Tomorrow: Diese Doku steckt voller Lösungen

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Die Filmcrew von Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen (Foto: ©Polyfim Verleih)

Der französische Aktivist Cyril Dion und die Schauspielerin Mélanie Laurent (Inglourious Basterds) präsentieren „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“, eine Dokumentation die überraschend massentauglich ist.

Wie beginnt man eine Filmrezension über eine Dokumentation, die so gehypt wird? Euronews schreibt, der Film sei so inspirierend und hoffnungsvoll, dass er sich in Frankreich in Windeseile vom Geheimtipp zum Lieblingsfilm entwickelt habe. David Nabarro, Berater der UNO sagt: „Dieser Film sollte Teil der Ausbildung aller politischen Verantwortlichen weltweit sein!“. Er ist sogar mit dem César, dem französischen Oscar als bester Dokumentarfilm des Jahres ausgezeichnet worden. Doch hält er was er verspricht? Ist die Welt wirklich voller Lösungen?

Es beginnt zunächst ominös mit einer Studie aus dem Nature Journal, in der es heißt, dass es zu einem Massenaussterben und dem Zusammenbruch unsere Zivilisation kommen werde, wenn wir den Klimawandel nicht in den nächsten 20 bis 40 Jahren aufhalten können. Zur Illustration dieses Dooms Day Szenarios wird sogar ein Paläontologe bemüht. Die Schauspielerin, Mélanie Laurent fürchtet um die Zukunft ihres kleinen Sohnes.

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Kann alternative Landwirtschaft die globale bevölkerung ernähren? (Foto: ©Polyfim Verleih)

In 120 Minuten und 5 Kapiteln –  Nahrung, Erdöl, Wirtschaft, Demokratie und Bildung –  wird erklärt, was an unserem System kaputt ist und welche Alternativen es gibt. Selbst fanatische Doku-Liebhaber und Liebhaberinnen dürften hier etwas Neues lernen, zum Beispiel wie viel Ertrag man mit vorindustriellen, erdölfreien landwirtschaftlichen Methoden aus dem 19. Jahrhundert erzielen kann. Man lernt die Vorzüge der Kreislaufwirtschaft an überraschenden Orten kennen. Man wird mit komplementären lokalen Währungen, wie dem Bristol Pfund – über das im deutschsprachigen Raum seit seiner Einführung vor 4 Jahren kaum noch berichtet wird – vertraut gemacht. Man sieht eine funktionierende Alternativen zur neo-liberalistischen Ökonomie, nämlich die Ökolonomie – eine Mischung aus Ökologie und Wirtschaft. Und man erfährt von Initiativen, wie Incredible Edible, einem Nachbarschaftsprojekt, das eine ganze Stadt in der Nähe von Manchester in einen Obst- und Gemüsegarten verwandelt hat. Das gibt Hoffnung und man denkt „Das könnten wir auch versuchen.“

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Sind Lokalwährungen die Lösung für unser krisenanfälliges Finanzsystem? (Foto: ©Polyfilm Verleih)

Das ist nur ein kleiner Teil der Lösungen, die in der Dokumentation unterhaltsam präsentiert werden, doch der Film hat auch ein paar Schwächen. Er kann sich nicht entscheiden, ob er die Schauspielerin, Mélanie Laurent als gleichberechtigte Mitwirkende oder als naiv Fragende und den Regisseur und Aktivisten, Cyril Dion als leicht paternalistisch erklärenden inszenieren will. Tempo und Rhythmus sind auch nicht ganz stimmig. Die Kapitel sind alle unterschiedlich lang, was kein großes Problem wäre, wäre das letzte Kapitel über Bildung nicht so vernachlässigt worden. Jeder neue Abschnitt steigert die Erwartungen an den nächsten, weil man immer mehr Neues dazulernt, doch das Ende, wenn es endlich um den Kern des Problems gehen soll, ist leider etwas ernüchternd. Das größte Problem dürfte allerdings die optimistische Message sein – sie ist entweder zu optimistisch oder nicht optimistisch genug. Der Film beginnt mit der drohenden Apokalypse und findet dann ein paar kleine Projekte, die im Kleinen nicht viel bewirken, aber groß angelegt die Katastrophe abwenden könnten. So betrachtet ist die Welt tatsächlich voller Lösungen, aber die Macht sie umzusetzen liegt nach wie vor in den falschen Händen. Das verdeutlicht der Film immer wieder und tut am Ende dennoch so, als wären wir auf dem besten Weg die Welt zu retten.

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Kann eine Verbindung aus Agrarwirtschaft und Solarenergiegewinnung Erdöl weltweit ersetzen? (Foto: ©Polyfilm Verleih)

Trotzdem ist der Film sehr beliebt und es ist leicht zu verstehen warum. Selten wird man so charmant dazu animiert, sein Leben zu ändern. Selten werden die Zusammenhänge zwischen Umweltschutz, Wirtschaft und Demokratie so unterhaltsam erklärt. Selten erweitern Dokumentationen neben dem politischen auch noch den musikalischen Horizont. Cyril Dion und Mélanie Laurent ist es gelungen, mit dem Publikum auf Augenhöhe zu treten und einen Dialog über die Zukunft der Menschheit zu führen, bei dem alle dazu eingeladen sind sich einzubringen.

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Liegt die Zukunft der Städte in urbaner Landwirtschaft und Kreislaufwirtschaft? (Foto: ©Polyfilm Verleih)

Die Premiere von „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ findet am 30. Mai im Filmcasino satt. Der Regisseur des Films wird auch anwesend sein, um Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Offizieller Filmstart ist am 2. Juni.

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