CSR-Brille #15: Steuern sparen wie Amazon, Starbucks & Co.
Jährlich gehen Staaten Hunderte Milliarden an Steuern durch die Lappen, weil das Geld von Konzernen in Steuerparadiesen urlaubt. Was kann man dagegen tun?
Was haben Apple, Amazon, Facebook, Paypal oder Starbucks gemeinsam? Sie stehen auf tropische Gefilde wie die Cayman Islands, die Bahamas oder eine Insel mit dem klingenden Namen Isle of Man. Dabei geht es aber nicht um erholsame Retreats für ihre Angestellten, sondern darum, wie mal flugs ein paar Millionen Euro Steuern eingespart werden können. Die schlechte Nachricht: Laut der OECD beträgt der jährliche Steuerausfall durch Steuer- und Gewinnverschiebungen von global agierenden Konzernen in den Mitgliedsstaaten bis zu 220 Milliarden Euro pro Jahr.
Derartige kontroverse Wirtschaftspraktiken, also Steuervermeidungsstrategien wie Umsatzverschiebungen in Tochterunternehmen und Gewinnumschichtungen, sind in den meisten Fällen übrigens nicht einmal illegal. So hat beispielsweise Facebook im Jahr 2014 die irrwitzige und anscheinend legale Summe von 5000 Pfund an die britischen Steuerbehörden abgeführt. Diese nicht veranlagten Steuern von Unternehmen verschwinden oftmals in den Bankschließfächern von sogenannten Steueroasen.
Starbucks muss nachzahlen
Mit solchen Schiebereien möchte die EU-Kommission nun Schluss machen und Starbucks ist unter den ersten Unternehmen, die bald eine saftige Rechnung erhalten sollen. Von 20-30 Millionen Euro ist hier genau genommen die Rede. Auch bei Amazon wird gerade diskutiert, ob der Onlinehändler 400 Millionen Euro nachzahlen muss, die dem Fiskus in unterschiedlichen Ländern verwehrt blieben. Das möchten die US-Behörden wiederum verhindern, weshalb sie selbst an Strategien arbeiten, um an ihr Geld zu kommen. Laut dem Bankhaus Schelhamer & Schattera müsste Amazon alleine in Österreich für das Jahr 2013 übrigens um die 50 Millionen Euro an Steuern nachzahlen. Wer bei Amazon übrigens nach dem Begriff „Nachhaltigkeitsbericht“ sucht, findet unzählige Buchangebote, wie man einen solchen Bericht erstellt, aber keinerlei Information über die eigenen Aktivitäten. Starbucks hat zwar einen Nachhaltigkeitsbericht, aber auch hier sind derartige Informationen nicht angeführt.
Boykott oder Mitmachen?
Wie weiter? Diese Firmen boykottieren? Oder gar selbst als Kleinunternehmer das kopieren, was bei den Großen durchgeht? Das hat tatsächlich eine Gruppe von Kleingewerbetreibenden in einem Dorf namens Crickhowell in Wales gewagt, die im Kollektiv auf Briefkastenfirmen in einer Steueroase umstellte. Es bleibt spannend, ob sich in Zukunft immer mehr Unternehmen – solange es noch geht – den Vermeidungsmodellen anschließen oder ob sich die großen Unternehmen wieder nur neue und noch größere Schlupflöcher suchen. Auch hier geht es um Transparenz und letztlich wieder um die Grundfragen von Unternehmensverantwortung. Leider wird dieses Ende der Wertschöpfungskette, also wohin die Gewinne letztendlich fließen, noch in den wenigsten Nachhaltigkeitsberichten kommuniziert.
CSR-Facts zum Weiterdenken (Quelle: Positionspapier Steueroasen, oekom research)
- Holland als Steuerparadies in der EU: Laut der NGO „Citizens for Tax Justice“ haben sich in den Niederlanden knapp die Hälfte der Finanzholdings der 500 umsatzstärksten Unternehmen angesiedelt.
- Über Steueroasen werden mehr als 80 Prozent aller internationalen Bankgeschäfte und Anleiheemissionen gesteuert.
- Nur 1 Prozent der untersuchten Unternehmen bekommen bei der Angabe ihrer Steuerzahlungen eine Bestnote in Sachen Transparenz.
CSR-Links zum Weiterlesen
- Positionspapier der Nachhaltigkeitsratingagentur oekom research.
- Steuervermeidungen von Großkonzernen. Factsheet von Bankhaus Schelhamer & Schattera
- Der Financial Secrecy Index (FSI) gibt einen Überblick über die wichtigsten Schattenfinanzzentren der Welt. Vorne dabei sind u.a. die Schweiz, Luxemburg, Hong Kong oder die Cayman Islands.
Über mich – Annemarie Harant: Geboren in München und aufgewachsen in einem 100% Öko-Haushalt, arbeite seit über 5 Jahren für die Unternehmensberatung brainbows – the information company im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement mit Großunternehmen und durchlief davor verschiedene Stationen im Nachhaltigkeitsbereich der ÖBB, Fairtrade und der Unternehmensplattform respACT. Seit 2011 stehe ich als Co-Gründerin des Start-ups erdbeerwoche. Nachhaltige Frauenhygiene. DIE NEUE GENERATION. nun selbst vor der täglichen Herausforderung nachhaltiges Handeln im eigenen Unternehmen umzusetzen.