Was ist eigentlich Bio an Bio-Honig?

Honig ist immer ein Naturprodukt? Und Bienen lassen sich sowieso nicht vorschreiben, ob sie auf Biowiesen Pollen sammeln? Ja, aber … 
7 Unterschiede zwischen konventionellem Honig und Bio-Honig

Bio bietet auch beim Honig multiple Mehrwerte – und garantierte Kontrollen. (Foto: PollyDot / Pixabay)

Ja, es stimmt: Echter Bienenhonig ist immer ein Naturprodukt. Und nein, Bienen lassen sich nicht vorschreiben, wo genau sie Pollen sammeln. Dennoch gibt es gehörige Unterschiede zwischen konventionellem Honig und Bio-Honig.

1. Die Biene wählt die Blüte, der Imker den Standort der Bienenstöcke. Bioimker sind besonders wählerisch, auch von Gesetzes wegen.

»Natürlich kann man Bienen nicht so beeinflussen, dass sie ausschließlich Bio-Flächen und keine konventionellen Flächen anfliegen«, weiß Imker Dietmar Niessner, Betreiber der Wiener »Bienenschule« und Autor des Standardwerks »Bio-Imkern in der Stadt und auf dem Land«, in dem er Monat für Monat durchs Bienenjahr führt. »In den EU-Richtlinien ist es aber sehr wohl vorgeschrieben, dass Bienenstöcke in der Nähe von Bio-Flächen oder Flächen aufgestellt werden müssen, die mit einer Methode bewirtschaftet werden, die eine Kontamination der Produkte verhindert.“ Bioimker wählen die Standorte für ihre Völker also mit besonderem Bedacht.
Die in manchen Ländern gängige Praxis, Bienenvölker gerade in besonders intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Gegenden zur Blütezeit auf Felder oder in Obstgärten zu bringen, in denen gleichzeitig andere Insekten als Schädlinge bekämpft werden – und damit für die Bestäubungsleistung gewissermaßen Bienen zu opfern –, ist in der Biolandwirtschaft undenkbar. Bioimker gehen besonders achtsam mit ihren Tieren um.


2. Schädlinge werden ohne aggressive Mittel bekämpft, was verhindert, dass sich Schadstoffe in Waben und im Honig anreichern.

Stichwort Kontamination: Bio-Imkern ist es nach EU-Richtlinie nicht erlaubt, Medikamente und aggressive Schädlingsbekämpfungsmittel anzuwenden, da diese Rückstände im Bienenwachs verursachen können. Das gilt insbesondere für die Bekämpfung der Varroamilbe: Sie befällt die Brut der Honigbienen und verursacht Entwicklungsstörungen sowie eine deutlich kürzere Lebensdauer. Die Milbe ist mitunter verantwortlich für das immer wieder auftretende Bienensterben im Herbst und Winter.
»Zur Bekämpfung der Varroamilbe dürfen in der Bio-Imkerei nur organische Säuren, wie beispielsweise Ameisensäure verwendet werden«, erklärt Stefan Mandl, Obmann des Vereins »Biene Österreich« und Bio-Imkermeister aus Schwechat. Wichtig ist dabei die genaue, vorsichtige Dosierung, damit nur den Milben geschadet wird, nicht aber die eigentlich sehr robuste Biene. Imkerei erfordert stets Fingerspitzengefühl, Bio-Imkerei aber deshalb besonderes Fingerspitzengefühl und genaue Beobachtung der Völker.

3. Schadstoffhaltige Farben und Styropor müssen Bio-Bienenstöcken fernbleiben.

Bei konventionellem Honig wird manchmal Styropor für Bienenstöcke (die sogenannten Beuten) verwendet. Das ist praktisch und leicht (weil vor Honig triefende Waben richtig schwer sein können), für Bio-Imker aber ein absolutes No-Go. »Es geht ja immer darum, eine naturnahe Behausung zu schaffen,« erklärt Victor Hernández, Betreiber der Imkerei »Kassler Stadthonig«. »Dadurch sind Kunststoffbeuten verboten, es sollten natürlich Holzbeuten sein. Und wenn es einen Anstrich gibt, dann einen Leinölanstrich«.

