Original Wiener Schnitzel. Aus holländischer Massentierhaltung.

Wer in Österreich in einem Restaurant Lebensmittel konsumiert, hat oft keine Ahnung, woher diese stammen. Die Herkunft der Produkte muss nicht gekennzeichnet werden. Das soll sich ändern – dazu ruft die Kampagne »Wissen, was wir essen« auf.

Wiener Schnitzel kommen oft nicht aus Wien, sondern Holland. Bild: Lutter und Wegner, Flickr.
Wiener Schnitzel kommen oft nicht aus Wien, sondern Holland. Bild: Lutter und Wegner, Flickr.

Tomaten aus Österreich oder aus Spanien? Fleisch aus biologischer oder konventioneller Landwirtschaft? Eier aus Freiland- oder aus Bodenhaltung? In Supermärkten lassen sich zumindest das Herkunftsland und grobe Informationen über Produktions- bzw. Haltungsart binnen Sekunden bestimmen.

In Restaurants hat man allerdings oft überhaupt keine Möglichkeit, herauszufinden, was genau einem serviert wird. In den seltensten Fällen gehen die GastronomInnen transparent mit den verwendeten Lebensmitteln um. Gastronomiebetriebe müssen in Österreich und Deutschland – wie übrigens in der ganzen EU – weder die Herkunft noch die Produktionsart ihrer Nahrungsmittel kennzeichnen. Eine Regelung hierzu gibt es bisher nur in der Schweiz. Die VertreterInnen der Kampagne »Wissen, was wir essen« setzen sich dafür ein, dass sich das ändert und fordern eine verpflichtende Kennzeichnung nach Herkunft und Tierwohl in Restaurants und öffentlichen Küchen.

Kaiserschmarrn aus Käfighaltungs-Eiern

Als eine Möglichkeit der Kennzeichnung schlägt Biolandwirt und Chocolatier Josef Zotter die Verwendung von QR-Codes vor: »Diese Codes sollen sämtliche Daten über Aufzucht, Herkunft, Hersteller und die komplette Produktionskette enthalten. Die Lebensmittelbehörde müsste den QR-Code regeln und eine öffentliche Datenbank verwalten, damit sich jeder Konsument informieren und entscheiden kann, ob er ein Steak aus der Steiermark oder aus Brasilien will.«

Diese Transparenz kann aber nur garantiert werden, wenn sie auch ausreichend kontrolliert wird. »Wenn bio ausgewiesen wird, muss es auch kontrolliert werden. Das ist derzeit in der Gastronomie nicht der Fall. Da kann es schon vorkommen, dass bei einem ausgewiesenen Biorestaurant nur ein kleiner Teil der Lebensmittel bio ist«, erklärt Gerold Hubmer, Obmann des Vereins österreichischer BiogastronomInnen »Die BioWirtInnen«.

Die Kampagne »Wissen, was wir essen« wird von Josef Zotter, Sebastian Bohrn Mena und Gerold Hubmer (v. l. n. r.) unterstützt. Foto: Verein Tierschutzvolksbegehren.

Die Problematik der Nicht-Kennzeichnung beschränkt sich aber nicht nur auf Biorestaurants. KonsumentInnen werden auch auf andere Weise regelrecht betrogen. So steckt hinter einem »Original Wiener Schnitzel« in den seltensten Fällen ein österreichisches Kalbsschnitzel. In zwei Dritteln der Fälle handelt es sich um holländisches Fleisch aus konventioneller Massentierhaltung. Die Produktion von Eiern aus Käfighaltung ist in Österreich seit 2009 verboten. Importiert, beispielsweise aus Aserbaidschan, verstecken sie sich in heimischen Gastronomiebetrieben aber oft im »Traditionell österreichischen Kaiserschmarrn«.

Parteien sollen sich noch vor der Nationalratswahl positionieren

»Wir leben in einem System des Betrugs. Auf den Menükarten österreichischer Gasthäuser bekommen wir oft für unsere Heimat stereotypische Bilder zu sehen. Frauen im Dirndl und glückliche Kühe auf der Alm. Aber das ist alles eine Lüge«, bringt Initiator der Kampagne Sebastian Bohrn Mena die Lage auf den Punkt.

Dass mit der Kennzeichnung von Nahrungsmitteln in der Gastronomie transparent umgegangen wird, ist für VertreterInnen des Tierschutzvolksbegehrens deshalb so wichtig, weil zwei Drittel aller tierischen Produkte in öffentlichen Küchen und in der Gastronomie konsumiert werden. Mit der Kampagne »Wissen, was wir essen« fordern die AnhängerInnen die kandidierenden Parteien dazu auf, sich noch vor der kommenden Nationalratswahl zu positionieren.

Die Kampagne »Wissen, was wir essen« ist eine Initiative des Tierschutzvolksbegehrens, dem Verein »Die BioWirtInnen«, Josef Zotter und zahlreichen LandwirtInnen. www.tierschutzvolksbegehren.at

VERWANDTE ARTIKEL