Artensterben: So steht es um Eisbären und Berggorillas

Die globalen Umweltentwicklungen, allen voran die Erderwärmung, bedrohen Lebensraum und Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren. Manche haben sich aber durch Schutzprogramme erholt, andere sind bereits ausgestorben oder bedrohter denn je. Artenschutzberichte wie die des WWF versuchen, einen wissenschaftlich fundierten Überblick darüber zugeben, wo wir derzeit stehen.

Der LPI bericht des WWF gibt Auskunft über den Bestand weltweit bedrohter Tierarten. Bild: Richard Barett/ WWF.

Die Klimakrise, die fortschreitende Lebensraumzerstörung, die Wilderei, die Abholzung der Wälder, die Überfischung der Gewässer sowie die zunehmende Meeresverschmutzung durch Plastikmüll die natürliche Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt. So sind etwa fast ein Drittel aller Amphibienarten vom Aussterben bedroht. Das stellt nicht nur eine Bedrohung für den Erhalt der natürlichen Artenvielfalt dar, sondern nimmt vielen Tieren – beispielsweise Wasservögeln – einen Bestandteil ihrer Nahrungsgrundlage.

Wozu Artenschutz?

Durch die Einrichtung von Naturschutzgebieten, Artenschutzprogrammen und Erhaltungszuchten wird versucht, den Bestand bedrohter Arten – das betrifft die Tier- und Pflanzenwelt – zu schützen. Die natürliche Artenvielfalt soll erhalten und, so weit es möglich ist, wiederhergestellt werden.

Die Rote Liste der IUCN bedrohter Tierarten macht auf die Notwendigkeit des Schutzes einzelner gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten aufmerksam. Die IUCN wurde 1948 gegründet, besteht aus 1241 Mitgliedern und ist eine Weltnaturschutzunion internationaler Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Eine der Hauptaufgaben liegt darin gefährdete Arten und Schutzgebiete zu kategorisieren.

Die Erderwärmung bedroht den Lebensraum der Ringelrobbe. Bild: Tom Arnbom/ WWF.

WWF Living Planet Report 2018

Auch die Tier- und Naturschutzorganisation WWF sammelt Daten zu den Artenbeständen. Der Living Planet Index (LPI) des WWF basiert auf wissenschaftlichen Daten zu mehr als 16.700 untersuchten Populationen von über 4.000 Wirbeltierarten weltweit und gibt seit 1998 Auskunft über den weltweiten Zustand der Natur. Der Living Planet Report untersucht – so auch 2018 – den Gesundheitszustand, die Biodiversität und die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme unseres Planeten. Die Bestandsgrößen tausender Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien und Amphibien weltweit wurden dabei unter die Lupe genommen. Die dabei sichtbar werdenden Entwicklungen werden als Maß für die Veränderung der biologischen und natürlichen Vielfalt interpretiert. Der alle zwei Jahre erscheinende Bericht der Naturschutzorganisation kam zu dem erschreckenden Ergebnis eines 60-prozentigen Rückgangs der untersuchten Tierbestände. Viele davon werden bereits seit den 1970er-Jahren untersucht.

2018 wurden diese Daten erstmals in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur ausgewertet um Aussagen zur Situation von Wirtbeltierbeständen in Österreich treffen zu können. »Die Analyse zeigt, dass die Wirbeltierbestände in Österreich in einem schlechten Zustand sind. Im untersuchten Zeitraum (1986 bis 2015) kam es zu einem Rückgang von durchschnittlich 70 Prozent.« sagt Arno Aschauer, Experte für nationalen Artenschutz des WWF Österreich. Der Rückgang führt dazu, dass viele Tiere ihre wichtigste Nahrungsgrundlage verlieren. Lurche sind beispielsweise ein beliebtes Beuteschema von Störchen oder Graureihern.

Wie steht es um die Eisbären?

Tiere im arktischen Lebensraum, dazu zählen etwa der Eisbär oder die Ringelrobbe, sind besonders vom Artenschwund betroffen da die Erderwärmung aber auch der Verkehr durch Transport- und Kreuzfahrtschiffe dem natürlichen Lebensraum dieser Arten besonders zusetzt. So war das Packeis des zugefrorenen Polarmeeres im Oktober 2018 besonders dünn. Aufgrund der Tatsache, dass die dünnen Eisscholen brechen werden auch in Zukunft viele Eisbären ertrinken. Durch die Erderwärmung wird es für die in der Arktis lebenden Eisbären immer schwieriger zu jagen und sich Fettreserven für den Sommer anzufressen. In der Folge verhungern sie. Auch tragende Eisbärenmütter, die nicht genügend Nahrung finden, können nicht mehr zu der erfolgreichen Reproduktion ihrer Art beitragen.

