Rockzipfel-Fahren

Eine erste Sommerbilanz zog gestern Abend die ZIB2. Der Aufhänger war der meteorologische Herbstbeginn. Tatsächlich ist derzeit schon wieder Zwiebelkleidung angesagt. Was das mit dem Fahrrad zu tun hat? Eine ganze Menge, denn seit die Temperaturen am Fallen sind, schreien meine Röcke im Kleiderschrank wie am Spieß. Pure Überlebensangst treibt sie. Aus Nettigkeit trage ich also dieser Tage öfter luftiges Beinkleid. Und das kann mitunter zum Problem werden.

Am Fahrrad zwickt es nun gewaltig, und die Hand ist die längste Zeit am Rockzipfel anstatt am Lenker. Gratis Höschen-Einblicke müssen nämlich wirklich nicht sein. Dass der Rock, vor allem der enge, kurze aus den 60er Jahren, nicht zum Radfahren erfunden wurde, wird mir schnell klar. Aber ich muss dankbar sein. Dankbar, dass es das Damenfahrrad gibt. Denn mit einer Stange zwischen den Beinen wäre alles noch viel schlimmer. Gar nicht auszudenken.

Aus Sympathie für mein Damenrad recherchiere ich, warum es eigentlich Rad-Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Dass das Damenfahrrad zum Rockfahren erfunden wurde, ist dabei schnell klar. Natürlich war zuerst das Herrenfahrrad da. Immerhin bietet es ja bis heute mehr Stabilität. Entfernt wurde die Stange im Laufe der Zeit bloß, damit auch die Frauen mit ihren langen Röcken aufsteigen konnten. Erst rund um den Ersten Weltkrieg wurde das Tragen von Frauenhosen gesellschaftsfähig, und mittlerweile gibt es genügend Frauen auf Herrenrädern und umgekehrt. Zum Flirten ist das Rad mit Rahmenstange aber immer noch besser geeignet. Da kann man seine/n Angebetete/n nämlich gleich lässig zwischen die Arme nehmen und abtransportieren – wahrscheinlich ist das aber nur im Film richtig romantisch. In der Realität gibt’s dafür wohl eher Watschen.

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