All You Can Eat: Food-Magazin eingestellt
Man hätte wohl als Fanzine und nicht gleich auch in Deutschland starten sollen, meint Tobias Müller, Kulinarik-Journalist und Herausgeber von „All You Can Eat“.
Es fehlt die Finanzierung, deshalb wird es keine weitere Ausgabe des österreichischen Kulinarik-Magazins „All You Can Eat“ (AYCE) geben. Zumindest vorerst, erklärt Tobias Müller, der im BIORAMA-Interview auch betont, nur für sich, nicht aber für den Verlag oder seine beiden Mitherausgeber Peter Schmid und Katja Greco zu sprechen. Abonnenten, die für vier Ausgaben bezahlt haben, wurden per Newsletter informiert und erhalten den Betrag für die nun nicht mehr erscheinenden Ausgaben retourniert.
BIORAMA: Nach nur drei Ausgaben wird „All You Can Eat“ nicht mehr erscheinen. Dass es nicht genug Erzählens- und Berichtenswertes gäbe, schließe ich aus. Warum lässt sich die Art von Journalismus, die „All You Can Eat“ zu etablieren versucht hat so schlecht finanzieren?
Tobias Müller: Es waren sogar nur zwei Ausgaben. Ich würde aber nach wie vor nicht kategorisch ausschließen, dass sie sich finanzieren lässt, und ich glaube auch nach wie vor, dass es eine Marktlücke gibt im deutschsprachigen Raum für diese Art von Kulinarik-Journalismus.
Warum wir es nicht geschafft haben, hat sicher sehr viele Gründe. Ganz generell: Ein schönes Magazin kostet einfach sehr viel Geld, das ohne viele Anzeigen kaum zu verdienen ist. Gleichzeitig ist der Printwerbemarkt in einem desolaten Zustand. Wir hatten nicht das Netzwerk, um genug Anzeigen zu lukrieren und wir waren nie bereit, Advertorials zu machen, also mehr oder weniger gekennzeichnete bezahlte Geschichten.
Hätte es funktioniert, hätten wir ein großartiges Magazin und eine wunderschöne Aufgabe gewonnen.“ (Tobias Müller)
Wir haben sicher auch einige Fehler gemacht, aber so ist das halt wenn man sein erstes Magazin gründet. Ich denke, einer war, dass wir gleich mit einem sehr hochwertigen Produkt begonnen haben – teures Papier, guter Druck, sehr aufwendig gestaltet, anstatt es etwas mehr Fanzine-mässig anzugehen und langsam zu wachsen. Wir wollten halt ein tolles Produkt haben. Wir sind meiner Meinung nach zur falschen Zeit nach Deutschland gegangen – gleich mit der ersten Ausgabe – als wir dort gar keine Presse hatten. Und wir haben es generell nicht geschafft, genug Aufmerksamkeit zu generieren.
Wir bräuchten derzeit entweder deutlich mehr Geld im Hintergrund, um langsam wachsen zu können, oder wir müssten die nächsten Jahre darauf bauen, dass all die tollen Menschen, die zu All You Can Eat beigetragen haben, das weiterhin gratis tun. Das wollten wir nicht.
Als wir das Projekt begonnen haben, war uns bewusst, dass ein Erfolg ziemlich unwahrscheinlich ist, wir wollten es aber trotzdem versuchen. Sicher, All You Can Eat hat uns alle viel Zeit und viel Geld gekostet. Hätte es aber funktioniert, hätten wir ein großartiges Magazin und eine wunderschöne Aufgabe gewonnen, und allen kreativ Beteiligten – von Schreibern über Illustratoren und Fotografen – ein Forum für ihre Arbeit geschaffen.
Gab es Gespräche mit Verlagen, Agenturen oder kulinarisch interessierten Gönnern, um den Fortbestand zu sichern?
Tobias Müller: Ich sage mal so: Die Unabhängigkeit des Projekts war und ist uns sehr wichtig, und wir konnten kein Modell finden, bei dem die gewährleistet sein würde. Und Gönner, der uns bedingungslos Geld gibt, kennen wir leider keinen.
Ich persönlich hoffe, dass All You Can Eat nicht komplett tot ist, ich würde es gern als Website in der ein oder anderen Form weiter führen. Ob und wie und wann das etwas wird kann ich aber noch nicht sagen.
War von Anfang an geplant, es drei, vier Ausgaben zu versuchen oder warum gerade jetzt ein Schlussstrich?
Tobias Müller: Es war von Anfang geplant, zwei Ausgaben zu produzieren und dann die erste Bilanz zu ziehen. Die ist nicht gut ausgefallen. Wir haben mit Null Budget gestartet, haben mit der ersten Ausgabe genug für die zweite erwirtschaftet, durch das fast völlige Desinteresse von Anzeigenkunden war dann für die dritte kein Geld mehr da. Daher die Entscheidung. Wer ein Vierer-Abo abgeschlossen hat, bekommt selbstverständlich sein Geld zurück.
Eine neue Ausgabe war bereits in Vorbereitung. Was passiert mit den bereits produzierten Texten, Reportagen und Fotos?
Tobias Müller: Eine Ausgabe drei – die Imperiale Ausgabe – war in Vorbereitung. Wie gesagt: Ich überlege eine Webpage mit All You Can Eat-Content zu basteln, aber da ist noch nichts sicher.
Zum Abschluss bitte eine Empfehlung: Welches internationale Magazin lebt am ehesten den Journalismus, für den All You Can Eat stand?
Tobias Müller: Lucky Peach – aber das gibt’s auch sehr bald nicht mehr. Ich persönlich mochte auch die alten Gastronomica-Ausgaben. Und in Stockholm ist mir neulich ein Heft in die Hand gefallen, das Sabor – schön gemacht, teils feine Geschichten, täte ich nochmal kaufen.