Die zerkleinerten Klauen und Hörner von Kühen sind ein reiner Stickstoffdünger und fördern lediglich das quantitative Pflanzenwachstum – also dass Pflanzen rasch und üppig wachsen können. Damit geht es den Pflanzen so, als würde ein Mensch jeden Tag nur Schnitzel essen – oder andere Eiweißkost: Es wäre energiereich, aber unausgewogen und auf Dauer ungesund. Hinzu kommt: Hornspäne sind zwar ein organischer Dünger, doch weit entfernt von regionalen Kreisläufen. Sie stammen aus der industriellen Massentierhaltung und werden meist aus Indien oder Brasilien importiert.

Ein regionaler Dünger, den Schafbäuerinnen und -bauern in den vergangenen Jahren entwickelt haben, sind Schafwollpellets. Mit der Verarbeitung zu Schafwollpellets gibt es eine sinnvolle Verwendung für die Wolle jener Schafrassen, für die es aus der Textilindustrie bisher kaum Nachfrage gibt. Vor allem Topf- und BalkongärtnerInnen sei dieser Dünger empfohlen. Denn er kann recht viel Wasser speichern und dann langsam an die Pflanzen abgeben.

Übrigens hat auch das Lockern des Bodens eine düngende Wirkung: Denn das Lockern erhöht wieder den Sauerstoffgehalt im Boden und dies fördert jene Bodenmikroorganismen, die für die Nährstoffumsetzung zuständig sind.  Und wer seinen Garten schon länger biologisch bewirtschaftet, darf sich auch über einen anderen Kreislauf freuen: In einem zehn Quadratmeter großen Beet leben zirka 3 Kilogramm Regenwürmer, die mit ihrem Wurmhumus direkt das Beet düngen – und gleichzeitig auch noch locker halten. Ja, so ein Regenwurm ist schon ein faszinierendes Tierchen. Er ist eine düngende Grabgabel, die stetig vor sich hin arbeitet. Das muss ihm mal war nachmachen.

BIORAMA #78

Dieser Artikel ist im BIORAMA #78 erschienen

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