Welcher Reisetyp bist du?
Wer einmal eine Reise tut, der tut sie vermutlich immer wieder auf die gleiche oder ähnliche Weise. Wir haben einen Blick auf Frau und Herr Urlauber geworfen und den Versuch gewagt, sie wie ein Reisebündel festzuschnüren.
Die Bildungsreisende
Wer sie ist: Seit sie in Pension ist, reist sie nicht nur gerne in andere Länder, sondern wie in einer Zeitmaschine direkt in dessen jüngere und ältere Vergangenheit und die Geschichte der ethnischen Gruppen im Allgemeinen und Besonderen. Sie wird von jedem Touri-Guide gefürchtet, da sie, im Gegensatz zu ihm, über tatsächlich fundiertes Wissen verfügt. Das hat sie sich über die letzten Monate in der Stadtbücherei angeeignet und wird nicht müde, zu korrigieren, wenn es möglich ist.
Daran erkennt man sie: Beige. Alles beige: Sonnenhut, Shorts, bequeme Outdoor-Sandalen, die Socken darin. Die Kopien aus der Stadtbücherei, aus denen sie gerne und lange zitiert.
Das bringt sie von der Reise mit: Tonnen von Prospekten. Und Bilder, die sie bereits entwickeln hat lassen.
Buch-Tipp: »Brockhaus«, alle Bände. Oder Google.
Der Versicherte
Wer er ist: Er ist gegen jede Eventualität versichert – krankheitsbedingtes Storno, frühzeitige Heimreise wegen politisch unsicherer Lage. Vom Laptop bis zur Ray-Ban hat er alles gegen Verlust versichert. Er würde sich die Schönwetter-Garantie dazu buchen, wenn er nur könnte. Führt einen Steckdosen-Adapter mit, um sein Notfalls-Handy stets aufladen zu können.
Woran man ihn erkennt: Kann den Urlaub nicht genießen, weil er in ständiger Alarmbereitschaft ist. Wählt beim Buffet den internationalen Standardteller (Pizza oder Pommes). Trägt ständig eine dicke, weiße Schicht Sunblocker am gesamten Körper und unter dem UV-Shirt einen Brustbeutel mit ausreichend Bargeld, falls das nationale Bankensystem zusammenbrechen sollte. Den Großteil seines gegen Verlust versicherten Gepäckes macht die international genormte Urlaubsapotheke inklusive Desinfektionsmittel, Anti-Malariatabletten und Pillen gegen Durchfall aus. Sobald er zurück ist, sagt er: »Man ist ja doch froh, wenn man wieder heroben ist.«
Das bringt er mit: Ungeöffnete Medikamente. Wäre ja schade, wenn sie ablaufen.
Buch-Tipp: Das ÖAMTC-Club-Magazin
Die Abenteurerin
Wer sie ist: Sie bucht maximal den Flug, alles andere lässt sie auf sich zukommen. Sie taucht Hals über Kopf in das fremde Land ein, wird vermutlich ausgeraubt und niedergeschlagen, wacht auf dem Sofa einer einheimischen Familie wieder auf, die weder Englisch spricht noch weiß, wo ihr Gepäck, Pass, Geld und Handy ist. Sie lässt sich erst einmal mit Tees und Kräutern aufpäppeln.
Woran man sie erkennt: Abgefuckter Riesenrucksack, der bereits beim Abflug etwas mieft, weil das einfach dazugehört. Fotografiert wenig, ist aber mitten im Geschehen, hat nach wenigen Tagen Kontakt zur Bevölkerung geknüpft. Versäumt vermutlich den Rückflug und beschließt spontan, jetzt dort zu leben. Dank ihrem Job als Reise-Bloggerin ist das kein Problem.
Das bringt sie (im unwahrscheinlichen Fall ihrer Rückkehr) mit: Einen handgenähten Patchwork-Sofakissenbezug ihrer neuen Adoptiv-Schwiegermutter.
Buch-Tipp: »Gullivers Reisen«
Der Fern-Badeurlauber
Wer er ist: Winter? Nicht für ihn. Für sein perfektes Badeerlebnis fliegt er im Januar in die Karibik. »Karibik«, bitteschön, sagen Sie niemals »Dom-Rep«. Er weiß gerne, was auf ihn zukommt. Deshalb bucht er wenn möglich das gleiche Zimmer im gleichen All-Inklusive-Schuppen wie all die Jahre zuvor. Er bucht nur Reisen mit Direktflug, das Umsteigen, das ist ihm zu mühsam. Und dann womöglich in Dubai, wo man ja wieder nicht genau weiß. Den zehnstündigen Flug nimmt er für das garantiert sonnige, nicht-zu-heiße-nicht-zu-kalte Wetter in Kauf.
