Ranking: Shared Mobility in Europas Hauptstädten
Ein deutsches Unternehmen hat Verfügbarkeit und Preise von Car-Sharing und Bike-Sharing Angeboten in Europas Hauptstädten verglichen.
Shared Mobility heißt einer der großen Verkehrstrends weltweit. Vor allem in Städten. Die Idee: Durch Fahrzeuge, die von möglichst vielen Menschen genutzt werden können, soll der Individualverkehr mit insgesamt weniger Verkehrsmitteln – also Autos, Scootern und Fahrrädern – auskommen. Das soll immer größeren und dichter besiedelten Städten und ihren Bewohnern dabei helfen, das Verkehrsaufkommen zu bewältigen, Geld und andere Ressourcen zu sparen. Mancherorts funktioniert das schon ganz gut. Andernorts stecken Sharing-Modelle noch in den Kinderschuhen.
Die Online-Vergleichsplattform Ladenzeile hat erhoben, wie gut unterschiedliche Sharing-Modelle in Europas Hauptstädten funktionieren. Julia Fritsche von Ladenzeile erklärt auf nachfrage, weshalb: „In unserem Büro in Berlin arbeiten Menschen aus ganz Europa und viele hier nutzen die Sharing-Angebote besonders als Alternative zum eigenen Auto oder aus Nachhaltigkeitsgründen. Deswegen haben wir uns gefragt, ob diese Angebote auch in anderen Hauptstädten bereits so verbreitet sind und wieviel eld man dann dort im Schnitt dafür ausgeben muss. Bisher gab es einen solchen Vergleich der verschiedenen Transport-Sharing-Angebote noch nicht.“
Das sind die Städte mit dem besten Bike-Sharing-Angebot Europas
Top 10 Fahrräder | Fahrräder pro 10.000 Eiwohner | Preis pro Stunde | |
1 | Brüssel | 42 | 0.50 € |
2 | Paris | 105 | 1.00 € |
3 | Luxemburg | 59 | 1.00 € |
4 | Warschau | 28 | 0.24 € |
5 | Dublin | 27 | 0.50 € |
6 | Ljubljana | 18 | 0.00 € |
7 | Kopenhagen | 32 | 4.30 € |
8 | Stockholm | 13 | 0.24 € |
9 | Helsinki | 24 | 1.00 € |
10 | Amsterdam | 11 | 0.04 € |
Verglichen wurden Sharing-Angebote für Fahrräder, Autos und Scooter. Als Vergleichszahlen wurden die Anzahl der zur Verfügung stehenden Fahrzeuge pro 10.000 Einwohner und der Nutzungspreis pro Stunde aus 28 europäischen Hauptstädten herangezogen. Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Angebote herzustellen, war dabei nicht ganz leicht, wie Julia Fritsche erklärt: „Da es häufig mehrere Anbieter und sehr viele verschiedene Modelle gibt, haben wir uns auf die reinen Sharing-Modelle konzentriert. Also die Modelle, bei denen sich der Kunde ein Fahrzeug ausleihen und entweder dort parken kann, wo er möchte, oder an verschiedenen Stationen in der Stadt zurückgeben kann. Ausgeschlossen aus der Analyse waren Services, die privates Sharing anbieten oder Mitfahrgelegenheiten.
Nur 9 Hauptstädte bieten Scooter-Sharing
Top 10 Scooter | Scooter pro 10.000 Eiwohner | Preis pro Stunde | |
1 | Berlin | 3 | 8.70 € |
2 | Paris | 4 | 16.80 € |
3 | Lissabon | 3 | 14.40 € |
4 | Rom | 2 | 14.90 € |
5 | Madrid | 1 | 11.30 € |
6 | Warschau | 0.4 | 9.78 € |
7 | Amsterdam | 1 | 18.00 € |
8 | Wien | 0.7 | 11.40. € |
9 | Brüssel | 0.6 | 15.00 € |
10 | Prag* | – | – |
* dass Prag hier auf dem 10. Platz landet, obwohl es dort gar keine Leihroller gibt, liegt daran, dass es sich in den anderen Kategorien vor dem ebenfalls rollerfreien Mitbewerb positionieren konnte. |
Da aber auch bei den ausgewählten Sharing-Angeboten verschiedene Optionen angeboten werden, haben wir nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner gesucht. Gab es in einer Stadt mehr als einen Anbieter, haben wir die gesamten Fahrzeuge genommen die pro 10.000 Einwohner zur Verfügung stehen. Zusätzlich haben wir den durchschnittlichen Preis pro Stunde berechnet. Dafür wurde jeweils das günstigste Angebot aus dem Tagestarif für Montag bis Freitag genommen. Erhebt der Anbieter keine stündlichen Gebühren, haben wir den Preis pro Stunde von der kurzmöglichsten Dauer aus kalkuliert und in den Fällen, in denen sich der Preis sowohl nach Minute als auch km/h richtet, haben wir eine Route für 50 Kilometer erstellt und so den Preis pro Stunde errechnet.“
In vielen Hauptstädten sind es auch die Städte selbst, die zum Beispiel durch Fahrrad-Leihsysteme, in Shared Mobility investieren. Für die Städte bedeutet das eine Zukunfts-Investition. So ist es auch kein Zufall, das Städte, in denen Shared Mobility Konzepte gut ausgebaut sind, auch der öffentliche Verkehr oft besonders gut ausgebaut ist. „Allerdings kann man umgekehrt nicht sagen, dass in den Städten, in denen das Sharing-Angebot noch ausbaufähig ist, es keinen gut funktionierenden öffentlichen Nahverkehr gibt, denn das ist nicht der Fall. Wir schätzen eher, dass manche europäischen Hauptstädte noch ein wenig Zeit brauchen und erst einmal schauen, wie die Systeme woanders angenommen werden“ erklärt Julia Fritsche.
Paris ist die Sharing-Hauptstadt Europas
Top 10 Autos | Autos pro 10.000 Eiwohner | Preis pro Stunde | |
1 | Paris | 19 | 6.09 € |
2 | Wien | 7 | 14.30 € |
3 | Kopenhagen | 10 | 14.52 € |
4 | Brüssel | 8 | 13.50 € |
5 | Berlin | 8 | 16.50 € |
6 | Bratislava | 1 | 1.45 € |
7 | Warschau | 5 | 15.60 € |
8 | Budapest | 1 | 7.13 € |
9 | Rom | 5 | 18.60 € |
10 | Amsterdam | 4 | 18.60 € |
Übrigens resultieren niedrige Preise für die Nutzung von Sharing Autos, Fahrrädern und Scootern nicht zwingend aus großem Wettbewerb zwischen mehren Anbietern: „In Berlin etwa, gibt es mittlerweile schon recht viele Anbieter, trotzdem ist der Preis für eine Stunde recht hoch, wohingegen es in Bratislava oder Dublin deutlich günstiger ist und das obwohl es dort nur einen beziehungsweise zwei Anbieter gibt.“
Eine wirkliche Vergleichbarkeit der Angebote schafft das Ranking nicht – schließlich is die Anzahl der Nutzer im Verhältnis zur Anzahl der bereitgestellten Fahrzeuge in der Praxis wohl interessanter als die Anzahl der Fahrzeuge pro Einwohner. Und die erhobenen Zahlen beim Preis stehen in keiner Relation zu durchschnittlichen Einkommen bzw. zur Kaufkraft in der jeweiligen Stadt. Was das Ranking auf jeden Fall zeigt: Es tut sich viel, beim Thema Shared Mobility.
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