Investments, die ökologischen Umbau ermöglichen
Die Prinzipien nachhaltigen Investments sind seit 30 Jahren die gleichen, sagt Max Deml, Geschäftsführer des Öko-Invest-Verlags.
BIORAMA: Was haben Sie 1991 bei der Gründung von Öko-Invest unter Nachhaltigkeit verstanden und wie haben sich Ihre Kriterien verändert?
Max Deml: Statt von »nachhaltiger« Geldanlage sprach man damals zum Beispiel von ethisch-ökologischer Geldanlage, »grünem Geld« oder »socially responsible investments« (SRI). In den vergangenen Jahren hat sich die Abkürzung ESG – für Environmental-, Social- und Governance-Faktoren – etabliert. Die Anlagekriterien sind großteils die gleichen – also negativ formuliert »keine Rüstung, keine Atomkraft, keine Kinderarbeit« und so weiter oder positiv etwa »erneuerbare Energien« –, sie wurden aber im Lauf der Zeit etwas umfassender formuliert.
Nachhaltige Aktien, Fonds und Indizes haben eine bessere Performance als durchschnittliche Aktien. Diese Entwicklung scheint unumkehrbar. Wieso ist der Anteil nachhaltiger Aktien und Fonds immer noch so gering?
Der Anteil ist zwar noch gering, aber er wächst seit Jahren wesentlich schneller als der Gesamtmarkt. Und unumkehrbar ist an der Börse nichts – es gab auch einige Pleiten großer deutscher Solarkonzerne, die seinerzeit im Solaraktien-Index PPVX der weltweit größten Photovoltaikunternehmen vertreten waren.
Das Handbuch »Grünes Geld 2020« enthält auf 388 Seiten einen umfassenden Überblick über Öko-Investment-Möglichkeiten, Green Bonds und Crowd-Investments. Bild: Öko Invest.
Wie hat sich der Solaraktien-Index im Gegensatz etwa zu Erdölaktien entwickelt?
Zwischen 2003 und 2007 ist der erwähnte PPVX etwa um rund 2000 Prozent gestiegen, aber in und nach der Finanzkrise 2008 um bis zu 80 Prozent gefallen. Trotzdem liegt der PPVX seit 2003 mit einem Plus von rund 750 Prozent weit vor dem fossilen Index-Pendant aus Erdölaktien mit rund 35 Prozent Zuwachs in diesen 17 Jahren. Auch in den ersten knapp neun Monaten des »Covid-19«-Börsenjahrs 2020 lief der PPVX mit einem Plus von rund 70 Prozent um rund 120 Prozentpunkte besser als der Erdölaktien-Index, der über 50 Prozent verloren hat. Der Ölpreisverfall hat auch zu einem Kurssturz bei den Ölkonzernen geführt, die nicht nur hohe Umsatzverluste hatten, sondern oft Milliardenabschreibungen auf die noch gar nicht geförderten Ölreserven im Boden vornehmen mussten, die als Teil des Firmenvermögens verbucht sind.
Sie haben 1997 mit dem Natur-Aktien-Index »nx-25« einen Index entwickelt. Wie funktioniert dieser?
Die 25 Aktien dieses internationalen Index wurden nach strengen Kriterien – inhaltlicher, nicht finanzieller Art – ausgewählt. Wenn ein Unternehmen diese Kriterien nicht mehr erfüllt oder von der Börse geht, wie zum Beispiel die Naturkost-Supermarktkette Whole Foods Market, die von Amazon übernommen wurde, entscheidet ein derzeit vierköpfiger Beirat, welches Unternehmen dann nachrückt. Die 25 Aktien werden einmal jährlich mit jeweils vier Prozent im Index gewichtet. Hohe Kursgewinne wie dieses Jahr über 400 Prozent bei Tesla werden so im Index »eingefangen«, das heißt, dass ein späterer Kursrückgang dann nicht mehr so ins Gewicht fällt.
Vom Aktienhandel profitieren Unternehmen nur sehr indirekt. Inwieweit sind Aktien und Fonds überhaupt eine Möglichkeit der Gestaltung?
Es gibt nicht nur Aktienfonds, sondern etwa auch Sachwertfonds oder Beteiligungsgesellschaften, bei denen das Geld beispielsweise in neue Solar- oder Windkraftparks fließt. Und hier kann man sehr viel bewegen, wie der Aufschwung der erneuerbaren Energien zeigt: Lag der Ökoanteil im deutschen Strommix vor 30 Jahren noch bei rund vier Prozent, sind es heute über 40 Prozent, vor allem finanziert durch InvestorInnen in Wind- und Solarenergie, die diesen – auch politisch gewollten – ökologischen Umbau erst ermöglicht haben.
Max Deml gibt im Öko-Invest-Verlag ein Börsenbrief-Abo mit Empfehlungen für nachhaltige Investments und das Handbuch »Grünes Geld« heraus. Bild: Thomas Topf.