33 und keines mehr
Das Project 333 soll durch Güterreduzierung zu mehr Übersicht im Kleiderschrank verhelfen. Ein Selbstbeschränkungsversuch.
Man merkt mitunter erst, wie viel unbenutzte Kleidung man besitzt, wenn man den Inhalt seines gesamten Kleiderschranks vor sich sieht. Im Durchschnitt besitzt ein Mensch in Österreich 85 Kleidungsstücke, in Deutschland sogar 95. Das besagen von Greenpeace Österreich und Deutschland in Auftrag gegebene Studien aus den Jahren 2019 und 2015. Dass die Anzahl an Kleidung nicht nur viel Platz benötigt, sondern auch ressourcenineffizient ist, liegt auf der Hand. Eine Capsule Wardrobe, zu Deutsch Kapselgarderobe, besteht aus gut kombinierbaren Stücken und ermöglicht so eine Reduktion auf wenige Stücke. Der Name stammt aus den 1940ern und soll Kompaktheit zum Ausdruck bringen, der Trend zum Minimalismus der vergangenen Jahre hat ihn wiederbelebt, die kompakte Garderobe spart Zeit- und Umweltressourcen.
33 Teile für drei Monate
Project 333 ist eine Spielart der Capsule Wardrobe, die 2010 von der Amerikanerin Courtney Carver auf ihrem Blog bemorewithless.com gestartet wurde und sich auf 33 farblich und stiltechnisch miteinander abgestimmte Kleidungsstücke beschränkt. Das Besondere an dem Projekt: Alle drei Monate – zu Beginn einer Saison – können die Kleidungsstücke ausgetauscht werden, wobei Unterwäsche, Schlaf- und Hausgewand sowie Sportkleidung nicht »zählen«. Die restlichen Teile – wozu ebenso Schuhe, Jacken und Taschen, also alles, was man außer Haus bei sich hat, zählen – werden verstaut und außer Sichtweite gebracht. Mit der zeitlichen Beschränkung soll auch Vorfreude auf neue Teile am Ende einer Saison aufkommen.
Ein minimalistischer Kleiderschrank
Um die eigene Capsule Wardrobe zu gestalten, bedarf es ein wenig Zeit und ein paar gut überlegter Entscheidungen. Zum Start empfiehlt es sich, alle Kleidungsstücke aus dem Kleiderschrank zu nehmen und übersichtlich aufzulegen. Vor dem Aussortieren sollte man sich drei Farbschemata für die Outfits der nächsten drei Monate überlegen: eine Basisfarbe, die sich besonders gut kombinieren lässt, beispielsweise Schwarz, neutrale Farben wie Weiß oder Grau und Akzentfarben, die Farbe in die Outfits bringen. Beispiele hierfür sind Rot oder Grün. Hat man sich für seine Farbschemata entschieden, kann mit dem Aussortieren begonnen werden. Hier stellen sich Fragen wie »Wie oft trage ich das Kleidungsstück?«, »Kann ich es gut mit anderen Teilen kombinieren?« und »Würde ich es mir jetzt noch einmal kaufen?«.
Kategorien für mehr Übersicht
Anhand dieser Fragen können drei Kategorien mit den Titeln »Behalten«, »Verstauen« und »Weggeben oder Spenden« geschaffen werden, in die die Kleidungsstücke gut überlegt eingeordnet werden. In die erste Kategorie sollen 33 Kleidungsstücke fallen. Aber Achtung bei der Einordnung in Kategorie drei! Unüberlegtes Weggeben von Kleidung kann zu Unzufriedenheit und Impulskäufen führen, die einerseits ressourcenineffizient sind und andererseits am Sinn der Capsule Wardrobe vorbeigehen. Ist man sich bei einem Kleidungsstück unsicher, kann man es in die Kategorie »Verstauen« und in eine Box geben, die auf jeden Fall außerhalb der Sichtweite liegen sollte. Vermisst man das verstaute Kleidungsstück nach drei Monaten, wandert es in die Kategorie »Behalten«. Das Schema wiederholt sich so lange, bis am Ende nur noch Lieblingskleidungsstücke für jede Saison übrig bleiben.
Weniger ist wirklich mehr
Der schwierigste, zugleich aber auch spannendste Teil einer Capsule Wardrobe ist das Aussortieren. Monatelang nur aus 33 Teilen wählen zu können klingt nach einer starken Einschränkung. Aber: Nur Mut, die Vorteile und die Learnings für die kommende Saison stellen sich sehr schnell ein! Gedanken, etwas zu oft oder zu selten zu tragen, hat man fast nie, allerdings Vorfreude auf die nächste Saison und die neuen alten Kleidungsstücke. Die Übergangszeiten Frühling und Herbstsind definitiv am schwierigsten zu planen, hier braucht man entweder gute Funktionskleidung oder die Gesamtauswahl, die fürs ganze Jahr zur Verfügung steht, sie muss eine recht große Auswahl an gut kombinierbaren Stücken fürs Zwiebelprinzip bieten. Erste Erkenntnis am Ende der Saison für den nächsten Frühling: mehr Pullover, weniger Hosen.
Weniger als die in der Challenge vorgegebene Anzahl an Kleidungsstücken im Kleiderschrank zu haben ist sicherlich schwierig, so hat sich die Zahl 33 bewährt. Auch wenn man sich im Detail verkalkuliert und dazulernt, man haut mit ein wenig Gefühl kaum vollkommen daneben. Das Project 333 zeigt, dass es möglich ist, mit weniger Kleidung auszukommen, nur noch seine Lieblingsteile zu tragen und beim Zusammenstellen seines Outfits Zeit zu sparen. Aus Dauergästen im Kleiderschrank werden wieder Lieblingsstücke – man lebt mit weniger Auswahl, diese wird aber mehr geschätzt als zuvor.
Florian Jauk hat das Project 333 sechs Monate lang getestet und wird seine Capsule Wardrobe weiterführen. Sein Tipp: Kleidungsstücke, bei denen man sich unsicher ist, ob man sie behalten will, vor Start des Project 333 weglegen, um zu sehen, ob man sie wirklich vermisst. Wer das Projekt erweitern will, um noch mehr Platz im Kleiderschrank zu haben, kann Sportgewand bei den 33 Teilen miteinrechnen. Will man Unterwäsche auch dazuzählen, wird es mit 33 Kleidungsstücken allerdings knapp.