Mit Abgelaufenem gegen die Wegwerf-Mentalität

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Neugierige Besucher verursachten eine lange Warteschlange bei der Eröffnung von Wefood. (Bild:Facebook/Wefood)

Unternehmen setzen Zeichen gegen die verschwenderische Konsumgesellschaft. In einem dänischen Supermarkt stehen nun abgelaufene Lebensmittel im Regal. 

Jährlich werden weltweit rund 1,3 Milliarden Tonnen noch verzehrbarer Lebensmittel auf die Müllhalde verfrachtet. Alleine in Österreich sind es täglich rund 160.000 Tonnen, die nicht mehr verkauft werden können. Damit könnte man ganze Supermärkte füllen – in Dänemark wird das jetzt auch gemacht!

Wefood heißt der neue Supermarkt, der Ende Februar in Kopenhagen eröffnet hat. Die Non-Profit-Organisation Folkekirkens Nødhjælp steht hinter dem Konzept des Crowdfunding-Projektes. Er ist der erste dänische Supermarkt dieser Art und erntet sofort Begeisterung. In den Regalen von Wefood finden sich ausschließlich Waren, die von anderen Läden, lokalen Importfirmen, Metzgern oder kleinen Landwirtschaftsbetrieben ausrangiert werden. Die Idee hinter dem Ganzen ist einfach. Der Plan ist, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und einkommensschwachen Bürgern unter die zu Arme greifen.

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Dänemark als Vorbild für andere Länder. (Bild: Mikkel Østergaard; Quelle: Facebook/Wefood

Dieses Konzept ist nicht die einzige Besonderheit, die der Supermarkt besitzt. Jeder Verkäufer holt nämlich persönlich die aussortierte Ware bei den Märkten und teilnehmenden Betrieben ab, um sie anschließend in die Regale von Wefood zu schlichten. Nicht nur der dänische Supermarkt setzt ein Zeichen gegen die Wegwerfpolitik, sondern auch Frankreich hat die Problematik bereits erkannt und schon im vergangenen Jahr ein Gesetz beschlossen, um Lebensmittelverschwendung zu begrenzen. Französische Supermärkte sind seither dazu verpflichtet abgelaufene oder ausrangierte Ware zu spenden anstatt sie wegzuwerfen.

Abfall ist nicht gleich Abfall

Nicht nur in Frankreich und Dänemark möchten Menschen etwas gegen das Wegwerfen genießbarer Lebensmittel unternehmen. Wastecooking heißt eine österreichische Bewegung gegen die Wegwerf-Mentalität. „Aktionismus hat noch nie so gut geschmeckt!“, heisst es über die ambitionierten Helfer. Es fing mit Mülltauchen (Dumpstern) an und hat schließlich zu einem österreichweiten Projekt geführt. Das Team zaubert aus sogenanntem „Abfall“ hervorragende Gerichte. „Auf das Mindesthaltbarkeitsdatum kann man sich nicht verlassen, und viele Lebensmittel sind gar nicht abgelaufen“, erklärt Wastecooking.

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Wastecooking setzt auch ein Zeichen mit ihrem, mit Pflanzenöl betriebenen, Truck. (Bild: Facebook/wastecooking)

„Keines unserer Produkte hat negative gesundheitliche Folgen“

Abgelaufene Produkte sind doch nicht ohne Grund abgelaufen, könnte man glauben. Was eher Wenige wissen: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum. Somit sind Produkte auch nach dem Überschreiten des aufgedruckten Datums noch genießbar. Herkömmliche Supermärkte können diese aber den Konsumenten nicht weiter anbieten. Mit diesem Wissen und sozialem Engagement kann man auch Geld verdienen. Überall in Europa entstehen so Geschäftsmodelle, die auf das Einsparen von Ressourcen setzen. Dafür steht zum Beispiel auch Dan Cluderey. Mit Approved Food hat der Brite ein Online-Unternehmen aufgebaut. Er liefert abgelaufene und ausrangierte Ware an Kunden im europäischen Raum. Rund 70% der Kosten können laut Unternehmensangaben gespart werden, wenn man bei Approved Food bestellt. In seinem Sortiment befinden sich nicht nur Konserven, Haushaltswaren, Trockenprodukte, Obst und Gemüse, sondern auch Saisonartikel wie Ostereier, die im Rahmen einer Sonderproduktion hergestellt wurden und so nicht mehr in herkömmlichen Märkten verkauft werden. Sein Unternehmen hat mittlerweile 50 Mitarbeiter und diese beliefern täglich eifrig rund 600 Haushalte. So verkleinert er täglich den weltweiten Müllberg um ein Stück.

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„Sie würden in den Müll gehen, wenn wir sie nicht verkaufen“ – Dan Cluderay. (Bild: Approved Food)

Unser Konsumverhalten

An dem Müllhaufen sind wir nicht ganz unschuldig. Unsere Konsumgesellschaft verlangt stetig nach frischen Lebensmitteln. Beschädigte Ware oder Ware die bereits das Haltbarkeitsdatum überschritten hat wollen wir nicht mehr kaufen – Lebensmittel werden weggeschmissen und Müllberge entstehen. Zeit etwas dagegen zu tun. Lamine Lahouasnia, Leiter der Abteilung für verpackte Lebensmittel bei Euromonitor International beschreibt Den Kampf gegen Verschwendung in der Lebensmittel-Industrie als  einen der großen, globalen Trends. Das macht Hoffnung.

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