Woran man ihn erkennt: Er kann den Club-Tanz, weiß, an welchem Tag der Steak-Burger-Tag im American Restaurant ist. Hat zuhause dann im Hochsommer Sonnenbrand, denn er schmiert sich sicherlich nicht mit Sonnencreme ein: er ist schließlich vorgebräunt. Von der Karibik.
Das bringt er mit: Duftkerze in Landesfarbe. Wie jedes Jahr.
Buch-Tipp: Den Tui-Prospekt (zur Bestätigung)
Die Trophäenjägerin
Wer sie ist: Versucht, so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich abzuarbeiten. Hat sich dafür einen strengen Zeitplan auferlegt. Oder gleich die 7-Tage-Zwölf-Attraktionen-Busreise gebucht. Für sie ist Urlaubqualität gleich -quantität. Am Strand liegen ist für sie Zeitverschwendung und entspannt sie auch nicht, weil sie Angst hat, etwas zu versäumen.
Woran man sie erkennt: Selten ist die Trophäenjägerin alleine unterwegs. Entweder in einer Reisegruppe oder mit Freunden. Meist sogar beides. Bequemes Schuhwerk, Sonnenschutz, Handycam. Sie betrachtet die Sehenswürdigkeiten gar nicht direkt, sondern beim Filmen durch die Kamera. Schreibt Tagebuch, um später die Tage und Städte auseinanderhalten zu können.
Das bringt sie mit: mehrere Stunden Filmmaterial. Schließlich sieht sie ihre Reise nun auch das erste Mal.
Buch-Tipp: »Das 3-Minuten-Entspannungs-Yoga«
Der Technik-Urlauber
Wer er ist: Für ihn beginnt der Technik-Urlaub bereits bei der Vorbereitung. Selbstverständlich hat er alles online gebucht und die Reservierungsbestätigungen als QR-Code-Hologramm auf seiner verspiegelten Sonnenbrille gespeichert. Er hat auch ein Datenpaket fürs Ausland gekauft und die Akkus seiner Drohne, der Go-Pro, des GPS-Geräts, des Höhen-und Tiefenmessers, des wasserfesten Laptops und der Unterwasserkamera geladen.
Daran erkennt man ihn: Sein Gepäck besteht aus einer überdimensionalen Leichtmetall-Transportkiste, für die er bereits vorab per Telebanking Übergepäck bezahlt hat. Und einen handlichen 16-Liter-Rucksack, der die Kleidung und Toilettartikel für zwei bis drei Wochen locker fasst.
Das bringt er mit: 35 Stunden Rohmaterial in HD, 3.500 Bilder, 3D-Animation seiner Reiseroute und einen Sonnenbrand.
Buch-Tipp: Der Conrad-Katalog
Die Geld-spielt-keine-Rolle-Urlauberin
Wer sie ist: Geschäftsreisende, Journalistin, Mitarbeiterin eines Reiseanbieters oder einer Fluggesellschaft. Sie ist mehr unterwegs als zuhause und hat so ungefähr jedes Reiseziel schon einmal gesehen. Beruflich, nicht privat, weswegen sie auch noch nie für einen Urlaub bezahlt hat. Wenn ihr Meeting beendet ist, geht sie ins Hotel-Spa. Häfen, Prachtbauten und Strandpromenaden hat sie wirklich schon zu viel gesehen.
Daran erkennt man sie: Absolute Routine, bereits beim Flughafen. Das nervöse Gewusel rundherum blendet sie mit Ipod und Ohrstöpsel einfach aus. Alles schon gesehen, alles schon gehört. Im Flieger schnappt sie sich die Zeitung und senkt diese auch nicht beim Start. Selbstverständlich klatscht sie nicht nach der Landung und drängelt nicht vor beim Gepäcksband.
Das bringt sie von der Reise mit: Shampoo und Seife aus dem Hotelzimmer. Zu besonderen Anlässen auch mal die Frottee-Schlappen oder den Bademantel.
Buch-Tipp: Lustiges Taschenbuch