Durch die Erderwärmung wird es für die in der Arktis lebenden Eisbären immer schwieriger zu jagen und sich Fettreserven für den Sommer anzufressen. Bild: Steven Kazlowski /WWF.

»Die zunehmende Eisfreiheit führt gleichzeitig zu immer mehr menschlichen Aktivitäten in der Arktis, im Tourismus beziehungsweise für industrielle Tätigkeiten wie die Ölförderung oder Handelsschifffahrt. Auch infolgedessen kommt es zu immer mehr Begegnungen zwischen Menschen und Eisbären, die für beide Seiten gefährlich sind.« beschreibt Claudia Mohl, Pressesprecherin von WWF Österreich, eine weitere Entwicklung die zur Bedrohung des Lebensraumes der Arktis führt.

Wie kann man den Eisbären helfen? 

Auf die Frage, was man neben generellen Maßnahmen zur Bremsung der Klimaerwärmung zum Schutz der Eisbären beitragen kann werden Umweltschutz-NGOs mit kuriosen Anfragen konfrontiert. Mohl erklärt hier beispielsweise, dass sie immer wieder gefragt werde, warum man nicht schwimmende Plattformen als »künstliche Eisschollen« für Eisbären bauen kann. Das würde den Tieren zwar das Überleben erleichtern jedoch nichts daran ändern, dass diese in der Arktis nach wie vor kein Futter finden würden. Denn »Das Meereis ist nicht einfach ein Stück gefrorenes Wasser, es ist ein integraler Bestandteil des arktischen Ökosystems. Das Meersalz lässt im Eis Blasen entstehen, in denen sich Mikroorganismen ansiedeln. Davon ernähren sich Krill und Fische, die den Robben als Nahrung dienen, die wiederum eine Nahrungsgrundlage der Eisbären sind. Robben erwischen die weißen Räuber aber nur, wenn sie sie an Eislöchern überraschen können, im Meer sind die Wasserbewohner viel zu schnell für die zwar ausdauernd, aber langsam schwimmenden Bären. Also: kein Eis – keine Algen – keine Fische – keine Robben – keine Eisbären.«

Ein Eisbärjunges. Bild: Steven Kazlowski /WWF.

Wer das arktische Ökosystem retten will, muss die CO2-Emissionen senken – so schnell und so stark wie möglich.

Fortschritte im Artenschutz

Neben den vielen roten Zahlen konnte der Report im 2018 jedoch auch erfreuliche Ergebnisse messen. Die Zahl der Tiger hat sich in Nepal fast verdoppelt. So wurde 2009 die Zahl der in der Wildnis lebenden Tiger auf 121 geschätzt – heute sind es bereits 235. Trotzdem bedrohen Lebensraumverlust und Wilderei nach wie vor die globalen Bestände.Insgesamt 13 Tigerstaaten setzen es sich zum Ziel die Zahl der Großkatzen bis zum Jahr 2022 zu verdoppeln. Damit der Fortbestand der Raubkatze auch in den kommenden Jahren garantiert werden kann, ist es wichtig Programme gegen die Wilderei auch weiterhin zu schützen. 

Der intensive Artenschutz des Berggorillas hat 2018 zu einem Fortbestand dieser geführt.Während 1981 mit 254 Tieren in ein historischer Tiefpunkt beim Bestand der Berggorillas gezählt wurde, wurde der Gesamtbestand 2018 auf über 1000 geschätzt. Grund dafür ist der intensive betriebene Artenschutz, der die Tiere im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Uganda vor  Wilderei und Abholzung schützt.

Ebenfalls eine positive Entwicklung konnte beim Bienenfresser festgestellt werden. Ursprünglich siedelte sich der Zugvogel bevorzugt in wärmeren Klimaregionen an doch  im letzten Jahr hat er sich auch in Österreich weiter ausbreiten. Eine Übersicht über einige »Gewinner« und »Verlierer« des Berichtes des WWF findest du in der Galerie.

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