„Bauer Unser“ – ein Waldviertler Bekenntnis?

Effizient ist unser Agrarsystem nicht: 40 Prozent der derzeit weltweit in der Landwirtschaft produzierten Kalorien werden verschwendet oder gehen irgendwo auf dem Weg zwischen Produzenten und Konsumenten verloren. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ließen sich derzeit global 12 Milliarden Menschen ernähren – ohne radikale Umstellungen. Einfach nur durch eine nachhaltigere Verteilung und Nutzung der Nahrungsmittel. Direkt verbunden damit ist das Nachhaltige Entwicklungsziel „Zero Hunger“ der Vereinten Nationen.

Ina Ivanceanu (Oikodrom), Bürgermeisterin Margit Göll, Sade Stöger, Bernadette Fessler und Patrick Winter (Studierendengruppe), Katharina Tiran (Oikodrom)

Doch warum passiert das nicht? Wie sieht es derzeit konkret in Österreich aus, in den landwirtschaftlichen Betrieben und der Politik? Und was sagen die BewohnerInnen der ländlichen Gemeinden selbst dazu?

Diesen Fragen ist die Zukunftskarawane im nördlichen Waldviertel nachgegangen, in der Gemeinde Moorbad-Harbach, wo landwirtschaftliche Betriebe im Rahmen eines ökologischen Kreislaufs direkt kleingewerbliche Betriebe wie Fleischhauer oder Bäcker und Gastronomien des Kurortes beliefern. Stabile Preise und ein sicherer Absatz für die LandwirtInnen sind das Ergebnis. Ein Ort also mit einem guten Nährboden für fruchtbare Diskussionen – das hat sich bei der Movie – Night der Zukunftskarawane gezeigt.

Politik, Gesellschaft und die Macht der Industrie: „Bauer unser“, ein Film, der ermutigt, über das eigene Handeln nachzudenken © Sade Stöger

Denn nach dem Screening des Dokumentarfilms „Bauer Unser“ von Robert Schabus, der gleichermaßen ungeschönt wie unaufgeregt zeigt, wie es auf Österreichs Bauernhöfen zugeht, und wie Wirtschaftspolitik und Gesellschaft immer öfter vor der Industrie kapitulieren, ging es in den moderierten Gesprächsrunden äußerst lebhaft zu. Es diskutierten unter anderem Nebenerwerbsbäuerinnen, die Bürgermeisterin, der Vertreter des Bauernbundes und Studierende aus dem Ort mit. Besonders spannend dabei, dass manche TeilnehmerInnen zwei Perspektiven gleichzeitig vertreten konnten – als ProduzentIn und als KonsumentIn von landwirtschaftlichen Produkten.

Was kann ich als Einzelperson tun? In Kleingruppen diskutierten die TeilnehmerInnen über die Zukunft © Elisabeth Salletmaier

Das Mantra der Industrie – schneller, billiger, mehr – stellten die meisten BesucherInnen des Filmabends in Frage. Der gemeinsame Nenner: Es läuft etwas falsch. So wird es nicht weitergehen. Aber wie kann es besser werden? Darauf gibt es in der Gemeinde schon einige Antworten – bereits 80% biologisch bebaute Flächen, der eingangs erwähnte Ökokreislauf, ein Hofladen, der regionale Produkte anbietet, und „dass es Leute gibt, die miteinander reden können“.

Dennoch hinterfragten auch die Moorbad-HarbacherInnen das eigene Konsumverhalten. „Bequemlichkeit versus Verpflichtung“ war das Stichwort: Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit macht die eine oder der andere dann doch bei einem Supermarkt Halt statt beim lokalen Hofladen. Ist es unsere Pflicht, den – wenn auch öfters ungemütlichen – dafür langfristig gesehen nachhaltigen Weg zu gehen? Die Antwort darauf kann jeder Mensch nur für sich selbst finden. „Das Kleine mehr schätzen“ und die Arbeit der LandwirtInnen für eine nachhaltige Zukunft anerkennen: Ja, „Bauer unser“ war an diesem Abend ein Waldviertler Bekenntnis.

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