4. Bio-Bienen müssen auch Bio gefüttert werden.

»Wenn Imker ihre Bienen füttern müssen – was in unseren Breiten im Winter der Fall ist –, wird den Bienen eine Ergänzung in Form von Zuckerwasser gegeben, das macht man schon seit Generationen so. Dabei müssen Bio-Imker mit eigenem Honig füttern«, erläutert Dietmar Niessner. »Wenn es sich mit dem eigenen Honig nicht ausgeht, darf auch Zucker verwendet werden – dann muss es allerdings Bio-Zucker sein«.In der Praxis sieht das bei Bio-Imker Philip Dobner, der in Wien die »Summerei« betreibt, dann so aus: »Bei uns wird nach der letzten Ernte im Sommer bis Ende September eingefüttert. Wir kaufen bio-zertifizierten Zucker zu. Ich ernte allerdings nur die Honigräume ab und alles, was dann noch im Bienenstock ist, bleibt als Honig im Volk. Das bedeutet, dass ich nur die Restfütterung mit Bio-Zucker mache.«

5. Das Stutzen der Flügel von Bienenkönigen und deren traditionelle Verstümmelung ist in der Bio-Imkerei verboten.

»In der konventionellen Imkerei, also man sagt hier in Deutschland: „nach guter imkerlicher Sitte«, wurde der Königin ein Flügel kupiert, in der Annahme, dass die Königin nicht abheben kann wenn das Volk schwärmen will, im Gras liegen bleibt und der Schwarm dann leichter zu fangen ist«, berichtet Victor Hernández aus Kassel.Wenn im Frühsommer ein Bienenvolk besonders stark ist, teilt es sich durch Schwarmbildung. Aus einem Volk entstehen also zwei (oder mehr) Völker. Das passiert sinnvollerweise genau dann, wenn genügend Nahrung vorhanden ist. Für den Imker ist das allerdings problematisch, weil das genau in seine »Haupterntezeit“ fällt, ihm nach dem Ausschwärmen aber nur ein stark geschwächtes Volk bleibt, das einen deutlich geringeren Honigertrag liefert. Bioimker regulieren oder unterbinden das Ausschwärmen heute durch Beobachtung und behutsames Management (etwa indem sie verhindern, dass junge konkurrierende Königinnen schlüpfen). Hernández: »Das traditionelle Kupieren der Königin ist nicht wirklich eine effektive Methode, um Schwärme zu verhindern – der Gedanke der Verstümmelung überwiegt. Die Bio-Richtlinien untersagen jegliche Art der Verstümmelung.«

6. Bio-Bienenstöcke müssen richtig gereinigt werden.

Auch bei der Säuberung der Bienenstöcke muss Acht gegeben werden: Stefan Mandl reinigt seine 12.000 Bienenstöcke nur mit Wasser, ohne Chemikalien; nicht einmal Spülmittel kommt zum Einsatz. In den EU-Richtlinien für Bio-Honig ist nämlich verankert, dass die Desinfektion und Reinigung der Bienenstöcke nur mit zugelassenen Mitteln erfolgen darf, die keinerlei Rückstände hinterlassen.

7. Bio-Imker werden mindestens einmal jährlich kontrolliert.

Ein ausschlaggebender Punkt ist die jährliche Kontrolle von Bio-Imkereien. »Bio-Imker werden mindestens einmal im Jahr kontrolliert. Die einzigen Kontrollen, die ein konventioneller Imker zu befürchten hat, sind Kontrollen im Rahmen der Lebensmittelkontrolle. Die Veterinärbehörden konzentrieren sich dabei allerdings eher auf die größeren Imkereien, als auf die kleinen. Demnach wird ein konventioneller Hobbyimker eigentlich überhaupt nicht kontrolliert«, weiß Victor Hernández aus Erfahrung.


»Bio-Imkern in der Stadt und auf dem Land. Monat für Monat durchs Bienenjahr« von Dietmar Niessner ist 2018 im Löwenzahn Verlag erschienen.

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